Pater Adam Serafin hat Hausverbot und feiert vor der Kirche die Messe.
Schweiz

Daniel Ric: Warum wir jetzt Messen vor der Kirche feiern

Für Pater Adam Serafin gilt in den Kirchen von Gebenstorf-Turgi Hausverbot. Er kontert mit Messen vor der Kirche. Was soll diese Provokation? «In keinem Kanton in der Schweiz finden weniger Messfeiern pro Katholik statt als im Aargau», behauptet der Präsident der Kirchenpflege, Daniel Ric.

Raphael Rauch

Sie reagieren auf das Hausverbot von Pater Adam Serafin mit Messen vor der Kirche. Wann finden diese statt?

Daniel Ric*: Normalerweise jeden Morgen um 9 Uhr oder am Abend um 19 Uhr. Wir prüfen gerade das Hausverbot: Es ist unklar, ob dies überhaupt rechtens ist. Wir hoffen, dass es für ungültig erklärt wird und wir die Messen in der Kirche feiern können. 

Daniel Ric, ehemaliger Präsident der Kirchenpflege Gebenstorf-Turgi.
Daniel Ric, ehemaliger Präsident der Kirchenpflege Gebenstorf-Turgi.

Wie genau läuft der Open-Air-Gottesdienst genau ab?

Ric: Wie eine normale Messe. Einfach draussen.

«Vielleicht ist dies ein Modell für die Zukunft.»

Wer ist eingeladen?

Ric: Zu einer Messe sind immer alle Menschen eingeladen. Schön ist, dass vorbeilaufende Menschen teilweise spontan stehen bleiben und der Messe beiwohnen. Wir machen diese Outdoor-Messen aus der Not heraus, da dieses Hausverbot durch vier Kirchenpfleger ausgesprochen wurde, aber eigentlich sind solche Freiluftmessen ein sehr gutes Mittel, um Menschen zu erreichen, die kirchenfern sind. Gestern kam beispielsweise eine Dame an die Messe, die jahrelang nicht mehr in der Kirche war. Vielleicht ist dies ein Modell für die Zukunft.

Wer kümmert sich um die Hardware, also Sitzgelegenheiten, Gesangbuch, Altar?

Ric: Der Sakristan. Das Hausverbot betrifft ja nur Pater Adam.

Der Bischof von Basel, Felix Gmür
Der Bischof von Basel, Felix Gmür

Bischof Felix Gmür ruft zum Frieden auf. Warum provozieren Sie trotzdem?

Ric: Wen provoziert eine solche Messe? In Gebenstorf und Turgi leben neben Christen Muslime, Hindus, Agnostiker und Atheisten. Kein normal denkender Mensch, der die Freiheitsrechte schätzt, wird Anstoss daran nehmen, dass Gläubige die Eucharistie feiern. Wer sich daran stört sind die Kreise in der Landeskirche und im Bistum, die seit Jahren eine Personalpolitik betreiben, die Priestern verunmöglicht, ihren Dienst an den Menschen auszuüben. In keinem Kanton in der Schweiz finden weniger Messfeiern pro Katholik statt als im Aargau. Und in keinem Kanton, ausser in Basel-Stadt, treten so viele Menschen aus der Kirche aus wie im Aargau. Für was sollen die Menschen Kirchensteuern zahlen, wenn ihnen das Zentrale des Katholizismus, die Heilige Messe, verwehrt wird?

* Daniel Ric (40) ist Kirchenpflegepräsident von Gebenstorf-Turgi. Er arbeitet an zwei Lernförderungsschulen. Er gehört zu den Unterstützern von Pater Adam Serafin, der das Vertrauen von Bischof Felix Gmür und Mitgliedern der Kirchenpflege verloren hat.

Luc Humbel: «Eine Provokation»

Was sagt die Landeskirche zu den Messen vor der Kirche? «Private Gottesdienste, und darum handelt es sich, sind in der Schweiz nicht verboten. Dass diese von Pater Adam auf dem Vorplatz der Kirche gefeiert werden, obwohl er weder eine Anstellung der Kirchgemeinde noch einen Auftrag vom Bischof hat, ist eine unanständige Provokation», teilt Luc Humbel mit. Er ist Kirchenratspräsident der Landeskirche Aargau. (rr)


Pater Adam Serafin hat Hausverbot und feiert vor der Kirche die Messe. | © zVg
13. April 2022 | 12:50
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