Christlich-zionistischer Preis für Wladimir Putin

Russlands Präsident Wladimir Putin soll den «Friends of Zion Award» erhalten. Die Auszeichnung gelte der Rettung zahlreicher Juden im Zweiten Weltkrieg durch Russland.

Mike Evans, Gründer des christlich-zionistischen «Friends of Zion Heritage Center» (FOZ) in Jerusalem und amerikanischer Evangelikaler, erklärte am Donnerstag vor den Medien, er habe die russische Botschaft in Israel über die Auszeichnung informiert. Evans kündigte ferner an, den russischen Einsatz zur Rettung von Juden im Zweiten Weltkrieg in einer Sonderausstellung im Jerusalemer «Friends of Zion»-Museum zu ehren.

Putin traf am Donnerstagmorgen in Israel ein. Zusammen mit Staats- und Regierungschefs aus aller Welt nahm er am 5. Welt-Holocaust-Forum in der Jerusalemer Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem teil, bei dem er zu den Rednern zählte. Die Veranstaltung steht im Gedenken an die Befreiung des Todeslagers Auschwitz vor 75 Jahren.

Warnung vor Politisierung des Holocaust

In seiner Rede warnte er vor einer Politisierung des Holocaust und des Gedenkens an die Opfer. Politiker und Weltführer müssten «alle unsere Kompetenzen» nutzen, um «die Namen der Unschuldigen und Helden von damals zu bewahren».

Die Schoah sei eine «systematische, von Menschen gemachte Vernichtungsmaschine» gewesen, denen das sowjetische Volk 1945 ein Ende gesetzt habe. Es habe «Europa befreit und das eigene Land beschützt und dafür einen schlimmen Preis gezahlt», so Putin. Gleichzeitig verwies der russische Präsident auf die Rolle von Kollaborateuren. Die Lager und Todesfabriken seien nicht von Nazis allein, sondern mit der Hilfe Angehöriger anderer Nationen geführt worden.

Preis für verdiente Staatschefs

Bislang wurden nach FOZ-Angaben neun Staatsführer mit dem Preis ausgezeichnet, darunter die US-Präsidenten George W. Bush und Donald Trump. In Auftrag gegeben wurde der Preis, der den Einsatz von Staatschefs für das jüdische Volk und den Staat Israel ehre, laut FOZ vom 2016 gestorbenen israelischen Präsidenten Schimon Peres. Peres war demnach der erste internationale Vorsitzende der Vereinigung.

Nach eigenen Angaben handelt es sich bei dem «Friends of Zion Heritage Center» um eine Gründung von «Tausenden Christen unterschiedlicher Konfessionen».

Rivlin warnt vor «chronischer Krankheit» Antisemitismus

Die Welt braucht nach Worten des israelischen Präsidenten Reuven Rivlin ein vereintes Vorgehen gegen Antisemitismus. «Im Kampf gegen Rassismus und den alt-neuen Antisemitismus, der heute auf besorgniserregende Weise ausbricht», brauche es eine volle Partnerschaft, sagte er vor den rund 50 Staats- und Regierungschefs.

«Antisemitismus ist eine chronische Krankheit. Sie kommt von links und von rechts und nimmt in der Geschichte Formen an und legt sie wieder ab», so Rivlin wörtlich. Nicht der Antisemitismus habe sich verändert, sondern die Menschen. Er rief dazu auf, die Antisemitismusdefinition der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA) zu übernehmen. (kna)

Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem. | © Pixabay/cberens/Pixabay/cberens, Pixabay Licence
23. Januar 2020 | 06:41
Lesezeit: ca. 2 Min.
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Israel als Kompensierung für den Holocaust

«Am 27. Januar 1945 wurden die Tore der Hölle geöffnet, Auschwitz», so Rivlin. Könige, Führer und Staatschefs seien in Jerusalem zusammengekommen, um sich zu erinnern und nicht zu vergessen. Gleichzeitig zeige dies die Fähigkeit der internationalen Gemeinschaft, gemeinsam auf der Basis geteilter Werte zusammenzuarbeiten gegen Antisemitismus und Rassismus sowie «radikale Kräfte, die Chaos und Zerstörung, Hass und Angst» verbreiten.

«Der Staat Israel ist eine Kompensierung für den Holocaust. Dies ist unser Heim und unsere Heimat», so Rivlin weiter. Israel sei eine starke Demokratie und stolzes Mitglied der Völkerfamilie, das nicht «auf Erlösung wartet, sondern ein Staat, der Partnerschaft sucht – der Partnerschaft fordert». Ferner sei Israel kein Opfer, sondern werde sich immer verteidigen. (kna)