Valentine Koledoye
Schweiz

Terror in Nigeria: Bischofsvikar Koledoye schockiert über Blutbad in seiner Heimat

Mutmasslich islamistische Terroristen haben in Nigeria ein Massaker verübt. Die Behörden sprechen von Dutzenden Menschen, die während eines Pfingstgottesdienstes getötet wurden. Der Basler Bischofsvikar Valentine Koledoye kennt die Pfarrei St. Francis in Owo bestens: Er war hier früher als Priesteramtskandidat tätig.

Raphael Rauch

Wie geht es Ihnen?

Valentine Koledoye*: Es ist absurd. Heute ist Pfingsten. Wir feiern den Geburtstag der Kirche. Doch für die Gläubigen in Owo wurde der Pfingstgottesdienst zum Todesurteil. Ich habe vorhin mit meinem Bischof in Nigeria gesprochen. Er hat Schockierendes berichtet. Er rechnet mit über 40 Toten, darunter auch Kindern. Der Gottesdienst war knallvoll. Die Menschen wollten Pfingsten feiern – doch dann kamen die Terroristen.

In früheren Interviews haben Sie immer gesagt, Ihre Heimat sei sicher.

Koledoye: Bis heute hätte ich solch einen Anschlag für ausgeschlossen gehalten. Meine Heimat war immer weit weg vom Terror der Boko Haram. Aber die Islamisten sind auf dem Vormarsch.

Welchen Bezug haben Sie zur Pfarrei St. Francis?

Koledoye: Ich kenne die Kirche ganz genau. Hier habe ich zig Gottesdienste gefeiert. Ich war hier Priesteramtskandidat. Ich weiss nicht, wer unter den Toten ist. Aber die Wahrscheinlichkeit ist gross, dass ich jemanden kenne.

Wie geht es nun weiter?

Koledoye: Die Gerechtigkeit wird siegen. Nigeria ist ein weltoffenes, friedliches Land. Die Terroristen wollen aus meiner Heimat einen Islamistischen Staat machen. Das werden sie aber nicht schaffen. Denn auch unsere muslimischen Freundinnen und Freunde sind gegen den Terror. Jetzt gilt es zusammenzustehen. Gerade weil in einer Franziskus-Kirche das Blutbad angerichtet wurde, ist es angebracht, an die Friedensbotschaft des Heiligen Franziskus zu erinnern. Und an die Enzyklika von Papst Franziskus «Fratelli Tutti». Der Islam will ebenso den Frieden wie das Christentum.

* Valentine Koledoye (53) ist seit Mai 2020 Bischofsvikar der Region St. Urs mit Sitz in Liestal. Zu dieser Bistumsregion gehören die Kantone Aargau, Basel-Landschaft und Basel-Stadt. Er stammt aus Nigeria.

Papst Franziskus in grosser Trauer wegen Terrors in Nigeria

Nach dem Überfall auf eine katholische Kirche in Nigeria hat Papst Franziskus seine grosse Trauer zum Ausdruck gebracht. «Papst Franziskus betet für die Opfer und für das Land, das in einer Zeit des Feierns schmerzlich betroffen ist, und vertraut beides dem Herrn an, damit er seinen Geist schickt, um sie zu trösten», erklärte der Sprecher des Vatikans, Matteo Bruni, am Sonntagabend. Zunächst müssten nun die Einzelheiten des Vorfalls geklärt werden.

Bei dem Überfall während des Pfingstgottesdienstes wurden nach Medienberichten Dutzende Menschen getötet. Wie der britische Sender BBC meldete, entführten die bewaffneten Angreifer bei ihrem Angriff auf das Gotteshaus in Owo im Südwesten des Landes zudem den Priester sowie einige Gottesdienstbesucher.

Der Gouverneur des Bundesstaates Ondo, Rotimi Akeredolu, sprach auf Twitter von einer «abscheulichen und satanischen Attacke». Die Sicherheitslage in Nigeria gilt seit längerem als angespannt. Zuletzt erlebte das bevölkerungsreichste Land Afrikas eine neue Welle der Gewalt. (cic)


Valentine Koledoye | © zVg
5. Juni 2022 | 19:55
Lesezeit: ca. 2 Min.
Teilen Sie diesen Artikel!