Jacqueline Straub, Chefin vom Dienst
Kommentar

Fastenzeit ist mehr als Verzicht

In der Fastenzeit soll verzichtet werden. Doch die Fastenzeit ist viel mehr als das: nämlich Zeit, sich inspirieren und sich schon jetzt beschenken zu lassen. Ein Kommentar.

Jacqueline Straub

Da ist sie wieder – die Fastenzeit. Als Kind wusste ich: Nun gibt es weniger Süssigkeiten. An Ostern gab es dann immer vollgefüllte Körbchen mit Schokoladeneiern, Osterhasen und selbstgebackenen Osterlämmern.

Heute muss ich hierfür nicht mehr bis Ostern warten. Schon weit vor Aschermittwoch finden sich Unmengen an Oster-Süssigkeiten in den Läden. Es scheint, als ob die Grossverteiler die Fastenzeit überspringen und direkt zu Ostern hüpfen.

Die Schoggihasen lachen einen aus allen Regalen im Supermarkt an: Dabei ist eigentlich Fastenzeit. Seelsorgende verzichten bewusst auf Süsses.
Die Schoggihasen lachen einen aus allen Regalen im Supermarkt an: Dabei ist eigentlich Fastenzeit. Seelsorgende verzichten bewusst auf Süsses.

Ich kaufe keine Oster-Süssigkeiten in der Fastenzeit, das fände ich komisch. Dennoch sehe ich in der Fastenzeit keinen Verzicht – auch, wenn ich versuche, meine Schokolade und Gummibärchen in der Redaktions-Schublade unberührt zu lassen. Und Gott sei Dank, gibt es keine Fasten-Strafen mehr, wenn die Fastenzeit nicht genau nach kirchlichem Reglement eingehalten wird.

Kreuz und Verzweiflung

Die Fastenzeit lädt dazu ein, innezuhalten in dieser schnelllebigen Welt und den Blick auf das zu richten, weswegen wir überhaupt heute Schokohasen und Co. in den Supermärkten finden: Jesus stirbt bitterlich am Kreuz. Seine Freunde laufen vor lauter Angst davon. Unter dem Kreuz stehen ein paar Freundinnen, die um ihn weinen. Trauer, Dunkelheit und Verzweiflung liegen in der Luft.

Die Kathedrale St. Gallen während der Fastenzeit (Archivbild).
Die Kathedrale St. Gallen während der Fastenzeit (Archivbild).

Doch dann, wenige Tage später, erweckt Gott Jesus Christus von den Toten. Die Trostlosigkeit wandelt sich in Hoffnung und Zuversicht. Gott zeigt damit: Ich bin bei euch, alle Tage. Ich lasse euch nicht alleine.  

Für mich als gläubige Katholikin ist die Fastenzeit weniger eine Zeit der Kargheit, sondern schon jetzt eine erwartungsvolle Zeit, in der ich mich inspirieren lassen will: Von Gottes Wort, aber auch von den vielen tollen Aktionen, die derzeit laufen.

Aktion zur Fastenzeit 40 Tage ohne
Aktion zur Fastenzeit 40 Tage ohne

Etwa von der Fastenaktion «40 Tage ohne», die von der Jugendseelsorge Katholische Kirche im Kanton Zürich, dem Netzwerk junge Erwachsene der Evangelisch-reformierten Kirche des Kantons St. Gallen und der Fachstelle kirchliche Jugendarbeit Bistum St. Gallen Daju lanciert wurde. Sie verschicken Inputs zum Thema Verzicht.

Anzeige ↓ Anzeige ↑

Auf meinem Esszimmertisch liegt jedes Jahr der Fastenkalender von Fastenaktion und HEKS, der mir interessante Projekte aus der ganzen Welt zeigt und die Klimagerechtigkeit in den Fokus stellt.

Fastenzeit ist für mich eine Zeit, in der ich mich beschenken lasse von Gottes Nähe – und ins Staunen komme über sein Mysterium.


Jacqueline Straub, Chefin vom Dienst | © Melanie Wetzel
14. Februar 2024 | 14:59
Lesezeit: ca. 2 Min.
Teilen Sie diesen Artikel!