Daniel Kosch, Beobachter des Synodalen Weges aus der Schweiz, am Rande der fünften Synodalversammlung in Frankfurt.
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Daniel Kosch: Auch Frauen sollten zum Bischofsamt zugelassen werden

Es braucht in der Kirche Beschränkung und Teilung von Macht, sagt der Theologe Daniel Kosch. So könnte das Kirchenvolk an der Wahl des Bischofs beteiligt und seine Amtszeit «auf vielleicht zwölf Jahre beschränkt» sein. Zudem würde das Bischofsamt aufgewertet werden, «wenn es nicht nur zölibatären Männern offenstünde, sondern auch Frauen».

«Bis vor Kurzem war es verpönt, in der Kirche von Macht zu sprechen, man sprach lieber von Dienst oder theologisch von Vollmacht. Ich finde es positiv, dass das Thema nun offen angesprochen wird – ausgelöst durch die Einsicht, dass kirchliche Amtsträger ihre Macht schändlich missbraucht haben, sei es in Form sexueller und spiritueller Gewalt, sei es finanziell oder um eigenes Machtstreben zu befriedigen. Daher braucht es auch in der Kirche die Kontrolle, Beschränkung und Teilung von Macht.

«Es müssten dringend rechtliche und strukturelle Rahmenbedingungen geschaffen werden.»

Die wichtigsten Instrumente dafür sind das Recht, machtteilige Strukturen, Transparenz und Rechenschaftspflicht. So könnte zum Beispiel das Kirchenvolk an der Wahl des Bischofs beteiligt, seine Amtszeit auf vielleicht zwölf Jahre beschränkt und ein diözesaner Rat geschaffen werden, der den Kurs des Bistums mitbestimmen kann und dem gegenüber der Bischof für sein Handeln rechenschaftspflichtig ist. (…)

Meines Erachtens müssten dringend rechtliche und strukturelle Rahmenbedingungen geschaffen und mit der Auswahl und Ausbildung der Bischöfe dafür gesorgt werden, dass sie als Menschen auftreten, die das Feuer des Glaubens hüten und die Glut unter der Asche neu entfachen helfen. Sie sollten dafür sorgen, dass möglichst viele Getaufte ihre Ideen, ihre Fähigkeiten und ihre Glaubensüberzeugungen einbringen und das Leben der Kirche reich und vielfältig machen.

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Und als öffentliche Gesichter der Kirche müssten sie so vom Evangelium und vom christlichen Leben sprechen, dass auch Aussenstehende es verstehen und sich dafür interessieren. Zudem würde das Bischofsamt stark aufgewertet, wenn es nicht nur zölibatären Männern offenstünde, sondern auch Frauen, denen Gott das Charisma der Leitung verliehen hat, deren Berufung die Kirche aber bisher nicht anerkennt.»

Das sagt Daniel Kosch in einem Interview mit dem «Sonntag». Der Theologe war von 2001 bis 2022 Generalsekretär der Römisch-Katholischen Zentralkonferenz der Schweiz und von 2019 bis 2023 einer der Schweizer Beobachter beim Synodalen Weg der katholischen Kirche in Deutschland. (jas)


Daniel Kosch, Beobachter des Synodalen Weges aus der Schweiz, am Rande der fünften Synodalversammlung in Frankfurt. | © Julia Steinbrecht/KNA
1. Februar 2024 | 13:30
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