Spielplatz des Hotels von Caritas Schweiz auf Lesbos.
Schweiz

Balkanroute blockiert: Caritas verstärkt Flüchtlingshilfe in Griechenland

Luzern, 11.3.16 (kath.ch) Die Balkanroute, während Monaten Fluchtweg für Hunderttausende, ist verriegelt. Caritas Schweiz will deshalb ihr Engagement für Flüchtlinge in Griechenland ausbauen. Dort stranden immer mehr allein reisende Frauen und Kinder. Die bestehenden Nothilfeprojekte in Serbien und Kroatien laufen weiter, werden aber aufgrund der jüngsten Entwicklungen in den kommenden Wochen langsam zurückgefahren, sagt Mandy Zeckra, beim Hilfswerk zuständig für die Koordination der Aktivitäten auf der Balkanroute, gegenüber kath.ch.

Barbara Ludwig

Seit September 2015 hilft Caritas Schweiz geflüchteten Menschen entlang der Balkanroute. Das Hilfswerk ist in insgesamt fünf Camps in Serbien und Kroatien aktiv. Dort verteilt es Nahrungsmittel und Decken und unterstützt die hygienische und medizinische Versorgung der Flüchtlinge. «Von den im Herbst angelaufenen Aktivitäten in Serbien und Kroatien profitierten bislang rund 30’000 Menschen», sagt Zeckra gegenüber kath.ch.

Immer mehr Länder entlang der Balkanroute, über die im vergangenen Jahr laut einer Meldung der «Neuen Zürcher Zeitung» (online, 9. März) mehr als eine Million Menschen nach Westeuropa gelangt waren, haben ihre Grenzen dichtgemacht. Der «Tages-Anzeiger» (9. März) sprach nach dem jüngsten Entscheid von Slowenien, Serbien und Kroatien, nur noch Menschen mit gültigen Pässen und Visa einreisen zu lassen, vom «Ende der Balkanroute».

Weiterhin Menschen auf der Route unterwegs

Braucht es die Hilfe von Caritas Schweiz in Serbien und Kroatien nun nicht mehr? Zeckra antwortet: «Die Grenzschliessungen haben zu einem Stau der Flüchtlinge geführt, nicht nur in Griechenland, sondern auch in diesen beiden Ländern. Es bewegen sich also weiterhin Flüchtlinge auf der Route. Und diese brauchen unsere Hilfe.» Das Hilfswerk wolle deshalb seine Aktivitäten in den Camps von Presevo, Kanjiza und Subotica (Serbien) und in Sysak und Zagreb (Kroatien) aufrechterhalten. Zeckra kündigt aber an, Caritas Schweiz werde nach den jüngsten Entscheiden die Massnahmen in diesen Ländern in den kommenden Wochen zurückfahren.

Derweil nimmt die Flüchtlingsnot in Griechenland zu. «Der Bedarf an Hilfe ist immens. Nach offiziellen Angaben sind 30’000 bis 40’000 Menschen in Griechenland gestrandet. Wir vermuten aber, dass es mehr sind», sagt Zeckra. Bei Caritas Schweiz befürchtet man, dass sich die Situation noch verschlimmern wird. «Tausende Menschen werden hier stranden und nicht mehr wegkommen.»

Immer mehr geflüchtete Frauen und Kinder in Griechenland

Nicht nur die Zahl der Flüchtlinge nimmt zu, sondern es sind auch immer mehr besonders verletzliche darunter. «Mittlerweile beträgt der Anteil von Frauen und Kindern, die alleine unterwegs sind, über 60 Prozent. Diese folgen dem Familienvater, der oftmals vorausgereist ist. Dann gelangen auch immer mehr schwangere Frauen, kranke, alte und behinderte Menschen nach Griechenland.»

Für Caritas Schweiz ein Grund, ihr Engagement auf Griechenland zu fokussieren. Bislang konnte das Hilfswerk in Griechenland rund 7’500 Menschen helfen. Es beherbergt seit November 2015 in einem ehemaligen Hotel auf Lesbos und in zwei Unterkünften in Athen Menschen, die zur Gruppe der besonders verletzlichen Flüchtlinge gehören. «Hier können die Flüchtlinge zwei bis drei Tage wohnen. Sie werden verpflegt und erhalten frische Wäsche. Wichtig ist ausserdem, dass sie sich Informationen für die Weiterreise beschaffen können», sagt Zeckra.

Idomeni ist der Ort an der griechisch-mazedonischen Grenze, der sich wegen der Grenzschliessung von einem Durchgangslager in eine Elendssiedlung verhandelt hat (Neue Zürcher Zeitung, 8. März). Caritas Schweiz ist auch dort präsent. «Wir verteilen Nahrungsmittel und Hygieneartikel. Zudem installieren und warten wir Toiletten.»

Neues System: Geld und Gutscheine für Flüchtlinge

Neu will das Hilfswerk in Athen ein «Cash & Voucher-System» etablieren. Zeckra erklärt: «Das übliche System der Verteilung von Nahrung und Hilfsgütern taugt nicht immer. Anstelle von Nahrungsmitteln und Gütern erhalten die Flüchtlinge deshalb kleinere Geldbeträge und Gutscheine. Sie sollen damit die Möglichkeit erhalten, spezifische Bedürfnisse zu befriedigen.» Ein kranker Mensch soll sich so ein besonderes Medikament beschaffen können. «Dann gibt es auch Dinge, die man nach einigen Wochen Flucht neu kaufen muss. Zum Beispiel Unterwäsche.» (bal)

 

Spielplatz des Hotels von Caritas Schweiz auf Lesbos. | © Caritas Schweiz
11. März 2016 | 11:42
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