Pfadfindergruppen und Erzbischof Pierbattista Pizzaballa begleiten die Feierlichkeiten in Bethlehem (Archivbild)
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Bethlehem feiert erneut Weihnachten ohne ausländische Gäste

25 Pfadfindergruppen mit Trommeln, Dudelsäcken und diversen anderen Blasinstrumenten drängten sich am Freitagmorgen am Anfang der «Star Street» zur Bethlehemer Altstadt. In die wartende und feiernde Menge mischte sich ein gutgelaunter Erzbischof Pierbattista Pizzaballa.

Andrea Krogmann

Während die Kinder und Jugendlichen mit manch schräger Note defilierten, schüttelte der Lateinische Patriarch von Jerusalem unzählige Hände, segnete Kinder und lächelte zum Erinnerungsfoto in zahllose Handykameras. Erst mit einer guten Stunde Verspätung zum traditionellen Zeitplan setzte sich der Zug um Pizzaballa in Richtung Krippenplatz in Bewegung.

Ein wenig davon machte der hochgewachsene Italiener durch seinen zügigen langen Schritt wieder wett. Statt wie sonst als Schlusslicht hinter den Pfadfindern, schritt Pizzaballa diesmal durch ein Spalier bunter Uniformen – die auf diese Weise gleichzeitig die Lücke schlossen, die das Ausbleiben der sonst Tausenden Pilger und Besucher aus aller Welt hinterliess.

Wie schon im Vorjahr blieben sie weitgehend unter sich: der Patriarch, die einheimischen Christen und zahlreiche palästinensische Muslime, die zum Weihnachten-Feiern in die Geburtsstadt gekommen waren. Die ein oder andere enttäuschte Stimme war zu hören, dass es nicht mehr Besucher waren; doch es überwog die Freude, dass das Feiern in diesem Jahr wieder möglich war.

Abbas abwesend

Der ranghöchste palästinensische Gast hingegen fehlte unterdessen in diesem Jahr. Der palästinensische Präsident Mahmud Abbas, der es sich sonst nicht nehmen lässt, der Mitternachtsmesse in der Katharinenkirche beizuwohnen, liess sich durch Ministerpräsident Mohammed Schtajjeh vertreten – Stimmen zufolge als Schutz vor einer Corona-Ansteckung. Seit Beginn der Pandemie meidet der 86-Jährige grössere Veranstaltungen.

Platz gab es dafür in diesem Jahr für jene, die in «normalen» Jahren ob der grossen Zahl ausländischer Besucher oft das Nachsehen haben. Wurde die Mitternachtsmesse 2020 noch mit pandemiebedingten grösseren Einschränkungen gefeiert, wurden in diesem Jahr alle Pfarreien im Heiligen Land besonders zum Mitfeiern eingeladen. Alle 1.500 Einlasskarten seien verteilt worden, hiess es aus der Franziskanerkustodie vor dem Fest.

Christen aus Gaza

Über eine Gruppe von Mitfeiernden freute man sich in Bethlehem besonders: Christen aus der kleinen katholischen Pfarrei in Gaza-Stadt. Insgesamt 500 Ausreisegenehmigungen für Christen verschiedener Konfessionen hatte die zuständige israelische Behörde Cogat im Vorfeld angekündigt.

«Freudiger als im vergangenen Jahr» falle das diesjährige Weihnachtsfest aus, sagte denn auch Patriarch Pizzaballa. Die grössere Beteiligung sei ein ermutigendes Zeichen. In seiner Weihnachtspredigt schlug der Italiener einen ähnlichen Ton an wie Papst Franziskus in seiner auf Zypern aufgezeichneten Weihnachtsbotschaft an die Jugend im Heiligen Land: Wer auf die Hoffnung und auf die Zukunft setze, werde nicht enttäuscht werden, hatte dieser gemahnt.

Glaube und Hoffnung seien untrennbar verbunden und bedingten einander, hiess es vom Patriarchen. Der sonnige Wintertag mit romantischem Sonnenuntergang, der sich aus dem morgendlichen Regengrau entwickelt hatte, schien die Hoffnungskomponente zu unterstreichen.

Rückkehr der Pilger

Einen besonderen Weihnachtswunsch gab Patriarch Pizzaballa aus Bethlehem für Bethlehem mit auf den Weg: dass es «mit einer gemeinsamen Aktion von Politik, Kirche und Reiseveranstaltern, lokal und international» gelingen möge, trotz Pandemie sichere Wege für eine Rückkehr der Pilger zu ermöglichen. Dann erst werden die vielen Familien in der Geburtsstadt aufatmen können, die von den ausländischen Besuchern leben.

Und dann wird auch Weihnachten wieder wie «alle Jahre» in Bethlehem gefeiert werden können: als Volksfest von Pilgern und Einheimischen, bis auf den letzten Platz an der Krippe ausgebucht. (kna)


Pfadfindergruppen und Erzbischof Pierbattista Pizzaballa begleiten die Feierlichkeiten in Bethlehem (Archivbild) | © KNA / Andrea Krogmann
25. Dezember 2021 | 11:08
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