In der aktuellen Kirchenstruktur sind Bischöfe überflüssig, findet Zeno Cavigelli.
Schweiz

Warum die Schweizer Bischöfe ohne Frauen konferieren wollen

Frauenverbände wollten, dass bei den Vollversammlungen der Bischofskonferenz auch Frauen am Tisch sitzen. Doch die Bischöfe sind dagegen. Bis auf Mediensprecherin Julia Moreno wollen die Männer unter sich bleiben. Das Bistum St. Gallen spricht von einem «geschützten Gesprächsrahmen».

Regula Pfeifer

In der Schweizer Bischofskonferenz ist nach wie vor keine Frauenvertretung vorgesehen. Das hat kürzlich die Arbeitsgruppe entschieden, in der der Schweizerische Katholische Frauenbund (SKF), die Schweizer Bischofskonferenz (SBK) und der Frauenrat der SBK vertreten sind. Begründet wurde dies mit den universalkirchlichen rechtlichen Vorgaben der Bischofskonferenz. Diese schreibe vor, dass nur Bischöfe und Territorialäbte deren Mitglieder sind, heisst es in der Mitteilung.

Dieser Entscheid ist ein Rückschlag für den Frauenbund. Dieser hatte eine ständige Frauenvertretung während der Vollversammlungen der Bischofskonferenz gefordert. Auf Anfrage von kath.ch nennen die Bistümer Basel und St. Gallen weitere Gründe.

«Wenn es bald Bischöfinnen gibt, tagen dort Bischöfinnen und Bischöfe.»

Hansruedi Huber, Sprecher des Bistum Basel

«Eine Geschäftsleitung ist normalerweise ein Gremium, das sich aus Personen mit operativer Verantwortung zusammensetzt», schreibt Hansruedi Huber, Sprecher des Baslers Bischof Felix Gmür, auf Anfrage von kath.ch. So sei das auch bei der SBK. «Wenn es bald Bischöfinnen gibt, tagen dort Bischöfinnen und Bischöfe», fügt er an.

Julia Moreno ist die Kommunikationsverantwortliche der Schweizer Bischofskonferenz.
Julia Moreno ist die Kommunikationsverantwortliche der Schweizer Bischofskonferenz.

Gleichzeitig erwähnt Huber, dass mit der Kommunikationsverantwortlichen bereits seit Jahren auch eine Frau im Gremium mit dabei sei, «die ihre Führungsverantwortung wahrnimmt». Bis 2021 war Encarnación Berger-Lobato Sprecherin der Bischofskonferenz. Ihre Nachfolge ist ebenfalls eine Frau: Julia Moreno.

Vertraulicher Austausch

Das Bistum St. Gallen wiederum lässt ausrichten: An den grundsätzlich nicht-öffentlichen Vollversammlungen der SBK nähmen nur Bischöfe und Territorialäbte der Schweiz sowie das geschäftsführende Generalsekretariat teil. «Damit ist ein vertraulicher Austausch unter den Bischöfen gewährleistet, der mitunter hart und gegensätzlich ausgetragen wird – und gelegentlich auch werden muss.»

Der Bischof von St. Gallen, Markus Büchel, betont zudem: «Keiner der Bischöfe hat sich dafür ausgesprochen, diesen geschützten Rahmen aufzugeben.» Es brauche Räume, «wo man unter sich reden kann. Es ist jedermanns gutes Recht, diesen geschützten Rahmen nicht zu öffnen», teilt das Bistum St. Gallen weiter mit. Denn die Anwesenheit Dritter verändere den Charakter jedes Gesprächs.

Das wäre auch bei einem ständigen Einsitz von Externen der Fall – etwa von Vertretungen von Frauen, Laien oder Seelsorgenden, ist das Bistum St. Gallen überzeugt. Es erwähnt aber, dass zu einzelnen Geschäften auch Gäste oder Expertinnen und Experten beigezogen würden.


In der aktuellen Kirchenstruktur sind Bischöfe überflüssig, findet Zeno Cavigelli. | © Laurent Crottet
8. Oktober 2022 | 07:00
Lesezeit: ca. 2 Min.
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