An der Wählerversammlung der Christkatholiken am 13. April in Olten nahmen Synodale und Laien teil.
Schweiz

Christkatholiken vor Bischofswahl: «Hierarchie darf nicht die Hauptrolle spielen»

Im Mai wählt die Nationalsynode den künftigen Bischof der Christkatholischen Kirche der Schweiz. Am Samstag haben sich drei Geistliche den Synodalen und Gläubigen vorgestellt. «Alle Kirchenglieder haben Anspruch auf Information und transparente Vorgänge», sagt Bistumsverweser Daniel Konrad.

Barbara Ludwig

Seit dem Rücktritt von Bischof Harald Rein Ende November ist der Bischofssitz der Christkatholischen Kirche in der Schweiz vakant. Seither laufen die Vorbereitungen für die Wahl des Nachfolgers. Der künftige Bischof wird am 24./25. Mai gewählt, und zwar von der Nationalsynode, der sowohl Laien als auch Geistliche angehören. Damit unterscheidet sich das Prozedere grundsätzlich von der Bestellung römisch-katholischer Bischöfe, die in den meisten Diözesen der Welt vom Papst ernannt werden.

Unterschiedlicher konfessioneller Hintergrund

Sechs Wochen vor der Wahl hat am Samstag in Olten SO eine sogenannte Wählerversammlung stattgefunden. Über 150 Personen haben an dem Anlass teilgenommen, der laut Reglement vor der Wahl eines Bischofs durchgeführt werden muss. Ziel war es, die Kirchenglieder über die drei zur Wahl nominierten Pfarrer zu informieren, teilt Daniel Konrad auf Anfrage mit. Konrad ist Priester und leitet die christkatholische Kirche in der Zeit der Sedisvakanz.

Kandidat Christoph Schuler stammt aus einer christkatholischen Familie.
Kandidat Christoph Schuler stammt aus einer christkatholischen Familie.

Dabei konnten sich die Pfarrer Christoph Schuler, Frank Bangerter und Lars Simpson dem Publikum selber vorstellen. Die drei haben einen unterschiedlichen konfessionellen Hintergrund. Schuler stammt aus einer christkatholischen Familie. Bangerter war ursprünglich evangelisch-reformiert. Lars Simpson, ursprünglich Anglikaner, hat ebenfalls konvertiert.

«Hören, wo der Schuh drückt»

Anschliessend gab es eine Fragerunde, die nach einer Stunde abgebrochen werden musste, «weil der Zeitplan des Nachmittags zu kippen drohte», wie es in einer Medienmitteilung der Kirche heisst. Ein weiteres Ziel des Anlasses in der Kirche St. Martin in Olten war es denn auch, dass die Nominierten hören, wo den Menschen «der Schuh drückt», so Daniel Konrad.

Christoph Schuler, Frank Bangerter und Lars Simpson (v.l.) beim Podiumsgespräch, das Nicole Freudiger leitete.
Christoph Schuler, Frank Bangerter und Lars Simpson (v.l.) beim Podiumsgespräch, das Nicole Freudiger leitete.

Er schätzt, dass rund die Hälfte der Anwesenden Delegierte der Kirchgemeinden und Geistliche waren, die den neuen Bischof wählen werden, und die übrigen Personen ohne Stimm- und Wahlrecht an der Synode. Auch deren Teilnahme hält Daniel Konrad für sinnvoll.

Kirchenverständnis zeigt sich im Vorgehen

«Es gehört zum Kirchenverständnis der Christkatholischen Kirche – wie auch der anderen altkatholischen Kirchen -, dass die Hierarchie nicht eine Hauptrolle spielen darf. Alle Kirchenglieder haben Anspruch auf Information und transparente Vorgänge, auch wenn nur die als Delegierte offiziell gewählten Personen abstimmen.»

Daniel Konrad, christkatholischer Pfarrer und zurzeit Bistumsverweser der Christkatholischen Kirche der Schweiz
Daniel Konrad, christkatholischer Pfarrer und zurzeit Bistumsverweser der Christkatholischen Kirche der Schweiz

Die Nominierten sollen bekannt sein, damit in den Gemeinden weitere Diskussionen über sie stattfinden könnten. Konrad geht davon aus, dass der Anlass in Olten neue Überlegungen ausgelöst und somit die Entscheidung «nicht unbedingt» erleichtert habe. «Das Nachdenken geht weiter.»

Die Transparenz bei der christkatholischen Bischofswahl ist nicht vollständig. Bei der Wahl im Mai legen die Synodalen einen verdeckten Wahlzettel in die Urne. Es wird also nicht publik, wer wen gewählt hat – «ausser die Diskussionen danach enthüllen das.»

Transparenz als «Art des Vollzugs»

Welche Elemente könnte die römisch-katholische Kirche von der christkatholischen Kirche übernehmen, um mehr Transparenz zu schaffen in Sachen Bischofswahl? Daniel Konrad macht dazu keine konkreten Empfehlungen. Sondern betont, Transparenz sei nicht die Grundlage, sondern die «Art des Vollzugs».

Kandidat Frank Bangerter, ursprünglich reformiert, stellt sich der Wahl zum christkatholischen Bischof.
Kandidat Frank Bangerter, ursprünglich reformiert, stellt sich der Wahl zum christkatholischen Bischof.

Am Anfang stehe der «gut altkatholische Grundsatz», dass ein Bischof oder eine Bischöfin aus dem Bistum kommen soll, in welchem er oder sie gewählt werde. Zweitens sei es «gut altkirchlicher Brauch, dass die Wahl unter Beteiligung der Geistlichen und Laien zustande kommt, aber nicht von den Vorgesetzten allein, und auch nicht durch ein nicht-repräsentatives kleines Gremium», so der Bistumsverweser.

Partizipation gehört dazu

Elementar sei für die christkatholische Kirche die Synodalität. Als Kirche, die im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts entstanden ist, gehörten dazu auch demokratische Strukturen. Erst wenn eine Wahl durch Vertreterinnen und Vertreter der Kirchenglieder vorgenommen werde, könne diese Art von Transparenz entstehen. «Ohne die Möglichkeit der Mitbestimmung ist eine Kommunikation über Kandidaten zwar sinnvoll, aber ändert nichts an der fehlenden Partizipation», ist Daniel Konrad überzeugt.

Kandidat Lars Simpson bei seiner Ansprache an der Wählerversammlung in Olten.
Kandidat Lars Simpson bei seiner Ansprache an der Wählerversammlung in Olten.

Bischofsweihe im September

Die Weihe des neuen Bischof findet Mitte September, also erst einige Monate nach der Wahl, statt. Der Ort ist noch unbekannt. Für die Weihe reisen die Bischöfe der Internationalen Altkatholischen Bischofskonferenz in die Schweiz. Hauptkonsekrator ist der altkatholische Erzbischof von Utrecht, Bernd Wallet.

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An der Wählerversammlung der Christkatholiken am 13. April in Olten nahmen Synodale und Laien teil. | © zVg
16. April 2024 | 17:00
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