Die Zürcher Synodalratspräsidentin Franziska Driessen-Reding auf der Pride in Zürich.
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Franziska Driessen-Reding gratuliert Franziskus: «Haben Sie den Mut, die Fesseln der klerikalen Männerbünde zu sprengen»

Papst Franziskus feiert heute seinen 86. Geburtstag. «Wir Schwestern vom Fahr sind mit Papst Franziskus im Gebet verbunden», sagt Priorin Irene Gassmann. Die Zürcher Synodalratspräsidentin Franziska Driessen-Reding schreibt ihrem Namensvetter, er solle endlich vorwärts machen.

Franziska Driessen-Reding: «Die Zeichen der Zeit erfassen»

Franziska Driessen-Reding
Franziska Driessen-Reding

«Lieber Papst Franziskus

Ich bewundere, dass Sie sich in Ihrem hohen Alter noch mit all den Problemen in der Kurie, mit zahllos durch Kleriker begangene Missbräuche und Finanzskandalen Ihrer Vatikanbank herumschlagen.

Sollte ich so alt werden wie Sie, hoffe ich, dass mich solche Probleme nicht mehr plagen. Sie sind aber noch im Amt. Deshalb wünsche ich Ihnen, dass Sie die Zeichen der Zeit erfassen.

Was unsere Kirche an die Wand fährt, ist nicht der Zeitgeist, sondern die Verweigerung, mit der Zeit zu gehen und für die Menschen unserer Zeit das Evangelium zu verkünden.

Dazu gehört auch, dass Sie endlich wahrnehmen, dass über die Hälfte der Menschen in unserer Kirche täglich diskriminiert wird. 

Haben Sie den Mut, die Fesseln der klerikalen Männerbünde zu sprengen. Das kann man auch mit 86 noch. Ich habe die Hoffnung in Sie noch nicht ganz aufgegeben.

Ich wünsche Ihnen Glück, Gesundheit – und Gottes Segen!

Ihre Mitstreiterin Franziska»

Franziska Driessen-Reding ist Synodalratspräsidentin in Zürich.

Priorin Irene Gassmann: «Wir Schwestern vom Fahr sind mit Papst Franziskus im Gebet verbunden»

Priorin Irene Gassmann
Priorin Irene Gassmann

«Ich wünsche Papst Franziskus gute Gesundheit und Kraft für seine grosse Aufgabe. Weiter wünsche ich ihm Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die die Zeichen der Zeit erkennen und Papst Franziskus in dieser wichtigen Phase der Kirche gut und ehrlich beraten und unterstützen.

Möge die Geistkraft Papst Franziskus erfüllen und stärken, damit er in Offenheit und Vertrauen den von ihm initiierten synodalen Prozess entschieden fortsetzt und den Raum des Zeltes weitet, so dass die synodale Kultur in unserer Kirche immer mehr Gestalt annimmt.

In Dankbarkeit für die vielen wertvollen und ermutigenden Impulse sind wir Schwestern vom Fahr mit Papst Franziskus im Gebet verbunden.

Priorin Irene Gassmann»

Die Benediktinerin Irene Gassmann ist Priorin des Klosters Fahr.

Urs Brosi: Franziskus sät, was erst später geerntet werden kann

RKZ-Generalsekretär Urs Brosi ist Kirchenrechtler.
RKZ-Generalsekretär Urs Brosi ist Kirchenrechtler.

«Papst Franziskus hat uns alle immer wieder irritiert: Er verändert die Kirche – und erschreckt damit die Bewahrer, erfüllt aber nicht die Wünsche seiner Anhängerinnen und Anhänger. Er setzt erstaunliche Zeichen, engagiert sich für Menschen in existenzgefährdenden Situationen, politisiert für eine gerechte und umweltschonende Wirtschaftsordnung, nutzt aber seine innerkirchliche Macht nur selten, widersetzt sich vielmehr unserer Ungeduld und will Reformen reifen lassen, wartet auf eine geistliche Bestätigung.

Nun hat er mit der Neuausrichtung der Synodalität eine Tür geöffnet, die die Kirche auf einen Weg führt, dessen Ende wir nicht erahnen können. Franziskus wird wiederum keine raschen Entscheidungen treffen. Es ist anzunehmen, dass er eine Saat ausbringt, deren Früchte erst später geerntet werden.

Ich wünsche Papst Franziskus zu seinem 86. Geburtstag, er möge die Gabe der «Unterscheidung» (discernimento), die für seine Spiritualität so zentral ist, in reichem Mass geschenkt bekommen, um diesen wichtigen synodalen Prozess gut zu steuern. Ich wünsche ihm gute Gesundheit und hoffe, es möge ihm vergönnt sein, auch noch etwas von den Früchten dieses schwierigen Prozesses zu ernten.»

Der Kirchenrechtler Urs Brosi ist Generalsekretär der Römisch-Katholischen Zentralkonferenz der Schweiz (RKZ). (jas)


Die Zürcher Synodalratspräsidentin Franziska Driessen-Reding auf der Pride in Zürich. | © Vera Rüttimann
17. Dezember 2022 | 10:52
Lesezeit: ca. 2 Min.
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