Gedanken zum Sonntag: Standhaftigkeit in apokalyptischen Zeiten

Gedanken zum 13.  November 2016 – 33. Sonntag im Jahreskreis 

Von Stephan Leimgruber* / kath.ch

Die biblischen Lesungen im Monat November haben in der Regel apokalyptischen Charakter. Da ist von beängstigenden Erdbeben die Rede, von gewaltsamen Auseinandersetzungen bis hin zu Kriegen: «Ein Volk wird sich gegen das andere erheben»; es wird von entsetzlichen Seuchen und grossen Hungersnöten gesprochen, und «am Himmel erscheinen schreckliche Zeichen». ̶ All diese Phänomene gehören zum apokalyptischen Wort- und Bilderschatz der Bibel und gleichzeitig dürften echte Erfahrungen solcher Phänomene am Ursprung dieser Redearten gestanden haben.

Wenn wir vor diesem Hintergrund die heutige Welt betrachten, fällt es uns geradezu leicht, ähnliche Katastrophen auszumachen: Vor wenigen Wochen ereignete sich in Italien ein furchtbares Erdbeben mit über zweihundert Toten; noch immer tobt ein furchtbarer Krieg um die Stadt Aleppo mit einer Million Einwohnerinnen und Einwohner. Vor Kurzem gedachte man am 11. September 2016 des Terrorangriffs auf die Zwillingstürme in New York vor 15 Jahren, und es gibt Waldbrände nicht nur auf Sizilien, die reichhaltige Naturgebiete zerstören. Die Hungersnöte in Äthiopien dauern an. Ohnmächtig stehen wir vor so viel geheimnisvollen auch schädlichen Naturmachten und vor unverständlicher Selbstzerstörung der Menschen. Neue apokalyptische Vorgänge sind zu befürchten. Die Frage stellt sich, ob es bald auch uns treffen könnte? Werden auch wir einmal Opfer solcher wahnsinniger Taten und Ereignisse oder – noch schlimmer – Täter?
Sowohl das Evangelium des Tages wie auch der Apostel Paulus legen ihr Augenmerk auf eine Widerstandshaltung der Christen in solch apokalyptischen Zeiten, und mit der Standhaftigkeit ist eine Verheissung verbunden: «Wenn ihr standhaft bleibt, werdet ihr das Leben gewinnen» (Lk 21,19). Also gefragt ist weder Kleinmut noch Verzweiflung, sondern eine in Gott verankerte Standhaftigkeit. Mag im Leben alles wanken, und kein Stein auf dem anderen bleiben, wer an Jesu Christus glaubt und sich ihm anvertraut, darf sich auf ihn ganz und gar verlassen. Sein Wort lädt dazu ein, das Evangelium ohne Abstriche hochzuhalten.

*Stephan Leimgruber ist Spiritual am Seminar St. Beat in Luzern und für die Theologinnen und Theologen in der Berufseinführung im Bistum Basel zuständig.

14. Oktober 2016 | 10:32
Lesezeit: ca. 1 Min.
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