Archivbild von 2005: Erzbischof Wolfgang Haas reicht dem Erbprinzen Alois II. von Liechtenstein die Kommunion.
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«Eine gewisse Distanz zwischen dem Fürstenhaus und dem Erzbischof ist feststellbar»

Hannes Matt ist Chefredaktor des «Liechtensteiner Volksblattes». Er bedauert den Entscheid von Erzbischof Wolfgang Haas, den Gottesdienst zur Eröffnung des Liechtensteiner Landtags abzuschaffen: «Mein erster Gedanke war: Er hat es wieder getan».

Barbara Ludwig

Beim Pontifikalamt mit Erzbischof Wolfgang Haas am 25. Dezember hat nur ein Ministrant ministriert. Ein Armutszeugnis?

Hannes Matt: Dazu kann ich leider nichts sagen. Einen Gottesdienst danach zu beurteilen, wie viele Ministranten anwesend sind, liegt mir fern. Ich war beim Pontifikalamt nicht vor Ort und habe als Journalist und Beobachter somit auch nicht die Stimmung bei den Besuchern des Gottesdienstes mitbekommen.

Hannes Matt, Chefredaktor des "Liechtensteiner Volksblatts".
Hannes Matt, Chefredaktor des "Liechtensteiner Volksblatts".

Am 25. Dezember war das fürstliche Haus nur mit Fürst Hans-Adam vertreten, Erbprinz Alois fehlte. Wie interpretieren Sie das?

Matt: Ich war bei den Pontifikalämtern am 25. Dezember auch in der Vergangenheit nicht vor Ort und möchte das Fehlen von S.D. Erbprinz Alois deshalb nicht interpretieren. Warum er nicht gekommen ist, müssten Sie den Erbprinzen fragen.

Erbprinz Alois ist bekannterweise ein gläubiger Katholik und regelmässiger Gottesdienstbesucher. Beim Heilig-Geist-Amt vor der Landtagseröffnung, da war ich über einige Jahre regelmässig vor Ort, hat Erbprinz Alois immer teilgenommen.

«Von grösseren Verwerfungen zwischen Erzbischof und Erbprinz würde ich aber nicht sprechen.»

Eine gewisse Distanz zwischen dem Fürstenhaus und dem Erzbischof ist etwa mit Blick auf den Eklat über die Absage der Feldmesse beim Staatsakt des Staatsfeiertags im Jahr 2011 feststellbar. Von grösseren Verwerfungen zwischen Erzbischof und Erbprinz würde ich aber nicht sprechen. Hierzu kann ich auch auf die Aussagen von Erbprinz Alois im Jahresinterview mit dem «Volksblatt» (erscheint am 29.12.2022) verweisen. Darin bedauert das geschäftsführende Staatsoberhaupt die Absage des Heilig-Geist-Amts vor der Landtagseröffnung und findet, dass es besser gewesen wäre, wenn Erzbischof Wolfgang Haas die Messe selbst gelesen und in einer Predigt geeignete Worte gefunden hätte. Es scheint also keinesfalls so, dass sich Erbprinz Alois Gottesdiensten mit dem Erzbischof verweigern würde, wie es die Frage vielleicht impliziert.

Was halten Sie vom erzbischöflichen Entscheid, künftig auf das Heilig-Geist-Amt, den Gottesdienst zur Eröffnung des Landtags, zu verzichten?

Matt: Die Meldung von kath.ch, dass Erzbischof Wolfgang Haas den Gottesdienst abgesagt hat, hat bei mir (wie bei vielen anderen) für Verwunderung gesorgt – auch wenn ein solcher Schritt von Seiten des Erzbischofs mit Verweis auf die bereits genannte Absage der Feldmesse am Staatsfeiertag nicht neu ist. Mein erster Gedanke war: Er hat es wieder getan.

«Die Botschaften des Zelebranten fanden im ‹Volkblatt› regelmässig Platz in der Berichterstattung.»

Persönlich bedauere ich den Entscheid des Erzbischofs. So habe ich das Heilig-Geist-Amt nicht nur als Journalist immer gerne besucht. Die Botschaften, die der Zelebrant jeweils der Politik mitgab, fanden im «Volksblatt» regelmässig Platz in der Berichterstattung zur Landtagseröffnung.

Die Entscheidung des Erzbischofs, den von Fürstenhaus, Regierung und Parlament gut besuchten Gottesdienst abzusagen, wurde von der Politik bedauert, aber schlussendlich einfach akzeptiert. Dass Regierungschef Daniel Risch sich mit einem Brief an den Erzbischof wandte, dass dieser seinen Entscheid überdenken möge, sagt ja auch vieles. Zwischenzeitlich wurde bekannt, dass es keinen Gottesdienst vor der Landtagseröffnung geben wird.

Nun blickt das Fürstentum mit grossen Erwartungen auf August 2023 und das Rücktrittsangebot des Erzbischofs – mit der Frage, wie es mit dem Erzbistum weitergehen wird bzw. mit der Hoffnung, dass sich die Wogen in der katholischen Kirche Liechtensteins wieder etwas glätten.

Dieses Interview wurde schriftlich geführt.


Archivbild von 2005: Erzbischof Wolfgang Haas reicht dem Erbprinzen Alois II. von Liechtenstein die Kommunion. | © Keystone
28. Dezember 2022 | 19:00
Lesezeit: ca. 2 Min.
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