Bischof Felix Gmür, Präsident der Schweizer Bischofskonferenz.
Schweiz

Brief von Bischof Gmür: «Ich muss mich darauf einstellen, weiter in der Öffentlichkeit demontiert zu werden» 

Bischof Felix Gmür hat einen Brief an seine Mitarbeitenden mit Leitungsfunktion im Bistum Basel geschrieben. Der Brief betrifft zum Beispiel auch Seelsorgende. Darin geht es um die Ergebnisse der Missbrauchsstudie und den Umgang mit ihr. Gmür dankt seinen Mitarbeitenden für ihr Engagement. Gleichzeitig rechnet er selbst damit, «weiter in der Öffentlichkeit demontiert zu werden» – und beklagt ein Misstrauensvotum.  

«Unterschiedliche Schlussfolgerungen, Forderungen und Anschuldigungen, auch gegenüber mir, dem Bischof von Basel und Präsidenten der SBK, stehen im Raum. Dazu habe ich Stellung genommen und mich am 14. September 2023 in einem offenen Brief auch an die Gläubigen gewandt», beginnt Bischof Gmür sein Schreiben.

«Sie müssen den Kopf hinhalten»

«In dieser Situation sind kirchliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in meinem Namen tätig sind, in besonderer Weise betroffen. Deshalb wende ich mich heute an Sie (…) Denn Sie müssen in vielen Situationen den Kopf hinhalten. Menschen aus Ihren Pastoralräumen und Missionen wenden sich an Sie – nicht immer nur freundlich. Austrittsschreiben treffen vermehrt ein. Sie hören tagtäglich, wie Menschen leiden, Sie halten ihre Wut aus, Sie setzen ihrer Ohnmacht Ihre Präsenz entgegen. Dabei sind Sie selber all diesen unterschiedlichen Gefühlen ebenfalls ausgesetzt.»

«Sie geben unserer Kirche ein Gesicht»

Bischof Felix Gmür dankt den Mitarbeitenden für die Begegnungen und Gespräche. «Sie geben damit unserer Kirche ein Gesicht. Sie verkörpern, dass sie eine vertrauenswürdige Organisation ist, die nicht ausweicht, wenn Fragen kommen, die sich ihrer Vergangenheit ehrlich stellen will und die mit den Menschen zusammen neue Wege sucht. In dieser Suche weiss ich mich mit Ihnen verbunden.

Club Diskussionsrunde zum sexuellen Missbrauch in der Kirche mit Barbara Lüthi als Moderatorin (Mitte)
Club Diskussionsrunde zum sexuellen Missbrauch in der Kirche mit Barbara Lüthi als Moderatorin (Mitte)

Denn nur gemeinsam werden wir gestärkt aus dieser Krise hervorgehen. Deshalb danke ich Ihnen insbesondere auch dafür, dass Sie auf gegenseitige Vorwürfe und Schuldzuweisungen im dualen System verzichten. In der Bistumsleitung tun wir alles uns Menschenmögliche, um aufzuklären, um Hilfe und Unterstützung anzubieten.»

«Deutliches Misstrauensvotum»

«Ich persönlich, die Mitglieder der SBK und meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Leitung des Bistums sind irritiert über das Schreiben des RKZ-Präsidiums vom 19. September 2023, welches auch in der Sendung «Club» im Schweizer Fernsehen SRF thematisiert wurde. Trotz dieses deutlichen Misstrauensvotums hat Bischof Joseph Maria Bonnemain bereits am Dienstagabend im «Club» zugesagt, mit einer externen Fachperson für die Voruntersuchungen vollumfänglich zusammen zu arbeiten.

Vom Umgang mit Austrittsschreiben

«Ich muss mich darauf einstellen, weiter in der Öffentlichkeit demontiert zu werden. Ich vertraue darauf, dass Sie als meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unterscheiden und einordnen können.»

In einem Link zum Brief gibt Gmür Empfehlungen zum Umgang mit Austrittsschreiben in der aktuellen Situation. Dabei bittet er seine Mitarbeitenden bei jenen Austrittsschreiben, die auf die Missbrauchsstudie Bezug nehmen, «eine aufmerksame Beantwortung». Dabei solle auch Verständnis gezeigt werden für berechtigte Emotionen wie Wut, Enttäuschung, Frust und Verzweiflung. Ebenso die eigene Betroffenheit über das Leid der Opfer, das Ausmass des Leidens bezeugen und den Austritt zu bedauern. (woz)


Bischof Felix Gmür, Präsident der Schweizer Bischofskonferenz. | © Regula Pfeifer
22. September 2023 | 14:34
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