Gottesdienst in der Altkatholischen Kirche in Stuttgart.
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Warum heissen die Christkatholiken in Deutschland Altkatholiken?

Manche finden, altkatholisch klinge altbacken und rückwärtsgewandt. In Deutschland gab es einen Vorstoss, den Namen zu ändern. Doch das Pro-Lager konnte sich nicht durchsetzen. Warum in Deutschland die Altkatholiken nicht Christkatholiken heissen, weiss Martin Bürgin.

Die altkatholische Kirche in Deutschland heisst auch künftig altkatholisch. Bei der 63. Synode des altkatholischen Bistums wurde am Sonntag ein Antrag auf Einrichtung einer Namens-Findungskommission nach kontroverser Diskussion zurückgezogen, wie das Portal katholisch.de berichtet.

Eine eigenständige Kirche

Die Findungskommission sollte einen «programmatischen Namen für unsere Kirche» finden. Die Bezeichnung «altkatholisch» werde vielfach als traditionalistisch und reaktionär verstanden. Ein neuer Name sei nicht nur aufgrund der damit geweckten Assoziationen nötig, sondern auch, weil sich die altkatholische Kirche in den letzten Jahren zu einer eigenständigen Kirche entwickelt habe und sich nicht nur in Abgrenzung zur römisch-katholischen Kirche verstehe, zitiert katholisch.de aus der Antragsbegründung der Landauer Gemeinde.

Laut dem Bericht stand als neuer Name die Schweizer Variante «christkatholisch» nicht zur Diskussion. Sondern es ging um die Bezeichnungen «reform-katholisch», «synodal-katholisch» und «liberal-katholisch».

Die nächste Synode befasst sich mit grundsätzlichen Fragen

Warum hält die Mehrheit am Namen «altkatholisch» fest? In der Debatte sei deutlich geworden, dass es bei der Diskussion um einen neuen Namen letztlich um programmatische und inhaltliche Fragen gehe, teilte das Bistum laut katholisch.de am Sonntag mit: «Wir müssten daher nicht über unseren Namen nachdenken, sondern darüber, wofür wir stehen und wie wir diese Inhalte in die Öffentlichkeit tragen.»

Christkatholische Kirche Peter und Paul in Bern.
Christkatholische Kirche Peter und Paul in Bern.

Eine deutliche Mehrheit der Synode folgte dem Antrag von Bischof Matthias Ring, sich bei der nächsten Synode mit diesen grundsätzlichen inhaltlichen Fragen zu befassen.

Christus als Oberhaupt – daher der Name Christkatholiken

Der Schweizer Martin Bürgin ist Assistent für Kirchengeschichte am Institut für Christkatholische Theologie in Bern. Warum heissen die Christkatholiken in der Schweiz anders als in Deutschland?

Der Historiker Martin Bürgin im Kino "Royal" in Baden.
Der Historiker Martin Bürgin im Kino "Royal" in Baden.

«Die Christkatholiken verneinen eine – aus ihrer Perspektive – absolutistische Führungsfunktion des Papstes. Die im Ersten Vatikanischen Konzil verkündeten Dogmen der päpstlichen Unfehlbarkeit und des Jurisdiktionsprimats lehnen sie ab. Mit dem Begriff Christkatholizismus bringen sie zum Ausdruck, dass sie als Oberhaupt der katholischen Kirche ausschliesslich Jesus Christus und keinesfalls den Bischof von Rom akzeptieren», sagt Martin Bürgin am Sonntag zu kath.ch. 

Neu-Katholiken meint die römisch-katholischen Christen

Der in Deutschland übliche Begriff «altkatholisch» mache deutlich, dass eine «Abgrenzung zu den Neu-Katholiken vorgenommen wird», sagt Martin Bürgen. «Die Neu-Katholiken folgten den neuen päpstlichen Dogmen. Andererseits wird damit die theologische Verankerung in der alten Kirche hervorgehoben.» (kna/rr)


Gottesdienst in der Altkatholischen Kirche in Stuttgart. | © KNA
2. Oktober 2022 | 17:37
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