Gottfried Locher
Schweiz

«Die Papstreise nach Schweden ist zwiespältig»

Bern, 26.1.16 (kath.ch) Gottfried Locher, Präsident des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbunds (SEK), bezeichnet den angekündigten Besuch des Papstes zum Reformationsjubiläum in Schweden als starke Geste. Locher brachte in einem Radiobeitrag aber auch Vorbehalte an.

Am Ende der Gebetswoche für die Einheit der Christen am Montag, 25. Januar, hat Papst Franziskus angekündigt, dass er am 31. Oktober dieses Jahres an einer Zeremonie aus Anlass des bevorstehenden Reformationsjubiläums im schwedischen Lund teilnehmen werde.

Erstaunt über Reiseziel

Der reformierte Schweizer Pfarrer Gottfried Locher zeigte sich in einer am Dienstag, 26. Januar, in der Sendung «Le journal 7h» im Westschweizer Radio RTS 1 ausgestrahlten Sendung erstaunt, dass der Papst für diesen Anlass einen Ort in Schweden und nicht in Deutschland oder Schweiz gewählt habe, den beiden Ländern, wo die Reformation ihren Anfang genommen habe.

Das vom Papst gewählte Datum erinnert an den Tag, an dem Luther seine Reformthesen an die Kirchenpforte von Wittenberg angeschlagen haben soll. Das katholische Kirchenoberhaupt wähle aber den 499. Jahrestag dieses Ereignisses. Damit wolle der Papst, so Locher, eher darauf hinweisen, dass es bei der Reformation nicht darum gegangen sei, eine neue Kirche zu gründen, sondern die eine, universelle Kirche von innen her zu erneuern.

Ein ökumenischer Versuch

Da der Papst der Zeremonie in Lund zusammen mit dem Präsidenten des lutherischen Weltbunds vorstehen werde, setze er ein Zeichen der Einheit unter den Christen. «Der Papst versucht ökumenisch zu sein und reicht den Protestanten die Hand. Er macht aber gleichzeitig deutlich, dass sich diese Kirchen von den Katholiken unterscheiden», stellt Gottfried Locher fest.

In der Schweiz umgekehrt stellt der SEK-Präsident eine sehr starke Zusammenarbeit der Kirchen fest. Es gäbe eine eigentliche Freundschaft zwischen den beiden Konfessionen, so Locher. Dem entsprechend würden die Vorbereitungen auf das Reformationsjubiläum 2017 auch gemeinsam angegangen. (cath.ch/ms)

Gottfried Locher | © Maurice Page
26. Januar 2016 | 16:51
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Privataudienz für den Chef-Protestanten

Gottfried Locher wird Ende Februar den Papst treffen und ihm dabei auch die Anliegen der reformierten Christen überbringen, das hat der SEK-Präsident am Dienstag, 26. Januar, im Radiobeitrag auf RTS 1 angekündigt. Die Medienstelle des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes bestätigte auf anfrage von kath.ch, dass Gottfried Locher von Papst Franziskus wähend einer Privataudienz empfangen werde. Weitere Informationen zum geplanten Treffen sind noch nicht bekannt.

Gottfried Locher ist seit fünf Jahren Vorsteher des SEK und seit rund einem halben Jahr auch Geschäftsführender Präsident der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen Europas (GEKE).  In welcher Funktion Locher vom Papst empfangen wird, ist nicht bekannt. (cath.ch/ms)