Augustine Asogwa beim Gottesdienst in Olten
Schweiz

Augustine Asogwa: «Afrika ist die Hauptstadt des katholischen Glaubens»

Verfolgung, Zerstörung, Mord: Das ist der Alltag von Christinnen und Christen in Nigeria. Und dennoch seien die Gläubigen voller Hoffnung und Freude, sagt Augustine Asogwa (43), Pfarrer in Sitten. Afrika sei nun auf christlicher Mission in Europa.

Jacqueline Straub

«In der Schweiz haben wir Frieden», sagt Augustine Asogwa (43). «Doch in meiner Heimat Nigeria sieht das ganz anders aus. Christsein in Nigeria ist nicht sicher.»

Laut der nigerianischen NGO «Intersociety» wurden zwischen Januar und Juli 2021 3’462 Christinnen und Christen von islamistischen Fundamentalisten ermordet.

Eine Demonstration gegen Boko Haram in Nigeria
Eine Demonstration gegen Boko Haram in Nigeria

Vor allem im Norden Nigerias leiden die Gläubigen sehr, denn dort werde eine Islamisierung der Gesellschaft angestrebt. Terrorgruppen wie Boko Haram verschleppen Christinnen und Christen, beschlagnahmen oder zerstören Kirchen und zwingen Menschen, zum Islam zu konvertieren. «Viele Christinnen und Christen sind Flüchtlinge in ihrer Heimat», sagt Augustine Asogwa und berichtet von Gläubigen, die sich nicht mehr trauen, das Haus zu verlassen, geschweige denn eine Kirche zu besuchen.

«Die Kirche ist unsere Hoffnung.»

Und dennoch seien die Menschen stets positiv und fröhlich. «Die Kirche ist unsere Hoffnung. Die Menschen finden Trost und Zuversicht in der Kirche.» Eine starke Freude im Glauben könnte die Schweizer Kirche von Nigeria lernen, berichtet der Pfarrer in einem Gottesdienst in Olten.

«Das Christentum kam durch Irland zu uns nach Nigeria – vor nicht einmal 200 Jahren.» Die nigerianische Kirche sei zwar jung, aber der Glaube sei gross. Weil das Christentum eine sehr junge Religion in Nigeria ist, gebe es viele Berufungen. Die Kirchen und Priesterseminare seien voll, berichtet der Pfarrer, der im Wallis tätig ist.

In der Schweiz eine Seltenheit, in Nigeria zahlreich: Priesteramtskandidaten in Kaduna
In der Schweiz eine Seltenheit, in Nigeria zahlreich: Priesteramtskandidaten in Kaduna

«Nigeria hat 54 Bistümer. Im Durchschnitt werden pro Jahr über 500 neue Priester geweiht», sagt Augustine Asogwa. «Deswegen sind wir nun auf Mission in Europa.» Vor 200 Jahren kamen Christen aus Europa, um Nigeria zu christianisieren. «Nun schenken wir Europa wieder den Glauben. Afrika ist heute die Hauptstadt des katholischen Glaubens in der Weltkirche.»

«Wir finden erst Frieden, wenn es einen neuen Präsidenten gibt.»

Ob es in Zukunft Frieden für sein Land geben wird? «Wir finden erst Frieden, wenn es einen neuen Präsidenten gibt», sagt Augustine Asogwa. Der Priester setzt seine Hoffnungen auf die Präsidentschaftswahlen im kommenden Jahr. «Einer der drei Präsidentschaftskandidaten ist Christ. Er ist sehr beliebt. Wird er gewählt, wird es in den nächsten Jahren Frieden geben im Land.»

Zerstörte Kirche in Nigeria
Zerstörte Kirche in Nigeria

Der Priester wirft dem aktuellen muslimischen Präsident Muhammadu Buhari vor, den terroristischen Terror nur zaghaft zu bekämpfen. «Die Politik zeigt keine Bereitschaft, die Gewalt gegen Christinnen und Christen zu beenden oder die Täter zur Rechenschaft zu ziehen.»

Dennoch sieht der nigerianische Priester Hoffnungsschimmer: «Am vergangenen Weihnachtsfest kamen einige Musliminnen und Muslime mit Waffen zu einer Kirche», sagt Augustine Asogwa. Und zwar, um die Christinnen und Christen zu schützen: «Sie haben uns vor den Dschihadisten beschützt, so dass wir in aller Ruhe Gottesdienst feiern konnten.»


Augustine Asogwa beim Gottesdienst in Olten | © Jacqueline Straub
28. Oktober 2022 | 09:55
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