Bischof Charles Morerod
Schweiz

Fragen und Antworten zu Fronleichnam – dem «Herrgottstag»

Zürich, 15.6.17 (kath.ch) «Hauptsache ein langes Wochenende», heisst es oft, wenn der Feiertag auf einen Donnerstag fällt und sich der Freitag als Brückentag anbietet – wie jetzt rund um Fronleichnam. Doch was steckt alles hinter diesem katholischen Fest? Fragen und Antworten rund um den «Herrgottstag», wie er an einige Orten genannt wird, der in diesem Jahr am 15. Juni gefeiert wird.

Gottfried Bohl

Was ist Fronleichnam? – An Fronleichnam bringen die Katholiken öffentlich ihren Glauben zum Ausdruck, dass Gott in Brot und Wein mitten unter ihnen ist. Als sichtbares Zeichen wird eine reich verzierte Monstranz mit einer geweihten Hostie in feierlicher Prozession durch die Strassen getragen. Fronleichnam ist das «Hochfest des Leibes und Blutes Jesu Christi» in der katholischen Kirche. Es steht in engem Zusammenhang zum letzten Abendmahl am Gründonnerstag. Nach kirchlicher Lehre hat Jesus dabei das Sakrament der Eucharistie eingesetzt, als er den Jüngern Brot und Wein reichte und die Worte sprach «Das ist mein Leib» und «Das ist mein Blut».

Fronleichnam ist das «Hochfest des Leibes und Blutes Jesu Christi».

Fronleichnam in Luzern | © Sylvia Stam

Wann wird Fronleichnam gefeiert? – Immer am zweiten Donnerstag nach Pfingsten. Der Tag soll an den Gründonnerstag erinnern. An diesem Tag selbst zu feiern, würde nicht zum stillen Charakter der Karwoche passen. In Städten und Ländern, in denen Fronleichnam kein gesetzlicher Feiertag ist, finden die Prozessionen oft am folgenden Wochenende statt. Auch Papst Franziskus feiert im Vatikan erst am Sonntag Fronleichnam.

Woher kommt der Begriff? – Fronleichnam hat nichts mit Tod oder Leichnam zu tun. Das Wort stammt aus dem Althochdeutschen. Dort steht «fron» für «Herr» und «licham» für «Leib».

Luther galt Fronleichnam als das «allerschädlichste Jahresfest».

Gibt es einen biblischen Ursprung? – Anders als bei Ostern, Weihnachten, Pfingsten und den meisten anderen Festen geht Fronleichnam nicht direkt auf die Bibel zurück. Eine enge Verbindung gibt es allerdings zum letzten Abendmahl, über das die Bibel berichtet.

Seit wann wird Fronleichnam gefeiert? – Papst Urban IV. führte das Fest 1264 offiziell für die ganze Kirche ein. Es geht zurück auf eine Vision der Augustinernonne Juliana von Lüttich im Jahr 1209. Etwa 1270 gab es erstmals eine Fronleichnamsprozession, und zwar durch die Strassen von Köln.

Mit welchem Brauchtum ist das Fest verbunden? – Am wichtigsten sind die oft prunkvollen Prozessionen, bei denen in der Regel auch die Kommunionkinder noch einmal in ihren festlichen Gewändern mitgehen. In vielen Gemeinden werden die Prozessionswege besonders geschmückt mit Fahnen, kleinen Altären und Blumen. In einigen Regionen gibt es farbenprächtige Blumenteppiche, die zum Teil mehrere hundert Meter lang sind.

Das Fest will zeigen: Der Glaube gehört nicht ins stille Kämmerlein.

Wie wichtig ist der öffentliche Charakter des Festes? – Lange Zeit waren viele Fronleichnamsprozession kämpferische Demonstrationen katholischer Frömmigkeit, berichtet Brauchtumsforscher Manfred Becker-Huberti: «Die oberste Devise bei diesen frommen Demos war lange Zeit: den Protestanten zeigen, wie schön Katholischsein ist.» Dem Reformator Martin Luther galt Fronleichnam ohnehin als das «allerschädlichste Jahresfest». Heute wollen viele in den besonderen Gottesdiensten deutlich machen, dass ihrer Meinung nach Glaube nicht ins stille Kämmerlein gehört, sondern in die Gesellschaft, auf Strassen und Plätze. (kna)

«Die wahre Monstranz Christi – das sind wir alle.» – Informationen zu Fronleichnam vom Liturgischen Institut der katholischen Kirche Schweiz.

Bischof Charles Morerod | © Georges Scherrer
15. Juni 2017 | 14:23
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