Das Bildungshaus "Stella Matutina" in Hertenstein
Schweiz

Ende November ist Schluss: Aus der «Stella Matutina» soll ein «Haus der Zukunft» werden

Aus Altersgründen und wegen Abgängen bei den Mitarbeitenden kann die Gemeinschaft der Baldegger Schwestern das traditionsreiche Bildungshaus «Stella Matutina» nicht mehr weiterführen. Ende November ist Schluss. Ein Projektteam arbeitet an einem Nachfolge-Konzept – dem «Haus der Zukunft».

Wolfgang Holz

Die Halbinsel Hertenstein ist ein wundervoller Naturort. Die Natur und die Schöpfung sollen auch die zentralen Themen im neuen «Haus der Zukunft» werden. Dies soll das bisherige Bildungshaus «Stella Matutina» (lateinisch für «Morgenstern») der Baldegger Schwestern sein. Zuerst hatte die «Luzerner Zeitung» über die bevorstehende Schliessung berichtet.

«Ort der Ruhe und Öffentlichkeit»

«Das künftige Haus der Zukunft soll ein Ort der Ruhe und der Öffentlichkeit werden», sagt Gabriela Christen im Gespräch mit kath.ch. Die frühere Direktorin der «Hochschule Luzern – Design & Kunst» ist nun Teil eines grösseren Projektteams. Dieses arbeitet an einem Nachfolge-Konzept für das Bildungshaus.

Gabriela Christen
Gabriela Christen

Gabriela Christen leitet im Auftrag der Baldegger Schwestern den Strategie-und Transformationsprozess, den das Kloster aufgrund des fehlenden Nachwuchses eingeleitet hat. «Das Kloster Baldegg umfasst zwar noch rund 180 Schwestern, doch der Altersdurchschnitt der Schwestern liegt bei 80 Jahren.» Sprich: Den Baldegger Schwestern wächst der Betrieb ihres Bildungshauses über den Kopf.

Neupositionierung der Künste

Das Konzept für das neue «Haus der Zukunft», wie die «Stella Matutina» künftig heissen soll, umfasse die vier Schwerpunkte Gesellschaftlicher Wandel, Permakultur, Kunst und Kultur sowie Wohnformen, erklärt Gabriela Christen. «Das Ziel ist, dass auch in Zukunft verschiedene Menschen Bildungsangebote zu den erwähnten Themen besuchen können», sagt die 62-Jährige gegenüber kath.ch.

Wunderschön in der Natur gelegen: Kirche (links) und Wohnhaus in "Stella Matutina".
Wunderschön in der Natur gelegen: Kirche (links) und Wohnhaus in "Stella Matutina".

Im Rahmen dieser Konzeption soll auch eine Neupositionierung der Künste stattfinden – der Grund, warum sich auch die «Serge Rachmaninoff Foundation» beteiligt, die das Kulturzentrum Villa Senar betreibt. Dieses liegt in unmittelbarer Nachbarschaft der «Stella Matutina» und ist seit knapp einem Jahr im Besitz des Kantons Luzern.

Nachhaltiger Tourismus

Die naturschöne Halbinsel soll durch ein Projekt für einen nachhaltigen Tourismus aufgewertet werden. Dabei drängt die Zeit. Denn vor kurzem wurde zusammen mit dem Regionalen Entwicklungsträger «Luzernplus» ein Projekt der Neuen Regionalpolitik (NRP) gestartet. Das Projekt dauert bis in die erste Jahreshälfte 2024. Mit NRP-Projekten fördern Bund und Kantone die wirtschaftliche Entwicklung des Berggebiets und des ländlichen Raums.

Das Bildungshaus "Stella Matutina" in Hertenstein.
Das Bildungshaus "Stella Matutina" in Hertenstein.

«Ziel des Projekts ist es, das Bildungshaus nicht an einen privaten Investor zu verkaufen, damit dort womöglich neue Wohnungen entstehen», sagt Gabriela Christen. Deshalb müsse nun mit verschiedenen Trägerschaften gesprochen werden, um diese für Teile der Finanzierung des Konzepts zu gewinnen.

Keine neuen Gäste bis Betriebsunterbruch

Im Bildungshaus der Baldegger Schwestern könnten Räume für Kurse, Tagungen, Seminare oder Weiterbildungen gemietet werden. Daneben gibt es Übernachtungsmöglichkeiten. Die Schwestern nehmen bis zum Betriebsunterbruch im Dezember aber keine neuen Gäste auf.

Die Gebäudeanlage gehört seit 1916 dem Kloster Baldegg im Luzerner Seetal. Seit 1995 wird die ehemalige Internatsschule als Bildungshaus geführt. Im Auftrag des Klosters Baldegg lebt, betet und arbeitet eine Gruppe von Schwestern in Hertenstein.

In der Tradition der Klostergärten

Gabriela Christen sagt, sie wolle darauf achten, dass der teilweise denkmalgeschützte Gebäudekomplex nicht leer steht.

Gabriela Christen
Gabriela Christen

Und was ist mit der Permakultur? Hier kommt die 55’000 Quadratmeter grosse landwirtschaftliche Fläche auf der Halbinsel Hertenstein ins Spiel. Konkret sollen auf dieser Agrarfläche nach den Erkenntnissen und Richtlinien der biologisch-dynamischen Landwirtschaft Gemüsegärten angelegt werden, sagt Gabriela Christen. Und zwar in der Tradition der Klostergärten.

Dabei sei angedacht, dass eine lokale, natürliche, vielfältige und nicht-gewinnorientierte Landwirtschaft, die ohne Pestizide, Monokulturen, Grossmaschinen und Überproduktion auskomme, langfristig gewährleistet wird.


Das Bildungshaus «Stella Matutina» in Hertenstein | © Christian Merz
3. März 2023 | 17:02
Lesezeit: ca. 2 Min.
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