Patriarch Bartholomaios I. bei einer Rede in Freiburg i.Ü.
International

Bartholomaios I.: Kyrill soll sich Putin widersetzen

Der Moskauer Patriarch Kyrill legitimiert Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kein Verständnis dafür zeigt der ökumenische Patriarch. Kyrill hätte zu Putin sagen sollen: «Herr Präsident, ich kann Ihnen nicht zustimmen. Ich trete zurück, ich gehe», sagt Bartholomaios.

Der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I., hat seinen Unmut über die Unterstützung des orthodoxen Moskauer Patriarchen Kyrill I. für Russlands Krieg gegen die Ukraine Luft gemacht. 

Wie kann sich Kyrill vor seinem eigenen Gewissen rechtfertigen?

In einem Interview des griechischen TV-Senders ERT sagte das Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie amDienstagabend, er hätte erwartet, dass Kyrill den russischen Einmarsch in die Ukraine verurteilt. Der russische Patriarch hätte «seinen Thron opfern» und zu Wladimir Putin sagen sollen: «Herr Präsident, ich kann Ihnen nicht zustimmen. Ich trete zurück, ich gehe», so Bartholomaios.

Der Konflikt zwischen Kyrill I. (l.), Patriarch von Moskau, und Bartholomaios I. (r.), griechisch-orthodoxer Patriarch von Konstantinopel, dürfte andauern. Hier bei einem Treffen im August 2018.
Der Konflikt zwischen Kyrill I. (l.), Patriarch von Moskau, und Bartholomaios I. (r.), griechisch-orthodoxer Patriarch von Konstantinopel, dürfte andauern. Hier bei einem Treffen im August 2018.

Vielleicht wäre Kyrill I. dafür ins Gefängnis gekommen. Er wisse nicht, was Präsident Putin tun würde, wenn sich das russische Kirchenoberhaupt seinen Plänen widersetzen würde, so der Patriarch von Konstantinopel. Aber so eine Haltung wünschten sich andere orthodoxe Kirchenführer von Kyrill I. Es sei undenkbar gewesen, dass eine Kirche nicht gegen Krieg sei. Er wisse nicht, wie sich der Moskauer Patriarch vor seinem eigenen Gewissen rechtfertigen könne, erklärte Bartholomaios.

«Metaphysischer Kampf»

Kyrills Äusserungen zu Russlands Angriffskrieg auf Linie des Kreml-Chefs Wladimir Putin sorgen international seit Wochen für Empörung. Der Patriarch rechtfertigte den Militäreinsatz als «metaphysischen Kampf» des Guten gegen das Böse aus dem Westen. Seit Jahren propagiert er eine «russische Welt», zu der auch die Ukraine gehöre. (kna)


Patriarch Bartholomaios I. bei einer Rede in Freiburg i.Ü. | © Martin Spilker
25. Mai 2022 | 16:42
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