Jakob Bernet war Chorherr im Stift St. Michael Beromünster.
Schweiz

Chorherr Jakob Bernet: «Das Beste war, dass ich nach Beromünster kam»

Den Satz sagte Jakob Bernet vor einiger Zeit mit allem Nachdruck und voller Freude. Seit 2001 hatte er seinen Platz in der Stiftskirche St. Michael und Sitz und Stimme im Kapitel des Chorherrenstifts St. Michael Beromünster. Ein Nachruf auf den Priester, Chorherrn und Stiftsbibliothekar.

Harald Eichhorn*

Geboren wurde er am 9. April 1935 in Sursee, an der Mittelschule in Sursee und im Benediktinerkollegium Sarnen absolvierte er das Gymnasium. Theologie studierte er in Luzern, Paris und Solothurn. Besonders seine Zeit am Séminaire St. Sulpice in Paris prägte ihn.

Otto Wüst war sein geistlicher Vater

Am 29. Juni 1960 weihte ihn Bischof Franz von Streng in der St. Ursenkathedrale von Solothurn zum Priester. Zum Primizaltar führte ihn als geistlicher Vater Otto Wüst, der spätere Bischof von Basel.

Bischof Otto Wüst lebte von 1926 bis 2002.
Bischof Otto Wüst lebte von 1926 bis 2002.

Er wirkte je fünf Jahre als Vikar in Interlaken BE und an der Marienkirche in Bern. Von dieser Zeit schreibt er: «Meine beiden Vorgesetzten – Pfarrer Franz Strütt und Pfarrer Walter Stähelin – bereiteten mich gut vor auf die eigenverantwortliche Tätigkeit als Pfarrer.»

Er war von 1970 bis 1988 Pfarrer von Derendingen SO, von 1988 bis 1990 von Meggen LU und von 1991 bis 2001 von Lunkhofen AG. Zudem leitete er von 1999 bis 2001 die Verhandlungen der Synode der römisch-katholischen Landeskirche Aargau als Präsident.

Zum Chorherrn ernannt

Jakob Bernet war Chorherr im Stift St. Michael Beromünster.
Jakob Bernet war Chorherr im Stift St. Michael Beromünster.
Auf den 31. Juli 2001 wurde Pfarrer Jakob Bernet vom Regierungsrat des Kantons Luzern als Chorherr an unseres Stifts St. Michael Beromünster gewählt. Bis zu seiner Ernennung zum Leutpriester (Pfarrer) der Stiftspfarrei St. Michael übernahm er priesterliche Dienste in verschiedenen Pfarreien und Klöstern der Umgebung.

Unter anderem war er zwei Jahre lang Pfarradministrator von St. Stephan in Beromünster. Von 2012 bis 2022 versah er dann das Amt des Leutpriesters.

Der Stiftsbibliothekar

Als Stiftbibliothekar erwarb er sich grosse Verdienste um den Erhalt des historischen und die Registrierung des modernen Bestandes. Bedeutend war die von ihm angeregte und geförderte Herausgabe des «Katalogs der mittelalterlichen Handschriften des Stifts Beromünster». Bibliothekar war er im Leib und Seele.

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Als er nach Beromünster kam, hatte er keinerlei EDV-Kenntnisse. Diese hat er sich erst hier angeeignet, um seine Aufgabe richtig ausüben zu können. Täglich war er in der Bibliothek zu finden. Wichtig war ihm auch die Mitgliedschaft in der Arbeitsgemeinschaft Schweizerischer Stiftbibliothekare, deren Jahrestagungen er immer besucht hat.

Jeden Montag am Gärtnern

Wichtig war ihm auch die Arbeit in seinem Garten, wohl als Ausgleich, aber auch im Sinne der Selbstversorgung. Jedenfalls am Montag war er im Garten zu finden.

Er war ein bescheidener, zurückhaltender, aber gut organisierter und genauer Mitbruder. Seine Pflichten als Chorherr erfüllte er vorbildlich. Das Chorgebet war ihm wirkliches Anliegen und die Präsenz im Chorgestühl war ihm wichtig.

Harald Eichhorn ist Stiftspropst des Chorherrenstifts St. Michael Beromünster.
Harald Eichhorn ist Stiftspropst des Chorherrenstifts St. Michael Beromünster.

«Das Beste was mir passiert ist, war dass ich nach Beromünster kam», sagte er mir einmal. Auch für unser Stift war es ein Glücksfall, dass er nach Beromünster gekommen war.

Wechsel ins Pflegewohnheim

Einen grossen Einschnitt ins Leben von ihm und uns Chorherren bedeutete sein krankheitsbedingter Eintritt am 23. Mai 2023 in Pflegewohnheim Bärgmättli Beromünster, wo er die Zeit bis zu seinem Tod gut betreut und zufrieden verbrachte.

Am Abend des 3. Februar hat Gott ihn zu sich heimgeholt. Am Mittwoch, 7. Februar, feierten wir für ihn die Eucharistie und bestatteten ihn in der Vorhalle unserer Stiftkirche. Bald wird auch sein Wappen die berühmte Wappenwand zieren.

Kirchenlied als Glaubenszeugnis

Im Trauergottesdienst wies ich daraufhin, dass der Gedanke an die Vatergüte Gottes zur Frömmigkeit unseres Verstorbenen gehörte. Die dritte Strophe des Kirchenliedes KG 381 fand ich bei seinen Aufzeichnungen, sozusagen als Zusammenfassung seines Glaubens und seiner Frömmigkeit:

Kirchengesangbücher
Kirchengesangbücher

«O Gott, du meine Zuversicht, auf dich will ich Vertrauen, vom Morgen bis die Nacht anbricht, auf deine Güte bauen. Denn du bist stets zur Gnad bereit, am Ende voll Barmherzigkeit lässt du dein Heil mich schauen.» Die Trauergemeinde sang die Verse voller Inbrunst.

Wir empfehlen den lieben Verstorbenen Ihrem Gebet und danken ihm für alles, was er in seinem langen Leben für uns getan hat. R.I.P.

*Harald Eichhorn ist Stiftspropst des Chorherrenstifts St. Michael Beromünster. Auf der Webseite ist die Todesanzeige aufgeschaltet – mit Gedenkzeiten.


Jakob Bernet war Chorherr im Stift St. Michael Beromünster. | © zVg
9. Februar 2024 | 12:00
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