Eindrücke von der "Explo 15" in Luzern
Schweiz

«Explo 15» als Beispiel für eine Kirche der Zukunft

Luzern, 3.1.16 (kath.ch) Mit «Fresh Faith», als «Erfrischung für den Glauben» war sie überschrieben, die christliche Grossveranstaltung «Explo 15». 6000 Menschen sind gekommen und haben die vielseitigen Angebote geschätzt und genutzt. Die Art und Weise, wie ehrlich dort über Glaube  gesprochen wurde, hat beeindruckt.

Die Veranstalter der «Explo 15» ziehen nach Abschluss des Anlasses am 1. Januar eine positive Bilanz, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer fanden was sie suchten: Christliches Glaubenszeugnis, Impulse, Gespräche und Austausch, Stärkung im Glauben. «Das war ein Vorgeschmack auf den Himmel – so viele Christen aus so unterschiedlichen Hintergründen, die gemeinsam Gott anbeten», wird Initiator Andreas «Boppi» Boppart nach Abschluss des Grossanlasses zitiert.

Suche nach wahrer Gemeinschaft

Urban Camenzind hat als Vertreter der katholischen Kirche in der Organisation des Anlasses mitgewirkt. Der katholische Diakon und Autor engagiert sich auf vielfältige Weise für Formen der kirchlichen Erneuerung. Angesprochen darauf, warum ein solcher Anlass tausende Menschen anzieht, die den Pfarreigottesdiensten fernbleiben, hält er gegenüber kath.ch fest: «Die Menschen von heute suchen – so wie ich das wahrnehme – nach authentischen Gemeinschaften, nach Gemeinschaften, wo ich erfahren kann und darf, dass ich angenommen bin, wie ich bin, und wo ich mich einbringen darf wie ich bin.»

Das, so Camenzind, sei trotz sorgfältig vorbereiteter Gottesdienste und gutem Religionsunterricht in dieser Art in vielen Pfarreien nicht mehr anzutreffen. Als ein Beispiel nennt er die Fürbitten in den Gemeindegottesdiensten. Dies seien wohlformulierte Texte, die aber doch niemanden so richtig berührten. In Freikirchen und auch an der «Explo» werde Raum gegeben, «dass sich die anwesenden Menschen, mit ihren Nöten und Sorgen, ganz persönlich einbringen» könnten.  Und für diese konkreten Anliegen werde dann auch gebetet.

Hingehen und dann urteilen

Diese Offenheit und Unmittelbarkeit hat auch Schwester Anna Brunner von der «Gemeinschaft der Helferinnen» in Luzern Eindruck gemacht. «Ich bin sehr froh, dass ich hineinspüren konnte in diesen lebendigen, super organisierten Anlass mit so vielen jungen und auch älteren Menschen, die sich unbefangen, unverkrampft und begeistert zu Jesus Christus bekennen», sagt die Ordensfrau gegenüber kath.ch.

Anna Brunner kannte die «Explo» zuvor nicht und wollte sich einfach selber ein Bild von einem solchen Anlass machen. Und sie konnte nach einem Tag – sie war von 8 bis 24 Uhr anwesend – sagen: «Meine Freude am Glauben und meine Hoffnung für Kirche und Welt ist gestärkt worden!»

Spaltung ist gegen Gottes Willen

Die Grossveranstaltung in der Messe Luzern wurde von der freikirchlichen Bewegung «Campus für Christus» organisiert. Mitgearbeitet haben auch Vertreter der Landeskirchen. Auf solche Unterscheidungen mag sich Urban Camenzind aber gar nicht einlassen: «Spaltungen unter Christen in orthodoxe, römische, anglikanische, evangelische, christkatholische, in traditionelle und progressive, in Gruppen und Grüppchen stehen in krassem Widerspruch zum Willen Jesu», sagt er bestimmt. Wer heute die Kirche noch in Konservative und Progressive einteile, der spreche von einer Kirche, die keine Zukunft habe.

Mehr Mystik ist notwendig

Die Zukunft der Kirche gehöre der mystischen Kirche, sagt Camenzind – und verweist auf den grossen Theologen Karl Rahner (1904-1984), der diesen Satz geprägt hat. Für den Diakon sind Anlässe wie die «Explo» Ausdruck einer solchen mystischen Kirche.

Eine Erfahrung, die auch Anna Brunner gemacht hat. «Die Freikirchen – wohl der grössere Teil der Teilnehmenden gehörte solchen an – haben eine Gabe, junge Menschen anzusprechen, sie zu Bibellesen und Gebet zu ermutigen», hat sie an der «Explo» festgestellt. Und mehr noch: Soche Anlässe würden die Teilnehmenden «zu einem existentiellen Engagement für Mitmenschen» ermuntern.

Ja, es gäbe da noch Einiges, so Urban Camenzind, was katholische Gemeinschaften von den Freikirchen lernen könnten. «Die Frage ist eigentlich nur die, ob wir die Demut haben, uns das auch einzugestehen und anzunehmen», sagt der Diakon abschliessend. (sys/ms)

Eindrücke von der «Explo 15» in Luzern | © zVg Armin Unger
3. Januar 2016 | 17:16
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