Buchvernissage mit Luke Gasser, Moderator René Rindlisbacher und Fraumünsterpfarrer Niklaus Peter (von links)
Schweiz

Die Apostelgeschichte nach Luke Gasser

Luzern, 11.3.2015 (kath.ch) Nach dem grossen Erfolg mit seinem Jesusfilm «The Making of Jesus Christ» hat sich der Innerschweizer Filmemacher und Rockmusiker Luke Gasser der Apostelgeschichte verschrieben. Am Montag, 9. März, hat er in Luzern sein neues Buch «Ich habe ein Feuer auf die Welt geworfen» präsentiert. Die Apostel-Doku bietet reichhaltiges Bildmaterial, bibeltheologische Überlegungen und Referenzen zur Rockmusik. Das Buch aus dem Weltbild-Verlag startet mit einer Auflage von 2000 Exemplaren und begleitet den Start des neuen Dokumentar-Filmessays «Rabbuni».

Charles Martig

Der Evangelist Lukas, der auch als Autor der Apostelgeschichte gilt, hat einen zeitgenössischen Nachfolger gefunden. Der Obwaldner Rockmusiker und Filmemacher Luke Gasser teilt nicht nur den Vornamen mit dem Evangelisten, sondern auch das heilige Feuer. Sein neues Buch «Die Apostel-Doku. Hatte Jesus wirklich eine Kirche im Sinn?» setzt sich mit dem Urchristentum auseinander. Nach dem Tod von Jeschuah dem Messias kam es zur Bildung der ersten christlichen Gemeinden, aber auch zu Konflikten zwischen Simon Petrus und Paulus, sowie zwischen Petrus und Maria von Magdala. Diesen Spuren geht Gasser nach. Dabei erschafft er eine spannungsreiche Mischung aus persönlicher Suche und bibeltheologischer Reflexion.

Hat Paulus die christliche Kirche erfunden?

In einer gut verständlichen Sprache und reich bebildert bringt das Buch die Erkenntnisse aus der Bibelforschung aufs Tapet und diskutiert sie. Gasser verhehlt nicht, dass seine Sympathien eher bei den Frauen der Jesusbewegung und bei Simon Petrus sind. Paulus hingegen, der Jesus nie von Angesicht kennengelernt hat, behandelt er kritisch, stellenweise sogar polemisch. Hat Paulus die christliche Kirche erfunden? «Paulus ist ganz klar ein fast schon fanatischer Aktivist, in jedem Fall ein Überzeugungstäter, wie es im Buche steht: Eifrig, eifernd und idealistisch bis zur Selbstaufgabe.» Das dürfte für Diskussionen sorgen, auch wenn Gasser anerkennt, dass Paulus für die Verbreitung des Christentums eine zentrale Rolle gespielt hat.

Der reich ausgestatte Bildband schöpft aus dem Filmprojekt «Rabbuni oder Die Erben des Königs». Der dokumentarische Essay folgt den Spuren des Urchristentums nach Jerusalem, Ephesus, Cäsarea und Rom. Eindrückliche Bilder von historischen Orten wechseln mit nachgestellten Szenen und Statements von Experten ab. Neben den Aposteln haben in den Schauspielszenen auch die Frauen eine starke Präsenz. Insbesondere Maria von Magdala wird ausgiebig behandelt und aus den apokryphen Schriften zitiert. Hier ist manchmal nicht ganz deutlich unterschieden, nach welchen Quellen Luke Gasser arbeitet. Auf jeden Fall entsteht der Eindruck, dass er die Apostelgeschichte, die Paulusbriefe und die Apokryphen – das sind Schriften, die nicht in die Bibel aufgenommen wurden – auf die gleiche Stufe stellt.

Ein authentischer Sucher

Eindrücklich ist das Engagement bei der authentischen Suche, die Luke Gasser in seiner Version der Apostelgeschichte durchführt. Glücklicherweise hat er sowohl ein Auge für das gelungene Bild als auch die intellektuelle Schärfe, um sich mit der Bibeltheologie unerschrocken und mutig auseinanderzusetzen. Entstanden sind  daraus ein sehr aufschlussreicher Bildband und ein ehrlicher Dokumentarfilm, der die Suche eines aufrechten Gläubigen, aber manchmal auch unkonventionellen Katholiken zum Ausdruck bringt.

Der Film «Rabbuni oder Die Erben des Königs» und somit auch das Buch «Ich habe ein Feuer auf die Erde geworfen» wurden von der Römisch-katholischen Zentralkonferenz sowie von den katholischen Landeskirchen von Zürich, Aargau, Luzern, St. Gallen, Nidwalden, Obwalden, Graubünden, Thurgau und Schaffhausen finanziell unterstützt. (cm)


Luke Gasser, Ich habe ein Feuer auf die Erde geworfen, Die Apostel-Doku. Hatte Jesus wirklich eine Kirche im Sinn? Weltbild Verlag 2015, 336 Seiten, ISBN 978-3-03812-590-7, Franken 36.90.

Der Film «Rabbuni oder Die Erben des Königs» wird in voller Kinolänge an verschiedenen Orten gezeigt: 22. März in Chur, Kino Apollo; 23. März in Luzern, Kino Capitol; 31. März in der Paulus-Kirche Basel. Weitere Informationen und Spieldaten auf der Filmwebsite: www.rabbuni-film.ch.

SRF zeigt den Dokumentarfilm in einer stündigen Fassung in der Sternstunde Religion am 17. Mai 2015, 10.00 Uhr, auf SRF 1.

 

Buchvernissage mit Luke Gasser, Moderator René Rindlisbacher und Fraumünsterpfarrer Niklaus Peter (von links) | © 2015 Jean Merrouche
11. März 2015 | 18:16
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