Arnold Landtwing
Rauchzeichen

Arnold Landtwing, Sandra Leis, Kardinal Fridolin: Was diese Woche wichtig wird

Diese Kündigung hat es in sich: Arnold Landtwing, der langjährige Sprecher des Zürcher Generalvikariats, hat gekündigt. Sandra Leis beginnt ihre Stelle als Podcast-Redaktorin bei kath.ch. Papst Franziskus besucht im Kongo Kardinal Fridolin. Und mit Lichtmess geht die weihnachtliche Festzeit definitiv zu Ende.

Raphael Rauch

Paukenschlag im Zürcher Generalvikariat: Der langjährige Sprecher Arnold Landtwing (60) hat gekündigt. Er wechselt zur Zuger Kantonalkirche.

Mitarbeitende verlassen weniger Organisationen als deren Führungskräfte

Leben ist Veränderung – insofern ist Landtwings Kündigung zunächst einmal eine persönliche Entscheidung, die für die Zuger Kantonalkirche ein grosser Gewinn und für das Bistum Chur ein herber Verlust ist.

Ein Lächeln für die Presse: Bischof Joseph Bonnemain im Garten zwischen dem C66 und seiner Wohnung. Rechts im Bild: Sprecher Arnold Landtwing.
Ein Lächeln für die Presse: Bischof Joseph Bonnemain im Garten zwischen dem C66 und seiner Wohnung. Rechts im Bild: Sprecher Arnold Landtwing.

Zugleich zeigt die Kündigung aber auch: Das Zürcher Generalvikariat ist kein Traum-Arbeitsplatz. Tatjana Disteli hat 2021 für sich entschieden: Nein – und ging zur Aargauer Landeskirche. Arnold Landtwing wäre zu loyal, um das Generalvikariat zu kritisieren. Und trotzdem dürfte sich auch bei ihm der Satz bewahrheiten: Mitarbeitende verlassen weniger Organisationen als deren Führungskräfte.

PR-Maschine für Bischof Joseph Bonnemain

Unter Josef Annen hatte Zürich einen Generalvikar, der seinem Titel gerecht wurde, und der auch etwas zu sagen hatte. Entsprechend interessant war der Posten des Kommunikationsverantwortlichen. Zu Beginn der Amtszeit von Bischof Joseph Bonnemain haben Arnold Landtwing und Simon Spengler kurzfristig die Bistumskommunikation übernommen – nachdem der Grichting-Vertraute Giuseppe Gracia Hals über Kopf hingeworfen hatte und aus der katholischen Kirche ausgetreten war.

Der Kniefall von Chur: Bischof Joseph Maria Bonnemain bittet am 19. März 2021 das Volk um den Segen.
Der Kniefall von Chur: Bischof Joseph Maria Bonnemain bittet am 19. März 2021 das Volk um den Segen.

Arnold Landtwing gelang es zusammen mit Simon Spengler, Bischof Joseph Bonnemain als Brückenbauer zu inszenieren, der trotz Opus-Dei- und Wolfgang-Haas-Vergangenheit für einen versöhnlichen Neuanfang im Bistum Chur steht.

Bonnemain hat Ja-Sager im Bischofsrat

Und heute? Für Bischof Joseph Bonnemain ist Sprecherin Nicole Büchel zuständig. Generalvikar Luis Varandas dürfte Arnold Landtwing unterfordern. Denn: Bonnemain gilt nicht gerade als Teamplayer. Zwar berät er sich gerne und viel mit seinem Bischofsrat, doch dort hat er vor allem Ja-Sager um sich. Von seinen Generalvikaren, vom Habitus eher Vikare als Generäle, hört man wenig. Entsprechend wenig zu tun hat auch der Sprecher des Zürcher Generalvikars Luis Varandas. 

Generalvikar Jürg Stuker übt sich in Zurückhaltung.
Generalvikar Jürg Stuker übt sich in Zurückhaltung.

