Wolfgang Haas ist noch Erzbischof von Vaduz.
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Erzbischof Wolfgang Haas kritisiert «Gender- und LGBT-Propaganda» und streicht Gottesdienst mit Abgeordneten

Erzbischof Wolfgang Haas sagt das «Heilig-Geist-Amt zur Eröffnung der Landtagssessionen» ab. Als Grund nennt er die geplante Einführung der «Ehe für alle» in Liechtenstein. Für den umstrittenen Erzbischof steht fest: «Wehret den Anfängen!» kath.ch veröffentlicht Haas’ Artikel im Amtsblatt in voller Länge. 

«Wort des Erzbischofs

Im Jahre 1999, und zwar zur damaligen Adventszeit, haben wir mit der Herausgabe unseres Publikationsorgans «vobiscum» begonnen und im Teil «Amtliches» bei der in Auswahl aufgeführten Dokumentation «Aus der erzbischöflichen Agenda» unter dem Monat Dezember 1997 mit zwei Daten angesetzt: «Errichtung des Erzbistums Vaduz durch Papst Johannes Paul II. und deren Bekanntgabe» (2. Dezember); «Offizielle Feier der Errichtung der Erzdiözese Vaduz und Amtseinsetzung des Erzbischofs in der Kathedrale von Vaduz» (21. Dezember). So lautete die nüchtern gehaltene Eintragung anfangs Dezember 1999. Das «Erzbischöfliche Dekret betreffend das Publikationsorgan des Erzbistums Vaduz vobiscum» trägt das Datum des 2. Dezember 1999 (Hochfest des heiligen Landespatrons Luzius). Die erste und einzige Ausgabe im Jahre 1999 war mit dem Titel des Editorials versehen: «Der geneigten Leserschaft möge diese Zeitschrift eine hilfreiche Begleiterin auf dem Lebens- und Glaubensweg sein». Von Anfang an wollte ich mit dieser Veröffentlichung nach Art eines Magazins jährlich in zweimonatlicher Abfolge bis zum Jahre 2010 für alle transparent das geistig-geistliche Antlitz des meiner Hirtensorge anvertrauten Erzbistums aufzeigen.

Der Erzbischof von Vaduz, Wolfgang Haas, mit der Ernennungsurkunde am 21. Dezember 1997 in der Sankt-Florin-Kirche in Vaduz.
Der Erzbischof von Vaduz, Wolfgang Haas, mit der Ernennungsurkunde am 21. Dezember 1997 in der Sankt-Florin-Kirche in Vaduz.

Von 2011 an wurde «Vobiscum» das Amtsblatt für das Erzbistum Vaduz mit einem jeweils einleitenden «Wort des Erzbischofs», aber ohne redaktionelle Artikel. Sowohl das frühere Publikationsorgan wie auch das nunmehrige Amtsblatt dienten und dienen der fortlaufenden transparenten Berichterstattung über die Gegebenheiten und das Wirken im Erzbistum Vaduz, und dies auch für die vorgesetzten Behörden des Apostolischen Stuhles; denn unser «vobiscum/Vobiscum» gelangt via die zuständige Nuntiatur auch zur Kenntnis des Heiligen Stuhles, dem unsere Erzdiözese direkt unterstellt ist. Es besteht also eine vollumfängliche, objektive Informationssituation, was hier auch einmal erwähnt sein soll. 

Der Landtag des Fürstentums Liechenstein in Vaduz.
Der Landtag des Fürstentums Liechenstein in Vaduz.

Auch in diesem Amtsblatt wird erneut meine öffentliche Erklärung betreffend die im liechtensteinischen Landtag vorgebrachte Motion zur Einführung der «Ehe für alle» abgedruckt. Meine kirchenamtliche Klarstellung, welche auf den lehramtlichen «Erwägungen zu den Entwürfen einer rechtlichen Anerkennung der Lebensgemeinschaften zwischen homosexuellen Personen», herausgegeben von der römischen Glaubenskongregation, beruht und nicht einfach einer Privatmeinung entspringt, hat offenbar im Liechtensteiner Landtag, dessen Mitglieder samt und sonders der katholischen Kirche angehören, nicht die erhoffte Wirkung erzielt. Grossmehrheitlich wurde – trotz und entgegen vernunftgemässen und gesetzesrelevanten Vorgaben – die Motion zur Ausarbeitung einer entsprechenden Gesetzesvorlage an die Regierung überwiesen, also für die Einführung dieser sowohl dem natürlichen Empfinden, dem vernunftgemässen Naturrecht wie insbesondere dem christlichen Verständnis des Menschen, wie es der göttlichen Schöpfungsordnung entspricht, widersprechende Pseudo-Ehe votiert. 

