So bunt geht es am Tag der Toten in Mexiko zu: Ausstellung in der Zürcher St. Jakobskirche.
Schweiz

Farbenprächtig und fröhlich: So gedenkt Mexiko der Toten

Auf den Gräbern in der Schweiz herrschen an Allerheiligen Ruhe, Trauer und Besinnlichkeit. In Mexico geht es am «Día de Muertos» deutlich skurriler und bunter zu, wie eine Ausstellung in Zürich zeigt.

Wolfgang Holz

Ein Skelett liegt auf dem Boden. Sein Kopf ist lässig auf ein Gemüseglas gestützt. Die Szenerie lässt erahnen, dass es trotz der vielen bunten Fähnchen in der City-Kirche Offener St. Jakob um eine ernste Sache geht. Um den Tod nämlich.

Als ob Allerheiligen eine Party wäre

Und doch scheint der Tod angesichts der vielen Bildchen und Blumen, Früchte, Flaschen und Farbdekos eine Unbeschwertheit auszustrahlen, die wir hierzulande so nicht kennen. Die verblüfft. Erheitert. Als ob Allerheiligen eine Party wäre.

Ein Skelett liegt an einem Blumenaltar auf dem Boden.
Ein Skelett liegt an einem Blumenaltar auf dem Boden.

Denn in der Ausstellung geht es um den «Día de Muertos» – quasi um die mexikanische Variante von Allerheiligen. Der «Día de Muertos» entstand vor mehreren tausend Jahren in den Kulturen der Aztekinnen und Azteken, welche das Betrauern der Toten als respektlos empfanden. Die Toten galten bei den Azteken noch immer als Mitglieder der Gemeinschaft und wurden im Geiste und in Erinnerungen am Leben gehalten.

Liebe und Respekt gegenüber den Verstorbenen

Der «Día de Muertos», der in Mexiko traditionellerweise um Allerseelen herum stattfindet, ist einer der wichtigsten mexikanischen Feiertage, an dem fröhlich und volksfestartig die Liebe und der Respekt gegenüber den Verstorbenen gefeiert wird.

Ein Totenschädel - daneben Brot als Wegzehrung für die Verstorbenen.
Ein Totenschädel - daneben Brot als Wegzehrung für die Verstorbenen.

Der Tag der Toten erstreckt sich faktisch über drei Tage in einer Explosion der Farben und lebensbejahenden Freude. Natürlich ist der Tod das zentrale Thema. Aber der Sinn und Zweck des Ganzen ist es, Liebe und Respekt für verstorbene Familienmitglieder zu zeigen. Der Tag wird so zur Feier des Lebens und des Todes.

Reich verziert und liebevoll dekoriert sind die Totenaltäre, die in Mexiko in den Wohnungen oder auf Friedhöfen aufgebaut werden.
Reich verziert und liebevoll dekoriert sind die Totenaltäre, die in Mexiko in den Wohnungen oder auf Friedhöfen aufgebaut werden.

In Dörfern und Städten in ganz Mexiko stellen Feiernde farbenfrohe Kostüme und Make-up zur Schau, veranstalten Festumzüge und Partys, singen, tanzen und bringen den geliebten Verstorbenen Gaben dar.

Tagestes, Ringelblumen und gelbe Chrysanthemen

Farbenprächtig werden die Wohnungen, Strassen und Friedhöfe geschmückt mit Blumen und Symbolen der Vergänglichkeit. Tagetes, Ringelblumen und gelbe Chrysanthemen sind dabei nicht zufällig gewählt, glaubt man doch, dass die Farben Gelb und Orange am besten für die Seelen der Verstorbenen erkennbar sind, die an diesem Tag zu den Familien zurückkehren.

Die Ausstellung zum "Dia de Muertos" in der CityKirche Offener St. Jakob in Zürich an der Stauffacherstrasse.
Die Ausstellung zum "Dia de Muertos" in der CityKirche Offener St. Jakob in Zürich an der Stauffacherstrasse.

Das Herzstück der Feierlichkeiten ist der Altar oder die «Ofrenda», die entweder zuhause oder auf einem Friedhof aufgebaut werden. Diese Altäre dienen aber nicht der Anbetung: Sie sollen die Geister der Toten im Reich der Lebenden willkommen heissen.

Auch Spielzeuge für Kinder

Daher sind sie reichlich mit Gaben bestückt – Wasser, um den Durst der langen Reise zu stillen. Essen, Familienfotos, Erinnerungsstücke und eine Kerze für jeden toten Verwandten finden sich auf den Altären. Falls einer der Geister ein Kind ist, wird auch Spielzeug auf dem Altar platziert.

Für manchen durchaus etwas "spooky": Der geschmückte, anmutige Tod.
Für manchen durchaus etwas "spooky": Der geschmückte, anmutige Tod.

In Lateinamerika geht es am «Día de Muertos» laut zu. Kinder und Jugendliche beten um die Wette. Für ein Vaterunser und ein Avemaria gibt es Süssigkeiten als Belohnung. Halloween kann da einpacken.

Informationen zum «Día de Muertos» gibt es hier. Die bunten Altäre in der St. Jakobkirche sind noch bis zum 6. November zu bestaunen. Die Installationen in der St. Jakobkirche sind in Kooperation mit dem Verein TEKIO entstanden. Zu der Partnerschaft mit TEKIO gehört auch «jenseits IM VIADUKT», dazu gibt es auch eine Ausstellung anlässlich des Dia de Muertos. Heute um 19 Uhr ist die Lichtfeier, am 2.11. um 18 Uhr findet die Dia de Muertos-Feier statt.


So bunt geht es am Tag der Toten in Mexiko zu: Ausstellung in der Zürcher St. Jakobskirche. | © Christian Merz
1. November 2022 | 05:00
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