Zumal auch sonst das Zürcher Generalvikariat weder mit theologischer Brillanz noch anders irgendwie positiv auffällt. Der Theologe Rudolf Vögele leistete sich im synodalen Prozess mehrere Pannen; so mancher Zürcher Pfarrer sehnt seine Pensionierung herbei. Personalchef Urs Länzlinger ist ein umgänglicher Diakon, der es aber auch nach Jahren nicht schafft, transparente Kriterien für eine Missio-Vergabe zu kommunizieren. Über Stefan Isenecker hört man aus dem Zürcher Hirschengraben, dass er nach eineinhalb Jahren im Generalvikariat immer noch nicht dossierfest ist. 

Bischof Bonnemain macht am liebsten alles alleine

Und Generalvikar Luis Varandas, der mit Bischof Joseph Bonnemain zusammen in einer Kleriker-WG in Zürich wohnt? Er verhält sich dem Vernehmen nach wie ein perfekter Mitbewohner: unauffällig.

Bischof Joseph Bonnemain
Bischof Joseph Bonnemain

Bischof Joseph Bonnemain muss sich überlegen, ob in Zeiten, da er am liebsten gerne alles selbst macht, das Zürcher Generalvikariat überhaupt einen Sprecher braucht.

Karin Iten kritisiert die Generalvikare

Wenn es um die Kritik an den Generalvikaren geht – nicht nur am Zürcher Luis Varandas, sondern auch am Churer Jürg Stuker oder am Innerschweizer Peter Camenzind –, wählt die Churer Präventionsbeauftragte Karin Iten bemerkenswerte Worte. 

Karin Iten
Karin Iten

Dem «Migros»-Magazin sagte sie, nicht nur Bischof Joseph Bonnemain sei als Führungskraft gefragt: «Wer auch fundamentalistische Kreise integrieren will, darf nicht naiv sein und muss klare Selbstreflexionsfähigkeit einfordern. Es führt aber nicht nur der Bischof allein – es braucht auch das Rückgrat aller anderen, etwa der Generalvikare. Diese könnten sich durchaus mehr einbringen.» Touché!

Jürg Stuker verteidigt den Römerkragen

Apropos Jürg Stuker: Der Moderator Curiae des Bistums Chur schlägt sämtliche Gesprächsanfragen aus, selbst zu harmlosen Themen wie der Renovierung des Churer Schlosses. Umso engagierter verteidigt er dafür den Römerkragen. Ein einziges Mal hat er sich in letzter Zeit proaktiv zu Wort gemeldet. Stichwort: Priesterhemd.

Trägt gerne ein Priesterhemd: Jürg Stuker.
Trägt gerne ein Priesterhemd: Jürg Stuker.

Unsere Berliner Praktikantin, die als Diaspora-Katholikin aus der Metropole zurzeit mit frischem Blick die Schweizer Kirchenlandschaft kennen lernt, beschrieb den Römerkragen in einem Text als «Kalkleiste», die Männer «sofort als Priester outen würde». Für Jürg Stuker ist das eine Form von «diskriminierender Sprache». Sein Vorschlag, stattdessen von einem Priesterhemd zu sprechen, mag zwar konstruktiv gewesen sein. Doch dürfte das Wort Priesterhemd weder in Berlin noch in Chur bei einer Strassenumfrage auf Verständnis stossen.

Sandra Leis beginnt bei kath.ch

Nun zu den erfreulichen Personalnews der Woche: Sandra Leis hat am Mittwoch, 1. Februar, ihren ersten Arbeitstag bei kath.ch. Ich habe Sandra Leis 2017 als Kollegin von Radio SRF2 Kultur kennen gelernt und freue mich, dass sie für kath.ch einen Podcast entwickeln und produzieren wird. Seit 2012 war sie in verschiedenen Funktionen für Radio SRF 2 Kultur tätig. In den letzten drei Jahren leitete sie die 25-köpfige Redaktion «Kultur & Gesellschaft». Herzlich willkommen!

Sandra Leis
Sandra Leis

Papst Franziskus ist im Kongo eingetroffen. Dort empfängt ihn ein Kapuziner, dessen Namen im Glarnerland die Herzen höherschlagen lässt: Kardinal Fridolin Ambongo. Der Vorsitzende des Glarner Fridolinbundes, Fridolin Hauser, bemüht sich seit Jahren, Kardinal Fridolin zur Näfelser Fahrt einzuladen. Er ist überzeugt: Der Kapuziner-Kardinal ist dank des Einflusses von Schweizer Kapuzinern zu seinem schönen Namen Fridolin gekommen sein.

