Damian Pfammatter an der Uni Luzern
Konstruktiv

Damian Pfammatter – «Ich fühle mich wohl hier im Kloster»

Das Benediktiner-Kollegium Sarnen bietet Wohnraum mit spirituellem Anschluss. Sechs Personen leben aktuell mit den beiden Benediktinern, darunter Dozent und Diakon Damian Pfammatter. Der Walliser schätzt es, nach seiner Lehrtätigkeit an der Uni Luzern hier am Abend seine Ruhe zu finden. Mit seiner Frau führt er eine Fernbeziehung.

Regula Pfeifer

Vesper in der St. Michaels-Kirche in Sarnen: Fünf Männer stehen im Chorgestühl und lesen – mal abwechselnd, mal gemeinsam aus dem Brevier. Der Sprechgesang ist nur durch kurze Pausen unterbrochen. Das wirkt innig, beruhigend.

Damian Pfammatter (vorne) an der Vesper des Benediktiner-Kollegiums
Damian Pfammatter (vorne) an der Vesper des Benediktiner-Kollegiums

Fünf Männer im Chor

Die fünf Männer sind zuvor durch den Seiteneingang in die grosse, moderne Kirche getreten, haben sich vor dem Altar verbeugt und danach ihren Platz im Chor aufgesucht. Es sind dies die beiden Benediktiner Frater Paul Schneider und Pater Benedikt Staubli, der Priester Andreas Pfister, Hauswart Markus Market – und Dozent und Diakon Damian Pfammatter.

So beginnen die Abende, die Damian Pfammatter im Benediktiner-Kollegium Sarnen verbringt – nach einem kurzen Ankommen in seiner «Zelle», einer Art Zweizimmer-Wohnung mit Nasszelle, aber ohne Küche. Hier wohnt der Walliser werktags, seit seinem Stellenantritt an der Universität Luzern. Seit August 2022 ist er Dozent für Kirchliche Jugendarbeit und Gemeindeanimation am RPI, dem Religionspädagogischen Institut.

Angekommen zuhause, im Benediktiner-Kollegium Sarnen: Damian Pfammatter
Angekommen zuhause, im Benediktiner-Kollegium Sarnen: Damian Pfammatter

Ausbildung mit viel Praxis

Da leitet er morgens Module – etwa zu den Praxisfeldern der verbandlichen und offenen kirchlichen Jugendarbeit, zu Theorieansätzen oder zum Schreiben «Christus Vivit» von Papst Franziskus. Zudem führt er Gespräche mit Arbeitskollegen und Studierenden und begleitet Letztere auch in der Praxis.

«Wir arbeiten stark praxisorientiert», sagt Damian Pfammatter in seinem Walliser Dialekt. Er selbst hat viel Erfahrung, als Seelsorger in Pfarrei und Schule sowie als ehemaliger Leiter der diözesanen Fachstelle Jugendseelsorge Oberwallis.

Damian Pfammater mit Julian Miotk im Büro des RPI an der Uni Luzern
Damian Pfammater mit Julian Miotk im Büro des RPI an der Uni Luzern

Nach der Arbeit am Institut geht Pfammatter zum Bahnhof und setzt sich in den Zug gleich vis-à-vis der Uni. Er will rechtzeitig zur Vesper im Kloster sein. Während der Fahrt erledigt er pendente Mails und Telefonate.

Dass das Benediktiner-Kollegium Sarnen Wohnmöglichkeiten anbietet, hat der Theologe nach einer Vorlesung von einem Bekannten erfahren. Er erkundigte sich näher bei Frater Paul Schneider und war überrascht über das Angebot: ein geräumiges Büro, ein Schlafzimmer mit Doppelbett und eine Nasszelle, alles möbliert.

Pater Paul im Korridor des Kollegiums Sarnen
Pater Paul im Korridor des Kollegiums Sarnen

«Weitere Wünsche werden erfüllt – etwa ein Büchergestell», sagt Damian Pfammatter. Dies zum moderaten Preis von 800 Franken pro Monat, Frühstück inbegriffen. Beteiligt er sich am gemeinsamen Abendessen – und zwar «sehr feine Küche», zahlt er dafür 15 Franken.

«Ich fühle mich wohl hier»

Damian Pfammatter, Dozent und Diakon

«Ich fühle mich wohl hier», so der Diakon. Die Tagesstruktur gebe ihm Halt – und die Beziehung zu Gott mit anderen Menschen trage ihn sowohl persönlich als auch als Ehemann, Vater und Dozent. Und er fühle keinerlei Druck, in der Gemeinschaft mitmachen zu müssen.

Damian Pfammatters Daheim im Benediktiner-Kollegium Sarnen
Damian Pfammatters Daheim im Benediktiner-Kollegium Sarnen

Fernbeziehung als Chance und Herausforderung

Damian Pfammatter ist verheiratet, seine beiden Kinder studieren. Seine Frau wohnt in Visp VS, wo Pfammatter herkommt, und wo er am Kollegium Brig ein kleines Pensum als Religionslehrer und Schulseelsorger hat.

