Martin Leutenegger, engagiert in Bank und Kirche
Schweiz

Expertise und Nahbarkeit: Zum Tod des Glarner Kirchenratspräsidenten Martin Leutenegger

Der Glarner Finanzexperte und aktive Pfarreiangehörige Martin Leutenegger ist mit 57 Jahren unerwartet gestorben. Sein Mitstreiter im Kirchenrat von Glarus-Riedern-Ennenda, Fritz Rigendinger, betont das Expertenwissen des Finanzfachmanns ebenso wie seine menschliche Herzlichkeit. Der Franziskaner Paul Zahner hat Leutenegger als engagierten, vermittelnden Ökumeniker erlebt.

Regula Pfeifer

Martin Leutenegger ist Ende Februar unerwartet verstorben. Der 57-Jährige war sowohl beruflich als auch kirchlich sehr engagiert. Von 2005 an war er im Kirchenrat von Glarus-Riedern-Ennenda und ab November 2022 als Kirchenratspräsident der Glarner Landeskirche.

«Retter der Kantonalbank»

Dabei brachte er sein enormes Fachwissen im Finanz- und Liegenschaftsbereich ein, wie Fritz Rigendinger gegenüber kath.ch sagt. Leutenegger war – ab 2008 – beruflich Präsident des Bankrats der Glarner Kantonalbank. Im Nachruf an den Verstorbenen titelte die «Südostschweiz» am 29. Februar: «Martin Leutenegger war der Retter der Glarner Kantonalbank».

Fritz Rigendinger, Kirchenratspräsident Glarus-Riedern-Ennenda
Fritz Rigendinger, Kirchenratspräsident Glarus-Riedern-Ennenda

Demnach habe Leutenegger die Bank vor dem Zusammenbruch gerettet, zu dem es wegen der Vergabe sogenannt «fauler Kredite» unter Leuteneggers Vorgängern gekommen war. Der ausgebildete Kaufmann war auch für die FDP im Glarner Landrat.

«Er war ein herzlicher, lieber Mensch.»

Fritz Rigendinger, Präsident Kirchgemeinde Glarus-Riedern-Ennenda

Rigendinger kennt Leutenegger auch aus dem Pfarreileben in St. Fridolin in Glarus. «Er war ein herzlicher, lieber Mensch.» Er habe es mit allen gut gekonnt – egal, ob mit Fachleuten oder mit älteren Menschen. In der Pfarrei sei der praktizierende Katholik in der Kaffeegruppe aktiv gewesen und habe die Leute bei Aperos bedient. «Er war also keineswegs abgehoben», so Rigendinger.

Huldrych Zwingli – Denkmal des Reformators vor der Wasserkirche Zürich
Huldrych Zwingli – Denkmal des Reformators vor der Wasserkirche Zürich

Engagiert war Martin Leutenegger insbesondere auch in der Ökumene. Er habe sich dafür eingesetzt, dass der kirchliche Dialog in der Pfarrei St. Fridolin stattfinden könne, und entsprechend Räume zur Verfügung gestellt. «Die Ökumene hat bei uns Tradition», sagt Rigendinger. «Denn Zwingli war erst Leutpriester in Glarus, bevor er nach Zürich wechselte und die Reformation anführte.» So sei die Stadtkirche lange Jahre sowohl von der reformierten wie auch der katholischen Gemeinschaft benutzt worden.

Fürs Frauenpriestertum, gegen das Pflichtzölibat

«Martin Leutenegger hat sich auf fortschrittliche Art in die Kirche eingebracht», sagt Rigendinger. Er habe den Ausschluss der Frauen vom Priestertum ebenso überholt bezeichnet wie das Pflichtzölibat für Priester. Und er habe sich für eine gründliche Aufarbeitung der Missbrauchsfälle ausgesprochen – auch etwa in der Biberbrugger Konferenz, dem Zusammenschluss von Kantonalkirchen des Bistums Chur.

Bruder Paul Zahner in Näfels GL. Das Kloster hat eine grosse Bibliothek und ein Archiv.
Bruder Paul Zahner in Näfels GL. Das Kloster hat eine grosse Bibliothek und ein Archiv.

Der Pfarradministrator der Pfarrei St. Fridolin, der Franziskaner Paul Zahner, kennt Martin Leutenegger vor allem als Ökumeniker. Sie engagierten sich beide in der örtlichen Gruppe Dialog der Religionen. Diese bereitet aktuell ein «Fest der Religionen» vor, das im kommenden September über die Bühne gehen wird. «Martin Leutenegger leitete das letzte Treffen der Gruppe Dialog», erzählt Zahner.

Vermittler zwischen den Religionen

Das sei optimal gewesen, gerade im Hinblick auf die Organisation des Festes. Denn: «Martin Leutenegger verstand es, zwischen den verschiedenen Religionen zu vermitteln.» Das ist laut Zahner keine leichte Aufgabe.

Leuteneggers Vermittlergabe hätte auch der Kirchenrat der Glarner Landeskirche weiterhin gut gebrauchen können, findet Zahner. «Denn der Kirchenrat greift bei Konflikten in Pfarreien ein.» Zahner erwähnt die Pfarrei Näfels.» Und da gibt es nach seiner Einschätzung weiterhin «grosse Probleme».

Beerdigung: Freitag, 15. März, 14 Uhr, Kirche St. Fridolin, Glarus

Todesanzeige

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Martin Leutenegger, engagiert in Bank und Kirche | © zVg
7. März 2024 | 12:01
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