Kardinal Giovanni Angelo Becciu, 2018 im Vatikan.
Vatikan

Fünfeinhalb Jahre Haft für Kardinal Becciu – nur Geldstrafe für Brülhart

Der italienische Kardinal Angelo Becciu (75) ist im Vatikan wegen Unterschlagung und weiterer Straftaten zu fünf Jahren und sechs Monaten Haft und einer Geldbusse von 8000 Euro verurteilt worden. Der Schweizer René Brülhart kam mit einer Geldstrafe davon.

Der Strafgerichtshof des Vatikanstaats verkündete das Urteil am Samstagnachmittag. Becciu ist der erste Kardinal in der Kirchengeschichte, der von der Vatikan-Justiz wegen einer Straftat verurteilt wurde.

Kardinal Becciu geht in Berufung

Becciu will in Berufung gehen. Das kündigte sein Anwalt Fabio Viglione nach der Urteilsverkündung am Samstagnachmittag an. Vor Journalisten sagte Viglione: «Wir respektieren das Urteil, aber wir werden in Berufung gehen.»

Neben Becciu wurden weitere Angeklagte zu Haftstrafen und Geldbußen verurteilt, einige Angeklagte wurden freigesprochen. Zu den Verurteilten zählt eine Freundin des Kardinals, der Becciu laut Anklage mehrere hunderttausend Euro aus Vatikankassen hatte zukommen lassen. Verurteilt wurden auch mehrere Finanzberater, die an verlustreichen Investitionen des Vatikans beteiligt waren. Mit den Urteilen endet ein zweieinhalb Jahre dauernder Strafprozess.

Schweizer von betrügerischen Machenschaften freigesprochen

Der ehemalige vatikanische Finanzaufseher Rene Brülhart ist im Finanzstrafprozess um Kardinal Angelo Becciu zu einer milden Geldstrafe verurteilt worden. Wie das Gericht am Samstag mitteilte, wurde der Schweizer vom Vorwurf der Mitwirkung an Unterschlagungen und betrügerischen Machenschaften freigesprochen.

Schuldig gemacht habe er sich nur insofern, als er die verdächtigen Vorgänge nicht bei der vatikanischen Justiz angezeigt habe. Für diesen Gesetzesverstoss wurde Brülhart zu einer Geldstrafe von 1750 Euro verurteilt.

Verlustreiche Immobilien-Investition

In dem Finanzstrafverfahren ging es unter anderem um eine verlustreiche Immobilien-Investition, die Becciu für den Vatikan getätigt hatte. Ferner versuchte das Gericht zu klären, ob Becciu mehrere hunderttausend Euro aus vatikanischen Kassen zugunsten einer Bekannten sowie zugunsten seiner Familie veruntreut hatte. (cic/rp)


Kardinal Giovanni Angelo Becciu, 2018 im Vatikan. | © KNA
16. Dezember 2023 | 17:37
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