Auferstehung trotz allem: Ukrainerinnen und Ukrainer feiern in Zürich Ostern
Heute feiern die orthodoxen Kirchen Ostern. Für den ukrainischen Priester Nazar Zatorskyy (42) ist es ein bedrückendes Osterfest. Die Bilder aus Moskau, wo Patriarch Kyrill und Präsident Putin zusammen Ostern feiern, sind für ihn unerträglich. Und trotzdem strahlt Ostern Hoffnung aus. Ein Besuch in Zürich.
Vera Rüttimann
Wenn sich ukrainische Familien in der Schweiz zum Osterfrühstück treffen, steht meist ein Körbchen auf dem Tisch. Darin sind Osterbrote, Puska genannt. Die traditionellen ukrainischen Süssgebäcke zu Ostern sind bespickt mit Rosinen und Gewürzen wie Muskatnuss und Vanille.
Manche der Brote sind sogar verziert mit religiösen Symbolen. Auf dem Tisch stehen auch andere Speisen wie Eier und verschiedene Käse- und Wurstsorten.
Nazar Zatorskyy segnet die Brote mit Weihwasser
Ukrainische Familien bringen am Samstag die Speisen in die Krypta der Zürcher Liebfrauenkirche und stellen sie vor den Altar. In der Mitte der Brote stecken sie eine Kerze, die später angezündet wird.
Nazar Zatorskyy (42) ist Priester der ukrainisch griechisch-katholischen Kirche in der Schweiz. Er segnet die Brote mit Weihwasser – und auch die Gläubigen.
«Gospodin» – «Herr»
Die Krypta der Liebfrauenkirche ist brechend voll. Manche kommen in ukrainischen Trachten, viele sind schick herausgeputzt. Die Gesichter der Gläubigen sind ernst. Die befreiende Botschaft von Ostern passt nicht zur Realität an der Kriegsfront, wo Putins Soldaten die Ukraine angreifen. Ostern trotz allem, Ostern als Hoffnung – das ist in Zürich die Devise.
Den Priester begleitet ein Trio mit Gesang. Immer wieder ist das Wort «Gospodin» zu hören, «Herr». Die Gläubigen blicken auf die grosse Ikone, die Maria mit dem Jesuskind zeigt. Die Ikone strahlt eine Hoffnung auf Frieden aus – dabei herrscht in der Ukraine zurzeit jeden Tag ein Karfreitag.
Ostern als Hoffnung
Viele Ukrainerinnen und Ukrainer unterhalten sich in den Bänken der Krypta oder draussen auf dem Vorplatz der Liebfrauenkirche. Die meisten kennen sich. Herzlich grüssen sie einander. Trotz des Krieges in der Ukraine, der alle bedrückt, hat die Stimmung in der Krypta etwas Österliches. Viele Kinder tollen in der Krypta umher.
Ostern, so spürt die Autorin dieser Zeilen, ist hier trotz der unerträglichen Bilder im Fernsehen und den bedrückenden Nachrichten aus der ukrainischen Heimat mit der Hoffnung verbunden, dass der Krieg bald enden möge.
Hier geht es zur › Bestellung einzelner Beiträge von kath.ch.