Papst Franziskus bei der Messe zum Abschluss der Familiensynode
Schweiz

Synode: Warten Deutschschweizer Bistümer auf den Ball des Papstes?

St. Gallen/Solothurn, 23.2.16 (kath.ch) Vor rund vier Monaten ging in Rom die Familiensynode zu Ende. Seither wartet die Kirche auf das lehramtliche Fazit des Papstes. In den Deutschschweizer Bistümern ist man nicht untätig geblieben in der Ehe- und Familienpastoral. Die Aktivitäten sind jedoch nicht zwingend eine Frucht der Synode. Nicht im Vordergrund steht bei den Verantwortlichen im Moment die Frage des Umgangs mit den wiederverheirateten Geschiedenen.

Barbara Ludwig

Im Januar wurde bekannt, dass Papst Franziskus das Abschlussdokument der 270 Synodenteilnehmer zu einem eigenen Schreiben umarbeiten wird. Die sogenannte Exhortation wird im März erwartet, voraussichtlich noch vor Ostern.

St. Gallen: Synode bestätigt eingeschlagenen Weg

Im Bistum St. Gallen habe man seit dem Ende der Synode im Bereich der Ehe- und Familienpastoral keine neuen Aktivitäten in Angriff genommen, sagte Madeleine Winterhalter, Leiterin der Fachstelle Partnerschaft-Ehe-Familie, gegenüber kath.ch. Die Diözese mache bereits seit längerem sehr viel punkto Vernetzung und Unterstützung der Seelsorgenden. Die Synode habe aber klar aufgezeigt, dass «wir richtig liegen, wenn wir mehr Ressourcen für die Weiterbildung in diesem Bereich fordern». Wichtig sei insbesondere die Vernetzung. Werde sie vernachlässigt, blieben die Aktivitäten punktuell und sehr abhängig von den jeweiligen Seelsorgenden, so Winterhalter.

Vom Papst-Dokument erwartet die Stellenleiterin «keine Handlungsanweisungen». Sie hoffe aber, Franziskus werde die im Abschlussdokument aufscheinende Haltung aufnehmen, wonach der Einzelmensch und seine Situation stärker gewürdigt werden soll. «Dies würde uns in unserer Haltung stärken.» Man hoffe zudem, dass das Schreiben des Papstes die «Bandbreite für Entscheidungen der Ortskirche vergrössert», etwa wenn es um wiederverheiratete Geschiedene oder um gleichgeschlechtliche Partnerschaften geht.

Integration der Wiederverheirateten ein Fakt?

In der Öffentlichkeit gehört der Umgang der Kirche mit den wiederverheirateten Geschiedenen und insbesondere die Frage, ob sie weiterhin offiziell von Kommunion und Beichte ausgeschlossen sind, zu den sogenannten heissen Eisen. Im Gespräch mit den Verantwortlichen der Diözesen bekommt man den Eindruck, die Frage stehe im Moment nicht im Vordergrund. Vielleicht weil die Betroffenen in der Schweiz bereits weitgehend in die kirchliche Gemeinschaft integriert sind.

Birgitta Aicher, Pastoralverantwortliche im Bistum Basel, betonte, diese Frage dürfe man nicht auf die Zulassung zum Kommunionempfang beschränken. «In diesem Bereich versuchen wir, uns an der Barmherzigkeitspraxis Jesu zu orientieren.» In der Regel finde man bereits jetzt pastorale Lösungen im Umgang mit dieser Gruppe von Gläubigen. «Aber wir warten gespannt darauf, wie sich Papst Franziskus dazu äussern wird.»

Aktuell habe man vor allem an der Frage gearbeitet, wie man die unterschiedlichen Lebenswelten der Menschen stärker wahrnehmen könne, etwa die Situation von Alleinerziehenden. Das Ziel sei, Menschen bei der Gestaltung ihrer Beziehungen zu unterstützen.

Winterhalter wiederum sagte zunächst zum Umgang mit den wiederverheirateten Geschiedenen: «Ich kenne keinen Seelsorger, der Betroffenen die Kommunion verweigert.» Dann räumte sie ein, es sei aber auch nicht damit getan, einzig den Zugang zur Kommunion zu klären. Die Frage des Umgangs mit wiederverheirateten Geschiedenen sei sehr komplex, weil ihr ganzes Umfeld tangiert sei. «Wichtig ist auch, die Betroffenen einzubeziehen und sie zu fragen: Was braucht Ihr?» Und sie versicherte, das Thema werde von den Seelsorgenden ernsthaft diskutiert.

Basel plant Interessengruppe für Familienpastoral

Aicher erwartet vom Papst-Dokument wertvolle Impulse für die Pastoral. Bereits die Einberufung der Synode habe dazu geführt, dass das Bistum Basel sich wieder stärker mit der Familienpastoral auseinandersetzte. Zentral sei dabei insbesondere die Unterstützung der Seelsorge vor Ort.

Das Bistum habe entschieden, eine diözesane Interessengruppe Partnerschaft-, Ehe- und Familienpastoral aufzubauen. Weil die Diözese, die zehn Kantone umfasst, sehr gross ist, habe man davon abgesehen, eine Fachstelle für diesen Bereich einzurichten. Eine solche würde nicht der «strukturellen Situation» im Bistum entsprechen, erklärte Aicher. Wegen des bevorstehenden Wechsels von Aicher in einen anderen Fachbereich verschiebt sich die Gründung der Interessengruppe voraussichtlich bis im Sommer.

Chur will noch nicht kommunizieren

Beim Bistum Chur war in der Phase des Wartens auf das Papst-Dokument nichts in Erfahrung zu bringen. «Wir werden das nachsynodale Schreiben gewiss genau studieren und dann entscheiden, was zu tun beziehungsweise zu kommunizieren ist», teilte Sprecher Giuseppe Gracia mit. (bal)

Schreiben zur Familiensynode soll bereits im März erscheinen

 

Papst Franziskus bei der Messe zum Abschluss der Familiensynode | © 2015 Andrea Krogmann
26. Februar 2016 | 11:08
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