Ein Rekrut legt seinen Eid ab
Vatikan

«Dienen darf kein Zwang sein»

Rom, 7.5.18 (kath.ch) Am Sonntag haben 32 Rekruten den feierlichen Schwur auf die Gardefahne abgelegt. Das Gardekommando rechnet mit Rekrutierungsengpässen. Bischof Felix Gmür, der an der Feier teilgenommen hat, bleibt jedoch unbesorgt.

«Vielleicht wird die Rekrutierung schwieriger, aber da muss man eben intensiver suchen», sagte Gmür am Rande der Vereidigungsfeier für neue Gardisten am Sonntag im Vatikan der katholischen Nachrichtenagentur.

Die pessimistischen Zukunftsaussichten der Schweizergarde werden mit den geburtenschwachen Jahrgängen, aber auch mit der Reduzierung der Mannschaftsstärke der Schweizer Armee begründet.

Wohlstandsproblem

Gardekommandant Christoph Graf beklagte in seiner Ansprache, die Gesellschaft entwickle sich in eine fatale Richtung. Der Wohlstand führe zu einer Haltung, die meine, den anderen nicht mehr nötig zu haben. Verbreitet sei eine fehlende Bereitschaft zur Bindung und zu sozialem oder religiösem Engagement, wenn dies nicht mit einem finanziellen Ausgleich verbunden sei. 

Nächstenliebe, Demut und Verzicht

Als besondere Anforderungen des Gardedienstes nannte Graf Nächstenliebe, Demut und Verzicht. «Was den meisten zu schaffen macht, ist der Verzicht», so der Kommandant. Einsatz für das Gemeinwohl sei notwendig, lebe aber von Freiwilligkeit. «Dienen darf kein Zwang sein, dienen ist eine Angelegenheit des Herzens», sagte Graf und zitierte ein Wort Mutter Teresas: «Die Frucht des Dienens ist der Frieden.»

«Vielen fehlt eine religiöse Prägung.»

Hinzu kommt, dass sich immer weniger junge Schweizer mit der katholischen Kirche identifizieren. Gardekommandant Christoph Graf nannte bei einer Pressekonferenz vor der Vereidigungsfeier «eine Realität», dass vielen Kadidaten eine religiöse Prägung fehle. «Wenn wir nur Gardisten wollten, die jeden Sonntag zur Messe gehen, könnte die Garde nicht existieren», so Graf.

Ähnlich sagte Bischof Gmür, schon jetzt sei es so, dass manche Gardisten erst im Vatikan den katholischen Glauben näher kennenlernten. Bei Interessenten für den Gardedienst sei die religiöse Praxis «wie bei anderen Jugendlichen auch – manchmal gross, manchmal weniger gross».

Man muss ja nicht das Vaterunser aufsagen können.

Es gebe keinen «Praxistest» für die Frömmigkeit der Bewerber, sagte Gmür: «Man muss ja nicht das Vaterunser aufsagen oder das Glaubensbekenntnis können – das Interesse ist wichtig.» Die Gardisten suchten einen «Weg für ihr Leben und suchen auch Gott», so der Bischof.

Die Rekruten, die teils schon im vergangenen Juni in die Garde eintraten, stammen aus 13 verschiedenen Kantonen. Als Vertreter des Papstes wohnten dem feierlichen Schwur auf die Gardefahne Paolo Borgia vom vatikanischen Staatssekretariat und Kurienerzbischof Georg Gänswein als Präfekt des Päpstlichen Hauses bei. Als Gäste zugegen waren auch der Schweizer Kardinal Kurt Koch, Ökumene-Beauftragter des Papstes, und der päpstliche Aussenbeauftragte Erzbischof Paul Richard Gallagher. (cic)

cath.ch hat über die Vereidigung ein Video gedreht, das auf Französisch verfügbar ist:

 

Ein Rekrut legt seinen Eid ab | © Oliver Sittel
7. Mai 2018 | 11:24
Lesezeit: ca. 2 Min.
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