Bella Baxter emanzipiert sich langsam von den besitzergreifenden Männern. Filmstill "Poor Things"
Filmtipp

Feminismus, Frankenstein und Gott: «Poor Things»

Emma Stone gibt in der bizarren Filmkomödie von Giorgos Lanthimos eine urkomische Vorstellung als weibliches Frankenstein-Versuchsobjekt. Die Kritik an der Schöpfungsgeschichte kommt aber auch nicht zu kurz.

Sarah Stutte

Bella Baxter ist das Mündel des verrückten Wissenschaftlers Dr. Godwin Baxter, kurz «Gott» genannt. Dieser hatte die junge Selbstmörderin tot aus der Themse gefischt und an ihrer Leiche herumexperimentiert.

Gehirn eines Kindes

Seitdem lebt Bella wieder, aber nun mit dem Gehirn ihres eigenen ungeborenen Kindes, das ihr von «Gott» implantiert wurde. Als ein schurkischer Anwalt die Schöne im Haus des Doktors entdeckt, nimmt er sie kurzerhand mit auf eine gemeinsame Reise.

Dort entdeckt Bella erst die körperlichen Sinnesfreuden für sich und emanzipiert sich dann allmählich von den besitzergreifenden Männern um sie herum. Giorgos Lanthimos ist für seine surreal-skurrilen und gleichzeitig gesellschaftskritischen Filme bekannt («The Favourite», 2018).

Emma Stone liefert eine brillante Darstellung ab. Filmstill "Poor Things"
Emma Stone liefert eine brillante Darstellung ab. Filmstill "Poor Things"

Dabei vermischt er verschiedene Genres zu einem unverkennbar eigenen Stil. Auch der absurd-makabre «Poor Things» – eine feministische Auslegung von Mary Shelleys Frankenstein-Roman – und selbst eine Romanvorlage, reiht sich in diese Linie ein.

Faszinierende Bilder

Visuell ist das Werk schon jetzt ein Höhepunkt des frischen Filmjahres. In ungewöhnlicher Steampunk-retrofuturistischer Ästhetik werden die künstlichen Welten detailreich erschaffen. Teilweise in Schwarz-Weiss, dann wieder in Farbe, manchmal durch ein Fischeraugenobjektiv gefilmt.

Surreale Welten - mal in Farbe, mal in Schwarz-Weiss. Filmstill "Poor Things"
Surreale Welten - mal in Farbe, mal in Schwarz-Weiss. Filmstill "Poor Things"

Emma Stone spielt schlicht brillant, doch auch Mark Ruffalo glänzt als schnurrbärtiger Lebemann in dieser kritischen Fabel über die ethischen Grenzen der Wissenschaft, über die Schöpfungsgeschichte und das, was Menschlichkeit ausmacht.

«Poor Things» gewann 2023 in Venedig den Goldenen Löwen als Bester Film.

«Poor Things» UK 2023; Regie: Giorgos Lanthimos; ProtagonistInnen: Emma Stone, Mark Ruffalo, Willem Dafoe; Verleih: Walt Disney Switzerland, www.disney.de/filme, Filmseite (kultkino): https://www.kultkino.ch/film/poorthings/

Ab 18. Januar 2024 im Kino

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Bella Baxter emanzipiert sich langsam von den besitzergreifenden Männern. Filmstill «Poor Things» | © Walt Disney Switzerland
18. Januar 2024 | 06:00
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