«Der Papst war hier – jetzt kann auch der Frieden kommen» – Afrika bleibt nach dem Besuch von Franziskus begeistert zurück

Nairobi, 30.11.15 (kath.ch) Hunderttausende Besucher bei einer einzigen Messe, pilgernde Grossmütter und spontane Freudentänze neben dem Papamobil: Afrika liebt Papst Franziskus. Bei seiner Reise nach Kenia, Uganda und in die Zentralafrikanische Republik verstand es Franziskus erneut, die Herzen seiner Anhänger zu erobern. Spürbar wurde die «Papstmania», wie lokale Medien titelten, bereits zu Beginn bei einer Freiluftmesse in Nairobi.

Markus Schönherr

Ab drei Uhr morgens strömten die Besucher auf den Campus der staatlichen Universität – um erst von der Sonne gegrillt und später von heftigem Regen durchnässt zu werden. Einige suchten Schutz unter Plastikstühlen, um die erste Messe des Papstes auf afrikanischem Boden nicht zu verpassen. «Es ist ein wundervoller Tag, den ich nie vergessen werde», freute sich Benedict Mutinda Ndosi. Eine andere Kenianerin erklärte: «Ich fühle mich gesegnet. Den Papst sehen zu dürfen, hat meinen Tag gerettet.» Und der jungen Lynette Wambui Njogu habe der Papst Hoffnung gegeben und «gezeigt, wie man Hindernisse im Leben überwindet», sagte sie.

Ein Geheimnis von Franziskus’ Magie waren seine Reden, in denen er konkret die Probleme des Kontinents anprangerte: Korruption, Landraub, gierige Eliten. Unmittelbar vor der Ankunft von Franziskus hatte Staatspräsident Uhuru Kenyatta fünf Minister wegen Korruption entlassen. Unverhohlen nannte Franziskus die unbequemen Dinge wie Landraub beim Namen – «unklug für einen Ausländer», wie nationalistische Politiker in Nairobi wetterten.

Einem Kontinent der Negativ-Schlagzeilen gab Papst Franziskus neues Selbstvertrauen. Erneut schaute die Welt auf Kenia, Uganda und die Zentralafrikanische Republik – diesmal aber nicht nur wegen ethnischer Konflikte, Menschenrechtsvergehen und Glaubenskriegen, sondern wegen ihrer herzlichen Gastfreundschaft für einen Weltpolitiker. «Er hat Kenia in einem positiven Sinn zurück auf die Weltbühne gebracht», meint die in Nairobi lebende Maria Pavlidis. Zudem habe er sich auf einem Kontinent, wo 42 Prozent in bitterster Armut leben, als Papst der Bescheidenheit und Nähe präsentiert.

Zu Fuss zum Papst

In Zentralafrika erklärte er, er komme «als Pilger», während er in Uganda Babys küsste und in Kenia Hände schüttelte. «Die Hand werde ich mir für eine Woche nicht mehr waschen», erklärte eine örtliche Journalistin freudig. Viele nahmen Strapazen auf sich, um den Papst sehen zu können. Das ugandische Fernsehen «NTV» berichtete von einer 75-Jährigen, die einen Tag lang nach Kampala pilgerte. «Ich kenne die beiden letzten Päpste nur von Fotos. Diesen Papst wollte ich mit meinen eigenen Augen sehen», erzählte die Greisin erschöpft.

Die meiste Zustimmung erfuhr Franziskus erneut durch seine Rolle als Versöhner. Sichtbar wurde das schon in Nairobi, als Hunderttausende einander die Hände reichten, um ein Zeichen gegen ethnische Spannungen zu setzen. Zahlreiche Katholiken waren auch aus dem kriegszerrütteten Südsudan nach Uganda gereist, um den Papst zu sehen. Der traf Südsudans Präsident Salva Kiir in einem spontanen Vieraugengespräch. Und auch zwei Pilger aus Burundi erklärten: «Die Gewalt in unserem Land eskaliert. Wir wissen, dass der Heilige Vater Frieden in unsere Nation bringen kann.»

«Ein grosser Segen»

Seine schwierigste Friedensmission erwartete Franziskus in der Zentralafrikanischen Republik, wo sich seit zweieinhalb Jahren rivalisierende Milizen aus Christen und Muslimen bekriegen. Interimspräsidentin Catherine Samba-Panza bat stellvertretend um Vergebung für die Sünden ihres Landes und bezeichnete den Papstbesuch als ein «Geschenk des Himmels». Eine Sicht, die sich auch im Volk widerspiegelte. «Es ist ein grosser Segen», jubelten die Menschen im Radiosender «Ndeke Luka». «Wir sind froh, dass der Papst hier war – jetzt kann auch der Frieden kommen.» (cic)

30. November 2015 | 14:27
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