Früherer Weltkirchenrats-Generalsekretär Castro verstorben

Montevideo/Genf, 7.4.13 (Kipa) Der evangelisch-methodistische Pfarrer, Befreiungstheologe und frühere Generalsekretär des Weltkirchenrats (Ökumenischer Rat der Kirchen/ÖRK), Emilio Castro, ist am 6. April in Montevideo (Uruguay) im Alter von 85 Jahren verstorben. Dies gab der Rat am Sonntag in Genf bekannt. Castro amtierte von 1985 bis 1992 als Generalsekretär des in der Westschweizer Metropole ansässigen Weltkirchenrats.

Der 1927 in Uruguay geborene und katholisch getaufte Kirchendachverbands-Leiter prägte die ökumenische Arbeit durch Akzente, die er aus der Theologie der Befreiung einbrachte. Mit wortgewaltigen Predigten und prononcierten sozialethischen Forderungen nach Erneuerung der internationalen Ökonomie und Politik machte er in den Kirchen auf sich aufmerksam, erfuhr dadurch aber auch scharfen Widerspruch konservativer und wirtschaftsliberaler Kreise.

Studium in der Schweiz

Emilio Castro studierte nach Erlangung seiner Hochschulreife Evangelische Theologie in Basel, wo er stark von Karl Barths beeinflusst wurde. An der Universität Lausanne legte er seine Dissertation vor und promovierte zum Doktor der Theologie. Er war als methodistischer Gemeindepastor tätig, bevor er in mehreren lateinamerikanischen und internationalen ökumenischen Einrichtungen arbeitete. Im Jahre 1973 wurde er zum Direktor der Kommission für Weltevangelisation beim ÖRK in Genf berufen, 1985 zum Generalsekretär gewählt.

Besondere Ziele seiner Amtsführung waren die Integration lateinamerikanischer Pfingstkirchen in den Rat und die ökumenische Suche nach einer gerechteren Weltordnung. Auch nach seinem Ausscheiden aus der ÖRK-Spitze blieb sein Wirken auf die Durchführung eines Friedenskonzils aller Kirchen ausgerichtet.

Ökumenisches Engagement für Frieden

Castro gilt neben Taizé-Prior Roger Schutz (1915-2005) als massgeblicher Initiator des «Konziliaren Prozesses für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung» (»GFS-Bewegung»). Dafür war er auch publizistisch tätig, referierte er auf Kongressen und fungierte er als Herausgeber. Begonnen hatte dieser gemeinsamen Lernweg christlicher Kirchen zu Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung 1983 auf der VI. Vollversammlung des Weltkirchenrats in Vancouver (Kanada), wo die Stationierung von Massenvernichtungswaffen diskutiert und als Verbrechen gegen die Menschheit bezeichnet wurde. Um etwas bewirken zu können, sollten die Kirchen gemeinsam für Frieden eintreten.

Eine Konkretisierung innerhalb der GFS-Bewegung war dann die Erste Europäische Ökumenische Versammlung (EÖV) zum Thema «Frieden in Gerechtigkeit», die 1989 in Basel stattfand. Nachfolgeveranstaltungen gab es in Graz (1997) und Sibiu (2007).

Tauziehen um Teilnahme der Katholiken an der Weltversammlung

1990 wurde unter Emilio Castros Leitung vom ÖRK in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul die «Erste Weltversammlung für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung» abgehalten. Auch die katholische Kirche war bei der Grossveranstaltung mit einer 20-köpfigen Delegation – jedoch ohne Stimmrecht – vertreten.

Um die Teilnahme der katholischen Kirche an der Weltversammlung hatte es ein langes Tauziehen gegeben. Das Zentralkomitee des Weltkirchenrats hatte bereits ab 1985 die enge Zusammenarbeit mit Rom bei der Vorbereitung der Weltversammlung gesucht. So bat Emilio Castro etwa den damaligen Ökumenerats-Präsidenten Kardinal Johannes Willebrands eindringlich, dahingehend zu wirken, dass die katholische Kirche als Mitveranstalterin der Weltversammlung auftritt. (kipa/kap/bal)

7. April 2013 | 12:43
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