Frauen demonstrieren für "Predigerinnen" und "Frauenweihe" am Infostand der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) in Frankfurt.
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Frauen als nützliche Idiotinnen? CWC-Bericht prangert Klerikalismus an

Manche Frauen haben Theologie studiert – dürfen aber nur den Pfarrer unterstützen. In der katholischen Kirche leiden Frauen unter Klerikalismus, sexueller Gewalt und Machtmissbrauch. Ein Bericht des «Catholic Women’s Council» fordert Reformen in der Kirche – und ein Ende der «romantisierten Marientheologie».

Beate Laurenti

Das internationale Netzwerk «Catholic Women’s Council» (CWC) hat in einem Bericht die Situation der Frauen in der katholischen Kirche kritisiert. Viele von ihnen seien angesichts von Machtmissbrauch, Diskriminierung und Sexismus zunehmend frustriert. 

Viele Frauen erhalten kein Geld für ihre Arbeit in der Kirche

«Weltweit werden die Abwesenheit von Frauen auf Entscheidungsebenen und ihr Ausschluss von ordinierten Ämtern als die schwerwiegendsten Formen von Diskriminierung und Ungerechtigkeit angesehen», heisst es im «Synod Report 2022». Dafür hat das Netzwerk Stimmen von Frauen aus aller Welt zu Themen wie Macht, Teilhabe und Strukturen in der Kirche gesammelt. Der Bericht ist als Reaktion auf den von Papst Franziskus eingeleiteten Synodalen Prozess entstanden. 

Die Junia-Initiative kämpft für Geschlechtergerechtigkeit in der katholischen Kirche.
Die Junia-Initiative kämpft für Geschlechtergerechtigkeit in der katholischen Kirche.

Einer CWC-Umfrage zufolge bemängeln die meisten Frauen ihre fehlende Entscheidungsbefugnis in der Kirche. Zudem arbeiteten sie überwiegend ehrenamtlich und erhielten kein Geld. Die meisten Teilnehmenden seien im pastoralen Bereich tätig, gefolgt von Religionsunterricht und liturgischen Feiern. 

Geschlechtsspezifische Gewalt

Rund zehn Prozent leiteten eine Gemeinde. Besonders schockierend sei die Tatsache, dass die meisten Frauen bereits Gewalt erlebt hätten. Viele von ihnen fühlten sich unsichtbar. Für die Umfrage wurden den Angaben zufolge in einem Zeitraum von zwei Monaten weltweit 2’286 Frauen virtuell befragt. 

Kampfparole gegen Sexismus
Kampfparole gegen Sexismus

In Afrika wird dem Netzwerk zufolge die Ungleichheit zwischen Männern und Frauen durch das Patriarchat, hierarchische Strukturen und die männliche Vorherrschaft im Katholizismus zusätzlich verstärkt. Auch seien Frauen häufiger von geschlechtsspezifischer Gewalt und Morden betroffen. 

«Romantisierte Marientheologie»

Viele klagten darüber, sich von der Kirche ausgenutzt und durch eine «romantisierte Marientheologie» ausgeschlossen zu fühlen – obwohl der Katholizismus die grösste christliche Konfession in Afrika sei. 

Gnadenbild "Mutter vom guten Rat" in der Weinrebenkapelle Hünenberg.
Gnadenbild "Mutter vom guten Rat" in der Weinrebenkapelle Hünenberg.

Frauen in Asien leiden laut Report unter verbaler, spiritueller, sexueller und psychologischer Gewalt. Die Situation würde durch den Machtmissbrauch der Kleriker in den Kirchen zusätzlich verschlimmert. Da Christinnen in den meisten asiatischen Ländern in der Minderheit seien, arbeiteten viele von ihnen inzwischen jenseits der Kirche in unabhängigen Gemeinschafen mit Frauen anderer Glaubensrichtungen zusammen. Dabei gehe es etwa um Fragen der sozialen Gerechtigkeit. 

Frauen als «reine Gehilfinnen»

Wie aus dem Bericht hervorgeht, werden in Nordamerika vor allem dunkelhäutige und hispanische Katholikinnen ausgegrenzt. Sie würden in der nordamerikanischen Kirche institutionell unterdrückt und seien oftmals Gewalt ausgesetzt. Weil Gleichberechtigung nicht anerkannt werde, hätten viele Frauen der Kirche den Rücken gekehrt. 

"Maria 2.0" demonstriert gegen Kardinal Koch in Schwäbisch Gmünd.
"Maria 2.0" demonstriert gegen Kardinal Koch in Schwäbisch Gmünd.

Als «reine Gehilfinnen» würden Frauen in Europa angesehen, heisst es. Ihre Arbeit werde als blosse Unterstützung für den Pfarrer gewertet. Oft erfuhren ihre theologischen Studien und fachlichen Beitrage weniger Wertschätzung. Viele seien aus der Kirche bereits ausgetreten.

Neues Kirchenrecht gefordert

In dem Bericht kritisiert CWC ausserdem den Umgang mit queeren Menschen sowie mit Missbrauch. Weltweit schütze die katholische Kirche «weitgehend kriminelle Priester und Bischöfe, verleumdete jedoch die Betroffenen und brachte so zum Schweigen». 

Brainstorming zur Synodalität beim RKZ-Fokus in Bern im September 2021.
Brainstorming zur Synodalität beim RKZ-Fokus in Bern im September 2021.

Um die Krise zu überwinden, brauche es unter anderem ein neues Kirchenrecht, eine Null-Toleranz-Praxis gegenüber Missbrauch und mehr Rechte für Frauen. Die Kirche müsse eine globale Führungsrolle mit Blick auf die Wahrung von Menschenrechten einnehmen, insbesondere solche, die Frauen vor Gewalt und Extremismus schützten.  

CWC ist eigenen Angaben zufolge ein weltweiter Dachverband von Initiativen und Organisationen, die sich für Gleichberechtigung von Frauen in der katholischen Kirche einsetzen. 


Frauen demonstrieren für «Predigerinnen» und «Frauenweihe» am Infostand der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) in Frankfurt. | © KNA
17. Oktober 2022 | 17:55
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