Erbprinz Alois von und zu Liechtenstein und Martin Krebs, Botschafter des Heiligen Stuhls, 2021
International

Erbprinz Alois wünscht sich weiterhin ein Erzbistum Vaduz, aber einen Erzbischof à la Hollerich

Erbprinz Alois von und zu Liechtenstein (54) sagt in einem Interview mit dem «Volkblatt», er rechne mit einer Beibehaltung des Erzbistums Vaduz. Er selbst «würde dies auch begrüssen». Er kritisiert Erzbischof Wolfgang Haas für die Absage einer Messe mit dem Landtag und nennt als Vorbild für Haas’ Nachfolger den Luxemburger Kardinal Hollerich.

Raphael Rauch

«Die Entscheidung zur Neubestellung eines Erzbischofs ist allein in der Hand des Heiligen Stuhls. Ein Vorschlagsrecht wie teils in anderen Bistümern gibt es bei uns nicht», sagt Erbprinz Alois von und zu Liechtenstein (54) im Interview mit dem Liechtensteiner «Volksblatt» (Donnerstagausgabe).

Verklausulierte Kritik an Erzbischof Haas – Lob für Kardinal Hollerich

Auf die Frage, ob das Erzbistum Vaduz bestehen bleibe, sagt er: «Ich gehe davon aus und würde dies auch begrüssen. Die Beibehaltung des Erzbistums befürworte ich einerseits aus Souveränitätsgründen, weil der Vatikan in den letzten Jahren dazu übergegangen ist, pro Staat ein eigenes Erzbistum zu errichten.»

Archivbild von 2005: Erzbischof Wolfgang Haas reicht dem Erbprinzen Alois II. von Liechtenstein die Kommunion.
Archivbild von 2005: Erzbischof Wolfgang Haas reicht dem Erbprinzen Alois II. von Liechtenstein die Kommunion.

Andererseits habe ein Nachfolger im Amt eines eigenen Erzbistums «auch die Möglichkeit, sehr viel Positives in Liechtenstein und darüber hinaus zu bewirken. So nimmt zum Beispiel der derzeitige Erzbischof von Luxemburg eine ganz wichtige Rolle für die katholische Kirche in Europa wahr.»

Kardinal Jean-Claude Hollerich, Erzbischof von Luxemburg
Kardinal Jean-Claude Hollerich, Erzbischof von Luxemburg

Die Worte können als verklausulierte Kritik am umstrittenen Vaduzer Erzbischof Wolfgang Haas interpretiert werden, schliesslich verweigert sich dieser dem synodalen Prozess. Mit diesem hat Papst Franziskus den Erzbischof von Luxemburg betraut, Kardinal Jean-Claude Hollerich. Anders als das Erzbistum Luxemburg ist das Erzbistum Vaduz auch nicht Mitglied des CCEE, dem Rat der Europäischen Bischofskonferenzen in Europa.

Kritik an Haas’ Absage des Heilig-Geist-Amts

Am 7. August 2023 wird Erzbischof Wolfgang Haas 75 und muss dann altersbedingt dem Papst seinen Rücktritt anbieten. Über die Nachfolge könne er nichts sagen, sagt der Erbprinz im «Volksblatt»-Interview: «Da weiss ich auch nicht mehr. Ich glaube auch nicht, dass es für die Kandidatensuche hilfreich wäre, wenn dies in einem sehr öffentlichen Prozess geschehen würde. Dadurch könnten gute Kandidaten abgeschreckt werden.»

Die Fürstenfamilie beim Papst: Franziskus empfängt die Familie von Fürst Hans-Adam II. und Fürstin Marie von und zu Liechtenstein 2017 im Vatikan.
Die Fürstenfamilie beim Papst: Franziskus empfängt die Familie von Fürst Hans-Adam II. und Fürstin Marie von und zu Liechtenstein 2017 im Vatikan.

Im Interview übt Erbprinz Alois auch direkte Kritik an Erzbischof Wolfgang Haas. Dieser hat für Januar 2023 das Heilig-Geist-Amt abgesagt, also die traditionelle Messe mit den Landtagsabgeordneten. Haas begründete dies mit der geplanten Einführung der «Ehe für alle». 

Neuer Erzbischof soll Heilig-Geist-Amt wieder einführen

Über Haas’ Absage sagt Erbprinz Alois: «Dadurch wollte der Erzbischof wohl ein Signal setzen, um sein Missfallen über den Vorstoss auszudrücken. Ich glaube, es wäre besser gewesen, wenn er die Messe nicht abgesagt, sondern selbst gelesen und in einer Predigt geeignete Worte gefunden hätte.»

Demonstration in Liechtenstein 1997 gegen die Inthronisation von Wolfgang Haas als Erzbischof von Vaduz.
Demonstration in Liechtenstein 1997 gegen die Inthronisation von Wolfgang Haas als Erzbischof von Vaduz.

Er selbst «bedauere die Absage des Heilig-Geist-Amtes» und würde sich freuen, «wenn ein neuer Erzbischof es wieder einführen würde. Vielleicht hat die Absage auch eine positive Seite, wenn sowohl an diesem Tag als auch über das ganze Jahr in anderen Gottesdiensten vermehrt für unser Land und seine Politik gebetet wird.» Sich selbst bezeichnet Erbprinz Alois als gläubiger Katholik, der «regelmässig in den Gottesdienst» gehe.

Das Erzbistum Vaduz wurde gegründet, um Haas in Chur loszuwerden

Das Erzbistum Vaduz ist ein sehr junges Bistum. Der Heilige Stuhl hatte es 1997 ohne Rücksprache mit Liechtenstein gegründet, um den in Chur heftig kritisierten Bischof Wolfgang Haas loszuwerden. Protest seitens der Liechtensteiner Politik und Laiinnen und Laien liess Rom damals unbeeindruckt. Infolgedessen wurde der «Verein für eine offene Kirche» gegründet, der am Erzbischof vorbei den synodalen Prozess im Fürstentum organisiert hat.


Erbprinz Alois von und zu Liechtenstein und Martin Krebs, Botschafter des Heiligen Stuhls, 2021 | © Regierung des FL
28. Dezember 2022 | 19:06
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