Comic von Kati Rickenbach in der Broschüre "Wirtschaft ist Care".
Schweiz

Frauensynode lädt mit Comic zum Nachdenken über Wirtschaft ein

Zürich, 11.11.18 (kath.ch) In der Comic-Broschüre «Wirtschaft ist Care» stehen Sätze wie «Würdest du leben, wenn deine Eltern nur gegen finanzielle Anreize für dich gesorgt hätten?» Mit dem Dokument, das Texte und Comics enthält, wolle die «Frauensynode» einladen, sich auf einen Perspektivenwechsel in der Wirtschaft einzulassen, sagte die Theologin und Co-Autorin Regula Grünenfelder gegenüber kath.ch.

Barbara Ludwig

Die 24 Seiten starke Comic-Broschüre mit dem Titel «Wirtschaft ist Care» erscheint in einer Auflage von 5000 Exemplaren. Am Samstag hat dazu in Zürich die Vernissage im Rahmen einer Veranstaltung der Frauensynode 2020 stattgefunden, heisst es in einer Mitteilung der Veranstalterinnen von Samstag. Rund 50 Personen nahmen nach Angaben von Regula Grünenfelder an der Vernissage teil.

Auch unbezahlte Arbeit gehört zur Wirtschaft

Die Broschüre stellt in Text und Bild einen Wechsel der Perspektive im ökonomischen Denken dar, für den sich die Frauensynode stark macht. Bei diesem Wechsel gehe es darum, auch die unbezahlte Arbeit in die Reflexion von Wirtschaft einzubringen, erklärte Grünenfelder am Sonntag gegenüber kath.ch.

Laut der Broschüre, die von «Care-Arbeit» (Care für Sorge oder Fürsorge) spricht, trägt auch die unbezahlte Arbeit, die vor allem von Frauen geleistet wird, ganz wesentlich zur Erfüllung menschlicher Bedürfnisse bei. In der Ökonomie spiele sie aber keine Rolle, so Grünenfelder. Und dies obschon alle Lehrbücher die Wirtschaft als Theorie und Praxis definierten, «um planvoll die Bedürfnisse von Menschen zu befriedigen».

Abkehr vom Kreisen ums Geld

In der Broschüre steht, in den meisten Lehrbüchern zur Wirtschaft gehe es «ungefähr ab Seite drei nur noch ums Geld. Und nicht mehr um das, was Menschen als Geborene zum Leben brauchen». Grünenfelder plädiert dafür, «wieder ernst zu nehmen, was sich die Ökonomie selbst auf die Fahne geschrieben hat».

Die Texte in der Broschüre stammen von Grünenfelder und der Theologin Ina Praetorius. Es gebe längst Grundlagenwerke der Care-Ökonomie, sagte Grünenfelder weiter. Sie aber seien die ersten, die mit dieser Broschüre den aus ihrer Sicht nötigen Perspektivenwechsel einfach und verständlich darstellten. Auch mit Hilfe der Comics.

Die Illustrationen stammen von Kati Rickenbach, die auch den Comic «Let’s talk about Gender» illustriert hat.

Kirchenfrauen stehen hinter der Frauensynode

Die Broschüre richtet sich laut Grünenfelder an die Personen und Organisationen, die zum Netzwerk der Frauensynode und der Care-Bewegung gehören. Die Frauensynode ist gemäss Mitteilung ein «prozessorientiertes Projekt» aus der Frauenkirchenbewegung der Schweiz und Europas. Seit 1995 haben in der Schweiz sechs Veranstaltungen unter dem Titel «Frauensynode» stattgefunden.

Getragen wird die Frauensynode von einem Verein, in dessen Vorstand unter anderem die beiden konfessionellen Frauendachverbände «Evangelische Frauen Schweiz» (EFS) und der Schweizerische Katholische Frauenbund (SKF) vertreten sind.

Auch Hebammen und Bäuerinnen ansprechen

Man wolle nebst den Kirchenfrauen und den in der Care-Bewegung Engagierten aber auch weitere Kreise ansprechen, etwa Hebammen und Landwirtinnen, sagte Grünenfelder weiter. Die Autorinnen betonen in der Broschüre zudem, dass es nicht um eine Frauenthema handle; auch Männer seien in der Frauensynode willkommen.

Die Broschüre dient laut der Theologin Regula Grünenfelder als Diskussionsgrundlage im Hinblick auf die Frauensynode 2020. Diese wird bereits seit 2017 vorbereitet und befasst sich mit der Care-Wirtschaft. (aktualisiert 12.11. sys)


Comic von Kati Rickenbach in der Broschüre «Wirtschaft ist Care». | © zVg
11. November 2018 | 16:45
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