Bistumsprecherin an Freidenker: «Katholiken denken selber»

St. Gallen, 24.8.15 (kath.ch) Die Aktion, mit welcher die Schweizer Freidenker-Vereinigung Katholikinnen und Katholiken zum Austritt aus der Kirche aufrufen, stösst im Bistum St. Gallen auf massive Kritik. Die Bistumssprecherin fühlt sich an die Zeit des Kulturkampfes erinnert und weist das Vorgehen der Freidenker als «missionarisch» zurück. Die Leistungen in der Kirche seien nicht mit wenigen Sätzen abzuwerten, so die Sprecherin Sabine Rüthemann in einer Mitteilung vom 24. August.

Es «erstaune und verletze», dass die Freidenker-Vereinigung in ihrem Aufruf zum Kirchenaustritt die Umschreibung «Ihr seid alle Huonder» gewählt habe, schreibt die Sprecherin von Bischof Markus Büchel. Denn damit würden gleich alle Katholikinnen und Katholiken auf die Aussagen eines Bischofs reduziert, von der sich zudem vier andere Mitglieder der Schweizer Bischofskonferenz distanziert haben.

Katholiken benötigen keine Beratung

Mit dem Verweis auf die durch den Churer Bischof Vitus Huonder an einem Vortrag gemachten Aussagen zur Homosexualität, die zu massiver Kritik und rechtlichen Schritten gegen den Bischof geführt haben, würden die Freidenker die Wirklichkeit in der katholischen Kirche vollkommen verkennen. Eine solche Kampagne erinnere sie an Zeiten des Kulturkampfes, schreibt Bischofssprecherin Sabine Rüthemann. «Katholikinnen und Katholiken treffen ihre Entscheidungen auch in belastenden Situationen als mündige Christinnen und Christen», hält Rüthemann weiter fest und ergänzt süffisant, die Kirchenmitglieder benötigten dazu keine «Beratung» durch Freidenker.

Zudem stellt die Sprecherin klar, dass die katholische Kirche als Gemeinschaft seit alters her «Einheit in der Vielfalt» sei, wo durchaus gestritten und gerungen werde. Die Leistungen in der Kirche seien auch nicht an den Aussagen eines Bischofs messbar, sondern würden vielmehr in den Pfarreien, Jugendorganisationen, Fachstellen und Sozialwerken ersichtlich.

Viele Fragen aufgeworfen

Die am Montag, 24. August, angelaufene Plakataktion hat auf zahlreichen kirchlichen Stellen zu vielen Rückfragen geführt. Bereits vergangene Woche hatte beispielsweise die Informationsbeauftragte der katholischen Körperschaft im Kanton Zürich, Kerstin Lenz, gegenüber kath.ch festgehalten, dass ein Kirchenaustritt durch den Wegfall von Kirchensteuergeldern vor allem die Kirchgemeinde vor Ort und damit die Pfarrei- und Seelsorgearbeit treffe. Damit werde aber keinerlei Protest gegen ein Verhalten von einem Bischof oder der Kirchenleitung als Ganzes ausgedrückt.

Auch bei der römisch-katholischen Zentralkonferenz der Schweiz (RKZ) seien zahlreiche Fragen eingegangen, teilt deren Generalsekretär Daniel Kosch mit. Ob die RKZ auf die Aktion reagieren werde, entscheide das Präsidium an der kommenden Sitzung Ende August, schreibt Kosch und verweist seinerseits auf die Stellungnahme aus dem Bistum St. Gallen.  (ms)

Stellungnahme des Bistums St. Gallen: «Katholiken denken selber»

Plakat-Aktion: Freidenker werben bei Katholiken für Kirchenaustritt

Sabine Rüthemann, Kommunikationsbeauftragte Bistum St. Gallen | © kath.ch
24. August 2015 | 15:34
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