Heiner Koch
International

Erzbischof Heiner Koch bittet um Vergebung für Homophobie in der Kirche

Der Erzbischof von Berlin, Heiner Koch, kritisiert die Homophobie in der katholischen Kirche. Wer arbeitsrechtliche Konsequenzen wegen seiner sexuellen Orientierung befürchte, solle sich an ihn wenden. Das Thema sei Chefsache.

In einem ökumenischen Gottesdienst zum Tag gegen Queerfeindlichkeit hat der katholische Berliner Erzbischof Heiner Koch um Vergebung für die Diskriminierung von Menschen wegen ihrer sexuellen Orientierung gebeten. 

Keine arbeitsrechtlichen Konsequenzen

Homophobie sei eine «unheilvolle Traditionslinie» in der katholischen Kirche, sagte Koch am Dienstagabend in der Schöneberger Zwölf-Apostel-Kirche. Er warb für Respekt für die Würde jedes Menschen ungeachtet der sexuellenOrientierung und kündigte Massnahmen im Erzbistum Berlin an, die dies sicherstellen sollen.

Liebe gewinnt: Aufschrift an einer Mauer.
Liebe gewinnt: Aufschrift an einer Mauer.

So wolle das Erzbistum in jeder seiner künftig 35 Pfarreien Beauftragte einsetzen, die sich gegen eine solche Diskriminierung einsetzen. Falls Mitarbeitenden des Erzbistums wegen ihrer sexuellen Orientierung arbeitsrechtliche Konsequenzen drohten, werde er dies zur Chefsache machen und dagegen vorgehen, so der Erzbischof. Bislang sei ihm im Erzbistum aber kein Fall bekannt.

«Für eine Kirche ohne Angst»

Auch Pröpstin Christina-Maria Bammel von der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz räumte ein, dass Menschen, die nicht den heterosexuellen Normen entsprechen, auch in evangelischen Kirchengemeinden «viel zu lange» nicht akzeptiert worden seien. «Jede Phobie trennt von Gott und Christus und wird zur Sünde», betonte die Pröpstin.

Vertreterinnen und Vertreter des in der Kirchengemeinde ansässigen ökumenischen Rogate-Klosters Sankt Michael, der Initiative «#OutInChurch – Für eine Kirche ohne Angst», der Ökumenischen Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche sowie des Lesben- und Schwulenverbands Berlin-Brandenburg hatten in dem Gottesdienst über Diskriminierungserfahrungen in den Kirchen berichtet und zugleich positive Entwicklungen gewürdigt.

Kollekte für Geflüchtete aus der Ukraine

Die Kollekte des Gottesdienstes war für Quarteera bestimmt, einen Verein russischsprachiger LGBTIQ-Menschen in Deutschland, die sich unter anderem für Geflüchtete aus der Ukraine einsetzen.

Am 17. Mai, dem Internationalen Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transfeindlichkeit (IDAHOBIT), erinnern Menschen weltweit mit Aktionen an den 17. Mai 1990. An diesem Tag wurde Homosexualität aus dem Diagnoseschlüssel der Weltgesundheitsorganisation gestrichen. Seitdem gilt sie offiziell nicht mehr als Krankheit.

Pierre Stutz bei «#OutinChurch» dabei

Bei der Initiative «#OutInChurch» gaben sich im Januar 125 Kirchenmitarbeitende als queer zu erkennen – darunter auch der Schweizer Theologe Pierre Stutz und der in der Schweiz lebende Lehrer Theo. Das englische Wort «queer» ist ein Sammelbegriff für sexuelle Minderheiten, unter denen Homosexuelle die grösste Gruppe sind. (kna)


Heiner Koch | © Walter Wetzler
18. Mai 2022 | 12:28
Lesezeit: ca. 2 Min.
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