Salman Rushdie ist mit dem Friedenspreis des deutschen Buchhandels ausgezeichnet worden.
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Autor der Satanischen Verse erhält Friedenspreis des Deutschen Buchhandels

Er lebt noch Gott sei dank immer: 1989 war Salman Rushdie wegen seiner Satanischen Verse zum Tode verurteilt worden. Der 76-jährige Schriftsteller erhält den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Das teilte der Börsenverein am Montag in Frankfurt mit. Im vergangenen Jahr war der ukrainische Schriftsteller und Musiker Serhij Zhadan ausgezeichnet worden.

Christoph Arens

Seit seinem 1981 erschienenen Meisterwerk «Mitternachtskinder» beeindrucke der im indischen Mumbay geborene Rushdie durch seine Deutungen von Migration und globaler Politik, so die Jury.

Leidenschaftlicher Verteidiger der Freiheit

Trotz hohem persönlichen Risiko sei er einer der leidenschaftlichsten Verfechter der Freiheit des Denkens und der Sprache.

Salman Rushdie
Salman Rushdie

In seinen Romanen und Sachbüchern verbinde er erzählerische Weitsicht mit stetiger literarischer Innovation, Humor und Weisheit. Dabei beschreibe er die Wucht, mit der Gewaltregime ganze Gesellschaften zerstören, aber auch die Unzerstörbarkeit des Widerstandsgeistes Einzelner.

«Ich bin ein wenig eingeschüchtert von der Liste der bisherigen Preisträgerinnen und Preisträger.»

Salman Rushdie

Rushdie, der am Montag seinen 76. Geburtstag feierte, dankte der Jury für den Mut: «Ich bin ein wenig eingeschüchtert von der Liste der bisherigen Preisträgerinnen und Preisträger, zu der sich mein Name nun gesellen wird.»

Steinmeier würdigt Preisträger

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier gratulierte dem Preisträger. «Ihr ganzes Werk stemmt sich gegen die Ideologien und schrecklichen Vereinfachungen, verteidigt die wunderbare Komplexität der Welt und die enorme Kraft des Erzählens, der Sie sich in jedem Ihrer grossen Romane und Essays verpflichtet fühlen», schrieb er.

Frank-Walter Steinmeier
Frank-Walter Steinmeier

Rushdie bestehe darauf, dass die Freiheit des Schreibens und Sprechens niemals preisgegeben werden dürfe. «Vor dem Hintergrund Ihrer persönlichen Geschichte ist dies eine so mutige wie bewundernswerte, von innerer Unbeugsamkeit getragene Haltung.»

Ayatollah Chomeinis Fatwa

Darstellungen des Propheten Mohammed in Rushdies viertem Roman «Die Satanischen Verse» hatte der damalige Oberste Führer des Iran, Ruhollah Chomeini, 1989 zum Anlass genommen, den Schriftsteller mittels einer Fatwa zum Tode zu verurteilen.

Strassenszene aus der iranischen Hauptstadt Teheran, auf dem Weg zum Ayatollah Khomeini-Mausoleum.
Strassenszene aus der iranischen Hauptstadt Teheran, auf dem Weg zum Ayatollah Khomeini-Mausoleum.

Rushdie und sein berufliches Umfeld wurden seitdem zum Gegenstand zahlreicher Morddrohungen und Attentate durch Extremisten. Er selbst lebte jahrzehntelang unter Polizeischutz im Untergrund.

2022 Opfer eines Mordanschlags

Kurz vor Veröffentlichung seines jüngsten Romans «Victory City» wurde Rushdie im August 2022 Opfer eines Mordanschlags. Trotz massiver körperlicher und psychischer Folgen, mit denen er noch immer ringt, kündigte er Anfang Juni an, ein Buch über das auf ihn verübte Attentat schreiben zu wollen.

Die englische Königin Elizabeth II. und Papst Franziskus am 3. April 2014 im Vatikan.
Die englische Königin Elizabeth II. und Papst Franziskus am 3. April 2014 im Vatikan.

Sir Salman Ahmed Rushdie gehört zu den bedeutendsten Schriftstellern der englischsprachigen Gegenwartsliteratur. Seine Romane, die in über 40 Sprachen übersetzt wurden, verknüpfen häufig magischen Realismus mit historischer Fiktion. Sie sind oft auf dem indischen Subkontinent angesiedelt.

Dank Queen Elizabeth in Ritterstand erhoben

Rushdie schreibt neben Romanen auch Kurzgeschichten, Reiseberichte, Essays und journalistische Beiträge. Von 2004 bis 2006 war er Präsident des PEN American Center und anschließend für zehn Jahre Vorsitzender des PEN World Voices International Literary Festival.

2007 erhob Queen Elizabeth II. den Schriftsteller in den Ritterstand. Der Friedenspreis wird am 22. Oktober in der Frankfurter Paulskirche verliehen. Er ist mit 25’000 Euro dotiert und wird seit 1950 vergeben. Geehrt werden Persönlichkeiten, die in Literatur, Wissenschaft oder Kunst zur Verwirklichung des Friedensgedankens beigetragen haben. (kna)


Salman Rushdie ist mit dem Friedenspreis des deutschen Buchhandels ausgezeichnet worden. | © KNA
19. Juni 2023 | 13:00
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