Kreuz auf Regenbogenfahne
Kreuz auf Regenbogenfahne

Konsequenterweise sehe ich daher den Zeitpunkt für gekommen, von dem sogenannten Heilig-Geist-Amt zur Eröffnung der Landtagssessionen abzusehen, da eine solche liturgische Feier im Hinblick auf das parlamentarische Verhalten der weit überwiegenden Mehrzahl unserer Landtagsabgeordneten in einer wesentlichen Angelegenheit der christlichen Ethik keinen Sinn mehr ergibt. Hier zeigt sich einmal mehr, wie notwendig es im Sinne der religiösen Glaubwürdigkeit ist, jeder Form einer öffentlichen bzw. institutionellen kirchlichen Verbrämung zu wehren und eine solche zu vermeiden. Ein stets gültiges Prinzip lautet nämlich: Wehret den Anfängen! Die Folgen sittlichen Fchlverhaltens sind erfahrungsgemäss katastrophal. Die Einführung der sogenannten «Ehe für alle» mit all den damit verbundenen Auswüchsen wird nicht zuletzt auch im erzieherischen Bereich zu einem moralischen Dammbruch führen, wie dies bereits in verschiedenen Ländern festzustellen ist, wo die Gender- und LGBT-Propaganda bis in die Schulen hinein gelangt ist.

Diese Regenbogenfamilie hat den Segen von Papst Franziskus.
Diese Regenbogenfamilie hat den Segen von Papst Franziskus.

Die rechtliche Gleichstellung einer Lebenspartnerschaft, wie sie mit dem Begriff «Ehe für alle» verstanden wird, mit dem der menschlichen Natur entsprechenden Institut der Ehe, die unter Getauften sogar zur Würde eines Sakramentes erhoben ist, widerspricht zudem den christlichen Grundlagen der liechtensteinischen Landesverfassung (vgl. etwa LV Art. 14, Art. 15, Art. 16, Art. 37, Art. 38, Art. 54). Es sollte auch nicht in Vergessenheit geraten, was Fürst Johann II. bei der Sanktion der Verfassung in einem Schreiben vom 2. Oktober 1921, welches dem Original der Verfassungsurkunde beigeheftet wurde, festgehalten hat: 

Fürst Hans-Adam II. begrüsst 2004 zusammen mit seiner Frau Fürstin Marie-Aglae den Erzbischof von Liechtenstein, Wolfgang Haas.
Fürst Hans-Adam II. begrüsst 2004 zusammen mit seiner Frau Fürstin Marie-Aglae den Erzbischof von Liechtenstein, Wolfgang Haas.

«Indem Ich diesem Beschlusse Meine landesherrliche Sanktion erteile, spreche Ich den innigen Wunsch und die Hoffnung aus, dass ebenso, wie die Vertreter Meines Volkes sich in der Schaffung dieses so bedeutsamen Gesetzgebungswerkes ohne Unterschied der Partei einträchtig zusammengefunden haben, auch fürderhin der Geist gleicher Eintracht die Bevölkerung Meines Landes in friedlicher Arbeit zum dauernden Wohle des Ganzen und aller seiner Teile vereinige und aus dem altbewährten, auch weiter zu pflegenden Zusammenarbeiten von Staat und Kirche unter Gottes Schutz auch auf dem Boden des neuen Staatsgrundgesetzes Meinem Volke und Meinem Lande neues Heil und reicher Segen erblühe.» 

Wenn vor gut einem Jahr das 100-Jahr-Jubiläum unserer Landesverfassung gefeiert wurde, dann sollte bei einem solchen Gedenken gerade dieses grundlegende Bekenntnis des damaligen Landesfürsten nicht fehlen. 

Kathedrale St. Florin in Vaduz
Kathedrale St. Florin in Vaduz

Nun bleibt mir noch, einen kurzen Gedanken zu den kommenden Festtagen und zum Jahreswechsel anzufügen –und dies im Rückblick auf das 25-jährige Bestehen unseres Erzbistums. Dieses kleine Jubiläum wollte ich ohne grosses äusseres Aufsehen, aber in grosser innerer Dankbarkeit am Hochfest unseres heiligen Landespatrons Luzius, am 2. Dezember 2022, in der Kathedrale von Vaduz feiern. Es war für mich und alle Anwesenden eine besondere Gnadenstunde. Im Blick auf das Jesuskind in der Krippe und auf alle, die um den neugeborenen Retter der Welt versammelt sind, wünsche ich uns allen eine segensreiche Weihnachtszeit und ein gottgefälliges neues Jahr. Möge uns Maria, die Mutter des Herrn, alle Gnaden und Wohltaten am Throne Gottes erbitten, derer wir in unserer sorgenvollen Zeit besonders bedürfen. Im Vertrauen auf die göttliche Vorsehung hegen wir stets Zuversicht und Hoffnung in unseren Herzen.

Schellenberg, 10. Dezember 2022

Gedenktag Unserer Lieben Frau von Loreto

Wolfgang Haas

Erzbischof von Vaduz»

Das «Wort des Erzbischofs» ist im «Vobiscum: Amtsblatt für das Erzbistum Vaduz» erschienen. Die Liechtensteiner Regierung und der für Liechtenstein zuständige Apostolische Nuntius Martin Krebs waren für eine Stellungnahme am Mittwoch nicht zu erreichen.

Bereits im Juni hatte Erzbischof Wolfgang Haas ein Mittagessen mit dem Vorsteher der Gemeinde Schaan, Daniel Hilti, abgesagt, weil in Schaan die erste Pride des Fürstentums Liechtenstein stattgefunden hatte. (rr)


Wolfgang Haas ist noch Erzbischof von Vaduz. | © Erzbistum Vaduz
15. Dezember 2022 | 00:51
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