Wenn das Leben dem Ende entgegengeht.
Schweiz

Basel: «Gespräch mit Exit – kein Problem», sagt katholischer Theologe

Basel, 24.4.15 (kath.ch) Sterbehilfeorganisationen sollen im Kanton Basel-Stadt Zugang zu allen öffentlich unterstützten Spitälern und Alters- und Pflegeheimen erhalten. Dies sei «kein grundsätzliches Problem», sagte der Verantwortliche für Öffentlichkeitsarbeit der römisch-katholischen Kirche beider Basel, Thierry Moosbrugger, am Freitag, 24. April, auf Anfrage gegenüber kath.ch. Kritische Reaktionen kommen dagegen von einzelnen Spitälern und Heimverbänden.

Barbara Ludwig

Die Sterbehilfeorganisation Exit setze sich für «ein menschenwürdiges Sterben» ein; damit gehe es der Organisation letztlich um «das Gleiche wie uns», so Moosbrugger weiter. Die katholische Kirche teile dieses Anliegen. Auch wenn man in der Frage der Sterbehilfe eine andere Haltung vertrete, lehne man die Organisation als Ganzes nicht ab. Natürlich gebe es keine Zusammenarbeit bei konkreten Projekten, aber «die katholische Kirche will mit Exit im Gespräch sein», sagte der Theologe.

Politik für Selbstbestimmungsrecht

Sterbehilfeorganisationen sollen im Kanton Basel-Stadt Zugang zu allen öffentlich unterstützten Spitälern und Heimen erhalten. Das baselstädtische Parlament hat am Mittwoch, 22. April, gegen den Willen der Regierung, aber mit deutlicher Mehrheit einen entsprechenden Vorstoss überwiesen, meldete die «Neue Zürcher Zeitung» (23. April).

Der FDP-Grossrat Luca Urgese hatte kritisiert, dass es immer wieder vorkomme, dass Patienten und Bewohner von Spitälern oder Heimen daran gehindert werden, Sterbehilfe in Anspruch zu nehmen. Und dies obschon Sterbehilfe in der Schweiz erlaubt ist. Es sei Aufgabe des Staates, «dem Selbstbestimmungsrecht des Menschen und der Menschenwürde als fundamentale Grundrechte zum Durchbruch zu verhelfen», argumentierte er in seiner Motion. Die Basler Regierung muss nun einen Vorschlag ausarbeiten, der den Zugang von Sterbehilfeorganisationen zu den Spitälern und Heimen regelt.

Kritik von Spitälern und Heimen

Gar nicht begeistert vom Entscheid des Basler Grossen Rates ist Peter Eichenberger, Direktor des Claraspital, laut einer Meldung des Regionaljournals Baselland von Radio SRF1 (23. April). Als Spital mit katholischer Trägerschaft lehnt es jede Form von Sterbehilfe ab. Gegründet wurde das Spital 1928 von den Ingenbohler Schwestern, die nach wie vor im Verwaltungsrat vertreten sind.

Werde der Entscheid des Parlaments umgesetzt, hätte man «ein ganz grosses Problem», so der Direktor in der Sendung. Er geht davon aus, dass dann eine «Gegenbewegung» entstehen würde. Der Rückhalt des Spitals in der Bevölkerung sei so gross, dass «uns kaum jemand zwingen würde», Sterbehilfeorganisationen Zugang zu Patienten zu gewähren, zeigte sich Eichenberger überzeugt.

Beim Verband der Basler Alterspflegeheime (VAP) kann man sich der Sendung zufolge nicht mit der Idee anfreunden, dass künftig alle Heime Sterbehilfeorganisationen in ihren Räumen zulassen müssen. Der Verband vertritt auch Mitglieder mit religiösem Hintergrund, die Sterbehilfe grundsätzlich ablehnen. «Der Vorstand findet, es ist zu respektieren, dass es unterschiedliche Wertehaltungen gibt», sagte Geschäftsführerin Claudia Roche gegenüber dem Radio.

Suizidprävention muss gefördert werden

Skeptisch äusserte sich auch Benno Meichtry vom Dachverband der Alters- und Pflegeheime Curaviva Schweiz in einem Interview auf der Homepage des Schweizer Radios und Fernsehens (SRF) vom Donnerstag, 23. April. Sowohl Angestellte von Heimen als auch Bewohner könnten es als Belastung erleben, wenn Sterbehilfeorganisationen in der Institution Sterbewillige in den Tod begleiten. Mit der Zulassung der Sterbehilfeorganisationen müsse auch die Suizidprävention gefördert werden, so Meichtry. Bereits heute laste wegen der demografischen Entwicklung und steigender Gesundheitskosten ein Druck auf älteren Menschen. (bal)

Wenn das Leben dem Ende entgegengeht. | © Roger Wehrli
24. April 2015 | 14:51
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