Bischof Vitus Huonder
Schweiz

Churer Bischof macht Vorschläge zur Auflösung des Zürcher Bistumsfonds

Chur, 3.12.17 (kath.ch) Rund 1,16 Millionen Franken schlummern im «Fonds Bistum Zürich». Diesen haben die Zürcher Katholiken 1991 gegründet, zur Zeit des Konflikts mit dem damaligen Churer Bischof Wolfgang Haas. Nun schlägt der heutige Bischof von Chur, Vitus Huonder, in einem Brief ans Zürcher Kirchenparlament vor, wie der Fonds liquidiert werden könnte. Synodalratspräsident Benno Schnüriger zeigt sich in einem Beitrag der «Sonntagszeitung» (3. Dezember) wenig begeistert von den Vorschlägen.

Mit dem Fonds wollten die Zürcher Katholiken die Errichtung eines eigenen Bistums finanzieren. Der Churer Bischof Vitus Huonder erinnert in seinem Schreiben vom 29. November an die Synode (Parlament) der römisch-katholischen Körperschaft des Kantons Zürich daran, dass der Fonds durch Gelder geäufnet wurde, «die in den Jahren 1990 bis 1997 seitens der Körperschaft nicht in die Bistumskasse einbezahlt wurden».

Moralischer Anspruch auf das Geld

Er räumt in dem Brief, den das Bistum am Sonntag auf seiner Webseite publizierte, ein, dass das Bischöfliche Ordinariat «keinen rechtlichen Anspruch auf die im Fonds enthaltenen Gelder habe, einen moralischen hingegen sehr wohl». Die Gläubigen im Kanton Zürich hätten darauf vertrauen dürfen, dass ein Teil ihrer Gelder, die sie mit ihren Kirchensteuern entrichtet haben, dem Ordinariat zufliesst, das diese Mittel im Dienste des Bistums und der Pfarreien eingesetzt hätte.

Der Churer Bischof geht davon aus, dass ein Bistum Zürich zurzeit nicht mehr «realisierbar» ist. Er dürfte dabei an einen Beschluss der Biberbrugger Konferenz denken. Der Zusammenschluss der Kantonalkirchen im Bistum Chur stellte sich im März dieses Jahres gegen das Projekt.

Es stelle sich nun die Frage, was mit dem Geld in dem Fonds geschehen solle, so Huonder. Er schlägt dem Kirchenparlament vor, die Gelder des Fonds zu je einem Drittel für Aufgaben in den Bereichen Soziales, Bildung und Kultur zu verwenden.

Soziale Institutionen und das Bischöfliche Schloss sollen profitieren

Im sozialen Bereich denkt der Bischof an das Hilfswerk «Caritas Graubünden»,  das finanziell wesentlich weniger gut aufgestellt sei als «Caritas Zürich», und das Hilfswerk «Schweizerische Hilfe für Mutter und Kind». Letzteres helfe ganz im Sinne der katholischen Kirche Müttern in schwierigen Situationen.

Weiter will Huonder die Stiftung Priesterseminar St. Luzi unterstützen, die die Theologische Hochschule Chur (THC) trägt. Das letzte Drittel schliesslich soll für die Restaurierung des Bischöflichen Schlosses eingesetzt werden. Auch wenn man heute kein solches Verwaltungsgebäude mehr errichten würde, gehöre das Schloss zum Erbe des Bistums, das auch weiterhin gepflegt werden solle, schreibt der Bischof.

Bistumsfonds ist Thema an der nächsten Sitzung der Synode

Anlass für das Schreiben des Bischofs zum aktuellen Zeitpunkt ist ein Vorstoss, der am 7. Dezember an der Sitzung der Synode behandelt wird. Darin heisst es, der Synodalrat (Exekutive) solle prüfen, «ob der Synode ein Vorschlag unterbreitet werden kann, zu welchem neuen Zweck die angesparten Mittel des Bistumsfonds eingesetzt werden könnten».

Benno Schnüriger, Präsident Synodalrat Zürich | © Christoph Wider

Benno Schnüriger, Synodalratspräsident, hält wenig von den Vorschlägen des Bischofs für eine künftige Verwendung der Fondsgelder. Er hält sie für «zu willkürlich», wie er gegenüber der «Sonntagzeitung» (3. Dezember) sagte. Zum Vorschlag, einen Teil des Geldes für die Restaurierung des Bischöflichen Schlosses zu verwenden, meinte Schnüriger etwa: «Normalerweise bestreitet der Bischof Renovationen aus seinen eigenen Mitteln.»

Darf sich der Bischof einmischen?

Zudem frage er sich, ob sich der Bischof «überhaupt so in unsere Angelegenheiten einmischen» dürfe. Der Brief von Huonder komme «zum falschen Zeitpunkt», da das Postulat noch gar nicht überwiesen sei, so der Synodalratspräsident weiter.

Giuseppe Gracia, Sprecher des Bistums Chur, verteidigte gegenüber der «Sonntagszeitung» die Ideen von Huonder: «Ich glaube nicht, dass wir mit dem Brief jemanden vor den Kopf stossen oder dass Zürcher Funktionäre sich pikiert fühlen. Immerhin macht der Bischof vernünftige Vorschläge und bringt gute Ideen.» (bal)


 

Bischof Vitus Huonder | © Christoph Wider / forum
3. Dezember 2017 | 13:24
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