Carla Hagenbach leitet die Minischar in Arlesheim - hier bei einem Lageraufenthalt in Pany GR
Konstruktiv

Carla Hagenbach: «Die Minis wollen gemeinsam etwas erleben»

In der Pfarrei Arlesheim engagieren sich rund 40 Kinder und Jugendliche als Ministrantinnen und Ministranten in den Gottesdiensten. Den Kitt bilden die vielen gemeinsamen Erlebnisse, sagt Scharleiterin Carla Hagenbach. Und die Folge: «Sie lernen in der Gemeinschaft zu leben und füreinander sorgen.»

Regula Pfeifer

Arlesheim hat offenbar viele Ministrantinnen und Ministranten. Sehen Sie das auch so?

Carla Hagenbach: Wir waren früher etwa 50 Minis. Die Zahl ist wegen Corona etwas zurückgegangen. Jetzt sind wir bei etwa 40 Kindern und Jugendlichen, die ministrieren. Das ist immer noch eine relativ hohe Zahl im Vergleich zu den 10 bis 15 Minis, welche die anderen Pfarreien der Umgebung haben.

«Dank unseren Events machen die Kinder länger mit beim Ministrieren.»

Sportlicher kantonaler Minitag in Arlesheim, April 2023
Sportlicher kantonaler Minitag in Arlesheim, April 2023

Wieso ist das so?

Hagenbach: Ich denke, das liegt am Konzept, das wir in der Pfarrei Arlesheim seit längerem haben. Die Events, die wir organisieren, tragen dazu bei, dass die Kinder länger mitmachen beim Ministrieren.

Können Sie das etwas ausführen?

Hagenbach: Meist steigen die Kinder nach der Erstkommunion aus eigenem Antrieb bei den Minis ein. Wenn aber die Pubertät anfängt, ist es nicht mehr cool zu ministrieren. Da motiviert die Aussicht, ins Leitungsteam zu gelangen, zu bleiben. Und zudem wird das Zugehörigkeitsgefühl zur Gruppe wichtiger – und damit braucht es Möglichkeiten, gemeinsam etwas zu erleben.

Viele Ministrantinnen und Ministranten dienen in der Kirche Arlesheim.
Viele Ministrantinnen und Ministranten dienen in der Kirche Arlesheim.

Was machen Sie denn gemeinsam und wie oft?

Hagenbach: Meist unternehmen wir einmal im Monat etwas miteinander. Im Januar sind wir für das Sternsingen jeweils vier Tage in Arlesheim unterwegs. Im Februar gibt es meist einen Schlitteltag. Weiter organisieren wir Spielnachmittage. Wir beteiligen uns einmal jährlich an einer Pfarrei-Wallfahrt und leiten dabei eine Velogruppe.

«Alle ein bis zwei Jahre organisieren wir etwas Grosses.»

Alle ein bis zwei Jahre organisieren wir etwas Grosses – etwa eine Reise in den Europapark oder ins Alpamare. Und nach den Sommerferien veranstalten wir ein Openair-Kino für die Minis. Im Herbst verbringen wir eine Woche im Ministrantenlager – immer wieder in einem anderen Lagerhaus der Schweiz.

Die Arlesheimer Minischar im Ferienlager im bündnerischen Pany, 2022
Die Arlesheimer Minischar im Ferienlager im bündnerischen Pany, 2022

Dann sind sie eine sehr engagierte Mini-Gruppe…

Hagenbach: Ja, und von unserer Art her würde ich unsere Ministrantenschar eher mit einer Jubla-schar gleichstellen. Die Hälfte unserer Leitenden haben eine J+S-Ausbildung. So können wir Jubla-Lager besuchen. Und wir machen seit 2018 Lager, die mit den J+S-Voraussetzungen übereinstimmen.

Hilft die Jugend und Sport-Ausbildung bei der Leitung?

Hagenbach: Ja, man merkt schon, wer einen solchen Kurs gemacht hat und wer nicht. Die Leitungskompetenz ist ganz anders.

«Von der Organisation her liegt alles bei uns Jungen.»

Sind auch erwachsene Pfarreimitarbeitenden bei den Minis aktiv?

Hagenbach: Unser aktueller Pfarrer ist Präses und damit manchmal an unseren Sitzungen dabei. Auch schaut er bei unseren Events vorbei. Aber von der Organisation her liegt alles bei uns Jungen.

Mini-Dienst in Arlesheim: Carla Hagenbach (3.v.r.) ist Scharleiterin
Mini-Dienst in Arlesheim: Carla Hagenbach (3.v.r.) ist Scharleiterin

Wie sind die Kontakte zu Gottesdienstbesuchenden?

Hagenbach: Es gibt manchmal Leute, die zu uns kommen und finden: Das war megaschön, wie ihr das gemacht habt. Viel mehr nicht.

Der soziale Kitt passiert also einfach unter den Minis selbst, den jüngeren und älteren?

Hagenbach: Ja, genau.

«Die zwei, drei Menschen mit besonderen Bedürfnissen werden recht gut aufgenommen von den anderen Kindern.»

Was lernen Minis fürs Leben?

Hagenbach: Sie lernen in der Gemeinschaft zu leben und füreinander zu sorgen, was ich sehr schön finde. Wir haben in Arlesheim zwei, drei Menschen mit besonderen Bedürfnissen. Diese werden recht gut aufgenommen von den anderen Kindern. Während dem Ministrieren unterstützen wir sie. Das finde ich schön.

Was für einen Tipp geben Sie Pfarreien, die Mühe haben, Ministrantinnen und Ministranten zu finden?

Hagenbach: Viel läuft bei Kindern über die Beziehung. Wenn sie wissen: Da ist eine, die mag ich, dann entscheiden sie sich eher fürs Ministrieren, als wenn es einfach heisst: es ist halt eine Gruppe, die sonntags ministriert. Der Bezug zu jemandem erleichtert es den Kindern, den Schritt zu gehen. Die Person, die die Kinder zur Erstkommunion führt, sollte die Kontakte zwischen den Kindern und den Minis herstellen.

Carla Hagenbach: Mini-Scharleiterin hat Katechetin zur Mutter

Carla Hagenbach (22) leitet die Ministrantenschar in Arlesheim im Kanton Basel-Landschaft und wohnt auch in der Gemeinde. Sie kam über ihre Mutter zum Mini-Dienst in Arlesheim. Diese arbeitete in der Pfarrei als Katechetin und nahm ihre Kinder jeweils zu Kinderfeiern mit. In Arlesheim besuchte Carla Hagenbach den Religionsunterricht und feierte ihre Erstkommunion. Danach begann sie dort zu ministrieren, gleich wie ihr Bruder. Sie habe sich gesagt: «Wenn ich sowieso zur Kirche muss, dann mache ich wenigstens aktiv mit.» Nach vier Jahren gab sie es auf, zusammen mit ihrem Bruder. 2016 fing die damals 15-Jährige wieder an. Sie kam direkt ins Leitungsteam, war erst zwei Jahre Hilfsleiterin, dann wurde sie Leiterin. 2021 übernahm sie mit einer Kollegin die Scharleitung. Sie macht aktuell ein Praktikum und beginnt im September ein Bachelorstudium an der Fakultät für Psychologie in Basel. (rp)


Carla Hagenbach leitet die Minischar in Arlesheim – hier bei einem Lageraufenthalt in Pany GR | © zVg
7. Juni 2023 | 07:23
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