Domherr Erwin Jossen
Schweiz

Domherr Erwin Jossen im Alter von 93 Jahren im Wallis verstorben

Am gestrigen Donnerstagabend ist Domherr Erwin Jossen im Seniorenzentrum von Naters im Wallis verstorben. Er wurde 93 Jahre alt. Nach seiner Pensionierung war er noch als Pfarradministrator in der Pfarrei Zeneggen tätig. Sein Steckenpferd war die Geschichtsforschung.

Paul Martone

«Die Mitglieder des Bischofsrates, das Domkapitel der Kathedrale von Sitten alle Mitbrüder im priesterlichen Dienst des Bistums Sitten, alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im kirchlichen Dienst, verbinden sich zusammen mit Bischof Jean-Marie Lovey im Gebet mit der Familie ihres Mitbruders Domherr Erwin Jossen» – mit diesen Worten wird der Verstorbene in der Todesanzeige gewürdigt.

Bischof Jean-Marie Lovey
Bischof Jean-Marie Lovey

Erwin Jossen wurde am 9. August 1930 geboren und wuchs in Mund auf. Nach seiner Priesterweihe am 15. Juni 1958 war er als Seelsorger in den Pfarreien Fiesch, Gondo, Ferden und Kippel tätig. In seiner Amtszeit in Gondo wurde ein neues Pfarrhaus erbaut und die historisch wertvolle Kirche fachgerecht restauriert und erweitert.

Mit liebender Strenge als Religionslehrer

Nach einem zweijährigen Abstecher als Religions- und Geschichtslehrer am Kollegium in Brig, wurde er 1971 Pfarrer von Ferden und 1974/75 verwaltete er auch die Pfarrei Kippel. In Ferden setzte er sich im Besonderen für den Neubau der Kapelle von Goppenstein ein.

Domherr Erwin Jossen
Domherr Erwin Jossen

Bereits 1975 verliess er das Lötschental hatte bis zur Pensionierung im Jahre 1993 die Stelle eines vollamtlichen Religionslehrers an der Orientierungsschule in Naters inne. Obwohl Jugendliche dieses Alters oft schwer für Fragen des Glaubens zu begeistern sind, fand er mit theologischer Kompetenz, mit liebender Strenge und Humor selbst bei «schwierigen» Klassen den Rank.

Doktorierte über Walliser Kirche während Französischer Revolution

Jossen hatte nach seiner Matura Theologie in Innsbruck und Sitten studiert. Er doktorierte mit einer geschichtlichen Arbeit über die Walliser Kirche zur Zeit der Französischen Revolution. Seine Doktorarbeit trägt den Titel: «Die Kirche im Oberwallis am Vorabend des Franzoseneinfalls: 1790-1798: ein Beitrag zur Geschichte des Oberwallis».

Nach seiner Pensionierung war er als Pfarradministrator in der Pfarrei Zeneggen tätig. Wie Paul Martone, Bistumssprecher in Sitten, in seinem Nachruf schreibt, wirkte Erwin Jossen als Pfarradministrator von Zeneggen (mit Wohnsitz in Naters), wo er verschiedene Renovationen initiierte und begleitete.

Paul Martone auf dem Petersplatz.
Paul Martone auf dem Petersplatz.

2005 ernannte ihn Bischof Norbert Brunner zum Domherrn der Kathedrale von Sitten, wo er 2006 installiert wurde. Im Domkapitel übernahm er die Aufgaben als Kapitelsarchivar und als Fabrikator. Damit war er verantwortlich für die Kirchen und die liturgischen Gegenstände, die dem Domkapitel gehören.

Seit 2018 wohnte er im Seniorenzentrum in Naters. Dort verstarb am Abend des 11. April 2024 im Alter von 93 Jahren und 65 Jahre nach seiner Priesterweihe.

Redigierte zehn Jahre lang das Walliser Jahrbuch

Nebenberuflich war Erwin Jossen vielseitig engagiert. Die Erforschung der Walliser Geschichte blieb für den Verstorbenen ein lebenslanges Steckenpferd, dem er sich mit Freude widmete und dessen Früchte die Publikation mehrerer grösserer und kleinerer Bücher waren – wie Paul Martone in seinem Nachruf schreibt.

Anzeige ↓ Anzeige ↑

Nach seiner besagten Doktorarbeit erschienen 2001 Monografien über Mund und den dort wachsenden Safran, für dessen Rettung sich Jossen seit 1978 als Zunftmeister in der in jenem Jahr gegründeten Safranzunft einsetzte.

Von 1975-1983 war er auch Chefredaktor der Pfarrblätter von Saint-Maurice und 1983-1996 Chefredaktor vom «Walliser Jahrbuch», das schon allein durch seine lange Erscheinungsdauer (seit 1932) zum «Kulturgut» des Wallis gehört.

Mehrfacher Ehrenbürger

Zudem veröffentlichte er 2006 eine Gemeindechronik von Zeneggen. Sein grösstes historisches Werk ist aber ohne Zweifel die in jeder Beziehung gewichtige Ortsmonografie von Naters, «Naters – das grosse Dorf im Wallis», das 2000 erschien. Erwin Jossen ist Ehrenburger von Naters, Mund und Zeneggen. (woz)

*Der Beerdigungsgottesdienst findet am Montag, 15. April 2024 um 10 Uhr in der Pfarrkirche von Naters statt. Die Urne wird anschliessend im Grab der Domherren auf dem Friedhof von Sitten beigesetzt.


Domherr Erwin Jossen | © zVg
12. April 2024 | 17:15
Lesezeit: ca. 2 Min.
Teilen Sie diesen Artikel!