Frauensynode 2020: Wirtschaft soll mehr Sorge zum Menschen tragen

Pfäffikon SZ, 9.5.17 (kath.ch) Die Kirchenfrauen der Schweiz lancieren eine Diskussion zum Thema «Welt neu gestalten: Wirtschaft ist Care». Ein synodaler Prozess soll auf die Frauensynode 2020 hinführen. In Pfäffikon fand am Samstag ein World Café dazu statt – unter der Leitung der Theologinnen Regula Grünenfelder und Ina Praetorius.

Regula Pfeifer

Diskutiert werden soll eine Wirtschaft, «die unser aller Bedürftigkeit, unser Sorgen füreinander und für den Lebensraum Welt in die Mitte nimmt», heisst es im Einladungsflyer zum World Café in Pfäffikon. Die ökologische Situation und die sozialen Herausforderungen drängten zu einem neuen Ansatz, ist Regula Grünenfelder überzeugt.

Unbezahlte Arbeit überwiegt

Im Einführungsreferat zeigte die reformierte Theologin Ina Praetorius auf, wie die klassischen Ökonomen in ihren Lehrbüchern Ökonomie zwar als «Lehre von der Befriedigung menschlicher Bedürfnisse» definieren. Dann aber rasch auf die Themen Geld, Handel und Banken schwenken. Die wahren Bedürfnisse kämen kaum zur Sprache in den üblichen Wirtschaftstheorien, sagt Praetorius gegenüber kath.ch. Dabei zeige das Bundesamt für Statistik schon seit zwanzig Jahren auf, dass die unbezahlte Arbeit umfangmässig die Erwerbsarbeit übersteigt.

Die rund 30 anwesenden Frauen waren sich laut Praetorius einig: «Die Fürsorgewirtschaft bildet die Mitte des Lebens». In Gruppen entwickelten sie Ideen, wie das Thema angepackt werden könnte. «Wir beschäftigten uns mit der Frage, wie wir das Wissen auf den Weg bringen könnten, damit sich immer mehr Menschen damit beschäftigen, wie man vom Wissen zum Handeln kommt», so Grünenfelder.

Medienkritik, Wortwahl, Geburt

Die Medienkritik verstärken, war eine der Ideen. Der Arbeitsbegriff sei im Journalismus noch immer auf den Erwerb reduziert, erklärt Praetorius gegenüber kath.ch. Er sollte sich aber auf unbezahlte Care-Arbeit ausweiten, so die Forderung.

Die Wortwahl in den Care-Institutionen sollte an Lebensqualitäten anknüpfen, war laut Grünenfelder ein anderer Input einer Teilnehmerin. So würde jede andere Wortkombination bei den Bewohnerinnen und Bewohnern weitaus positivere Assoziationen hervorrufen als «Bettenpavillon», wie der Wohnteil eines Altersheims heisst.

Die selbstbestimmte Geburt werde zunehmend verdrängt, wurde ein weiteres Problem von Seiten anwesender Hebammen aufgeworfen. Immer mehr Frauen würden mit Kaiserschnitt gebären und zu oft unter Vorgaben, die von ökonomischen Interessen, Ängsten und der Gesundheitsadministration diktiert würden. «Gebären und geboren werden sind zentrale Themen der Kirchenfrauen, wie auch das gastliche Ankommen von anderen Neulingen bei uns wie geflüchteten Menschen», erklärt Grünenfelder.

Spiritualität als Ressource

Diese und weitere Themen müssten fortan unter dem Blickwinkel der Fürsorgewirtschaft betrachtet werden, ist sie überzeugt. Und Spiritualität sei dafür eine Ressource. Dieser Perspektivenwechsel führe zu umfassenderen und nachhaltigeren Lösungen, so Grünenfelder.

Regula Grünenfelder hat als Leiterin der Fachstelle feministische Theologie der Frauenkirche Zentralschweiz das Thema «Wirtschaft ist Care» aufgeworfen. In ihrer Organisation wurde diskutiert und entschieden, sich dafür zu engagieren.

Bereits an der Frauensynode vom 28. August 2016 in Aarau stellte Grünenfelder das Thema zusammen mit der Pfarrerin Esther Gisler Fischer vom Verein Wirtschaft ist Care (WiC) und der Präsidentin der Frauenkirche Zentralschweiz, Claudia Küttel-Fallegger, vor.

Synodaler Prozess

Mit dem Anlass in Pfäffikon wurde nun ein synodaler Prozess hin zur Frauensynode 2020 in Gang gesetzt. Dabei würden immer wieder Menschen aus den verschiedenen Regionen in die Diskussion einbezogen. Das Kernteam um Regula Grünenfelder von der Frauenkirche Zentralschweiz und Ina Praetorius vom Verein WiC wird die Inputs bündeln und weiter tragen zu den nächsten Veranstaltungen.

Für den 11. November ist ein «Care-Zmorge» in Bern geplant; dies, um Präsenz in Bundesbern zu zeigen. Dabei sollen 20 Jahre Datenerhebung zur unbezahlten Arbeit gefeiert werden – aber auch weitere Ansätze der Care-Thematik diskutiert werden.

Schweiz ist gut im Rennen

Die Schweiz sei mit ihrer relativ früh eingeführten Erfassung der unbezahlten Arbeit recht gut im Rennen im Vergleich zu anderen Nationen, weiss Praetorius. Care-Wirtschaft sei aber weder ein schweizerisches noch ein innerschweizerisches Thema, betont die feministische Theologin. «Wir schliessen uns einer weltweiten Bewegung an.»

Der Verein Frauensynode wahrt die Kontinuität des wiederkehrenden Anlasses. In seinem Vorstand haben der Schweizerische Katholische Frauenbund (SKF) und die Evangelischen Frauen Schweiz (EFS) Einsitz.

Mehr Infos demnächst auf www.frauensynode.ch

 

World Café zur Frauensynode 2020 | © zVg
9. Mai 2017 | 08:20
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