Ausbeutung des afrikanischen Landes

In Kongo und in Südsudan erwarten Papst Franziskus ganz andere kirchliche Probleme, als wir sie in Europa kennen. Bei der Sexualmoral gelten Polygamie und Pflichtzölibat als drängendere Probleme als LGBTQ-Fragen. Hinzu kommen die politischen Probleme und die Ausbeutung des afrikanischen Landes durch internationale Konzerne, die zum Teil ihren Sitz in der Schweiz haben (und zwar in dem Kanton, für dessen Kantonalkirche Arnold Landtwing bald arbeiten wird: Zug).

César Mawanzi, Pfarrer in Rüti ZH.
César Mawanzi, Pfarrer in Rüti ZH.

Die Demokratische Republik Kongo ist wegen ihres Reichtums an Rohstoffen zum Spielball der Weltpolitik und der Weltwirtschaft geworden. Für viele Menschen dort heisst das: Vertreibung und Gewalt. «Durch die Reise in den Kongo kann Papst Franziskus die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit auf diesen Punkt lenken», sagt César Mawanzi (54), Pfarrer aus Rüti ZH, im kath.ch-Interview. Eine Perspektive von Fastenaktion auf den Kongo-Besuch gibt’s hier.

Kein Schlusspunkt der Weihnachtszeit

Am Donnerstag ist Lichtmess. In katholischen Kreisen hält sich hartnäckig ein populärer Irrtum: Vor der Liturgiereform soll die Weihnachtszeit bis Mariä Lichtmess gedauert haben, behaupten viele.

«Das ist nicht richtig», sagte Birgit Jeggle-Merz 2021 zu kath.ch. Die Liturgiewissenschaftlerin lehrt in Chur und Luzern. Sie betont: «Am Fest der Darstellung des Herrn wird zwar ein weihnachtliches Geschehen behandelt. Aber auch nach der alten liturgischen Ordnung wurde hier kein Schlusspunkt der Weihnachtszeit gesetzt.»

Wo bleiben die Diakonie-Revolutionäre?

Vor dem Aschermittwoch stehen noch andere schöne katholische Traditionen an, etwa der Blasius-Segen oder der Agatha-Tag mit der Segnung der Agatha-Brote.

Freude beim Helfen: Freiwillige des Vereins Incontro mit Leiterwagen auf der Zürcher Langstrasse.
Freude beim Helfen: Freiwillige des Vereins Incontro mit Leiterwagen auf der Zürcher Langstrasse.

Der Bischof von Chur, Joseph Bonnemain, weiht am 4. Februar vier verheiratete Männer zu Ständigen Diakonen. Ob sie Diakonie-Revolutionäre werden? Bislang ist Bonnemains grosser Wurf zu einem diakonischen Episkopat ausgeblieben. Vielleicht ermahnt er die künftigen Diakone dazu, nicht das zu werden, was leider auch kirchliche Realität ist: Diakone werden nicht Diakone aus Leidenschaft, sondern weil sie nicht Priester werden können. 

Diakonie sind keine Kelch-Putzer

Hierzu sagt Papst Franziskus: Diakone seien keine «Halbpriester», «Priester zweiter Klasse» oder gar «Luxus-Ministranten», sondern fürsorgliche Diener, die sich darum bemühten, dass niemand ausgeschlossen werde. Schliesslich gelte die Liebe Gottes allen Menschen. Papst Franziskus wünscht sich also weniger Diakone, die dem Priester den Kelch putzen, als Diakone, die auf der Zürcher Langstrasse für mehr Menschlichkeit sorgen.

Was wird nächste Woche wichtig – ausser dem europäischen Synoden-Treffen in Prag? Ich freue mich auf Ihren Input an rauchzeichen@kath.ch.

Eine weiterhin gute Woche wünscht Ihnen

Ihr

Raphael Rauch


Arnold Landtwing | © Hans Merrouche
31. Januar 2023 | 16:08
Lesezeit: ca. 5 Min.
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