«Für uns ist getrenntes Wohnen nichts Neues», sagt er über die Fernbeziehung. Bereits im Studium lebte er in Freiburg und während seiner Doktorarbeit – für zwei Tage – bei den Dominikanern in Freiburg. «Distanz ist für eine Beziehung herausfordernd, es liegt aber auch eine grosse Chance darin», so Pfammatter.

Damian Pfammatter bereitet abends den kommenden Tag vor.
Damian Pfammatter bereitet abends den kommenden Tag vor.

Das Alleinsein abends in seiner «Zelle» schätzt er. «Das ist viel produktiver – und es hilft mir, den Blick aufs Wesentliche zu lenken.» «Mit Gott bin ich stets im Gespräch», sagt er, «aber am Abend habe ich Zeit, mich auf die Veranstaltungen vorzubereiten.» Er geniesse diese Zeit der Sammlung.

Ruf von Bruder Klaus und Dorothee

Beim Stichwort Sammlung fällt ihm ein: Es sei wohl kein Zufall, dass er in Sarnen gelandet ist, meint er und lächelt. Das sei womöglich Bruder Klaus und seiner Ehefrau Dorothee zu verdanken. Deren Ruf sei er gefolgt.

Abendessen im Benediktiner-Kollegium Sarnen: Pater Benedikt Staubli schöpft Salat, rechts Damian Pfammatter.
Abendessen im Benediktiner-Kollegium Sarnen: Pater Benedikt Staubli schöpft Salat, rechts Damian Pfammatter.

Essen selbst schöpfen

Nach der Vesper gehen die Männer durch einen Gang hinüber ins Kollegium, zum Abendessen. In einem grossen, holzverkleideten Saal steht ein Tisch frisch gedeckt bereit. Ein Gast hat sich kurzfristig abgemeldet. So wird die Journalistin von den beiden Benediktinern mit einladenden Gesten an den Tisch gebeten. «Jeder schöpft für sich, soviel er will – vom Essen und Trinken», sagt Frater Paul Schneider nach dem Tischgebet, lächelnd. Das sei hier die Regel.

Nach dem Salat bringt der Koch ein Herbstgericht: Schinken, Wienerli, Kartoffeln, Bohnen und Sauerkraut. Die Essensrunde beleben besonders die beiden Ordensmänner mit ihren Wortmeldungen – etwa zur Frage, ob es nach einer absehbaren Gesundschrumpfung der Kirche nicht doch genügend Priester geben werde.

Markus Market lebt im Benediktiner-Kollegium Sarnen. Er arbeitet da als Hauswart und absolviert ein Fernstudium in Theologie.
Markus Market lebt im Benediktiner-Kollegium Sarnen. Er arbeitet da als Hauswart und absolviert ein Fernstudium in Theologie.

Hauswart und Theologie-Fernstudent

Ruhig isst Markus Market mit. Er lebt seit Frühling 2022 in der Gemeinschaft und leistet als Hauswart – seinem Ursprungsberuf – einen praktischen Beitrag. Gleichzeitig studiert er Theologie, in einem Fernstudium. Das Klosterleben ziehe ihn an, sagt er. Aber ob er sich ganz darauf einlassen will, weiss er noch nicht.

Mitleben im Benediktiner-Kollegium Sarnen

Seit Anfang 2022 bietet das Benediktiner-Kollegium Sarnen Interessierten die Möglichkeit, in seinen ausgebauten Klosterzellen zu wohnen. Das Angebot richtet sich an katholische Männer, die ihr Studium oder ihren Beruf mit einem klösterlichen Leben verbinden möchten, wie es auf der Webseite heisst. «Im Rahmen unseres Projektes zeigten auch Frauen Interesse, bei uns mitzuleben», sagt Frater Paul Schneider, Organisator und Ökonom des dazugehörenden Klosters Muri-Gries. Sie seien selbstverständlich ebenfalls willkommen. Aktuell sind zwei Frauen hier wohnhaft, die auf dem zweiten Bildungsweg Theologie studieren.

Insgesamt leben sechs Gäste mit den beiden Ordensmännern im Kollegium: vier Theologiestudierende, ein Priester und Dozent Damian Pfammatter. Sie zahlen einen Beitrag von zwischen 500 und 900 Franken pro Monat, je nach Grösse und Ausstattung der Wohneinheit. Das Frühstück ist inklusive.

«Im Kollegium gibt es viel Raum für wenig Menschen», sagt Damian Pfammatter. Für die Gäste wurden einige bisherige Mönchszellen ausgebaut und mit Nasszellen versehen. Weitere sind noch im Bau. «Dieses Mitleben kann, muss aber nicht zu einer formelleren Zugehörigkeit oder zu einer Vollmitgliedschaft zu unserem Kloster Muri-Gries führen», heisst es auf der Webseite des Benediktiner-Kollegiums Sarnen. (rp)


Damian Pfammatter an der Uni Luzern | © Regula Pfeifer
24. Oktober 2023 | 08:16
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