Hearing zum synodalen Prozess in Luzern.
Schweiz

Arnd Bünker schlägt ein synodales Büro für die Schweiz vor

Die Schweizer Kirchenlandschaft gleicht einem Flickenteppich. An vielen Orten wird mitgemischt und rumgewurstelt. Der Pastoraltheologe Arnd Bünker schlägt ein nationales Büro vor. Es soll Synodalität auf nationaler Ebene koordinieren. Der Vorstoss kommt nicht bei allen gut an.

Raphael Rauch

Gremien, Räte, Kommissionen: Wer die Organigramme der Schweizer Bischofskonferenz (SBK) und der Römisch-Katholischen Zentralkonferenz der Schweiz (RKZ) studiert, braucht einen langen Atem. Komplizierte Doppelstrukturen, zähe Abläufe, wenig Output: So fassen die Teilnehmenden eines nationalen Hearings zum synodalen Prozess den Status quo der Schweizer Kirchenlandschaft zusammen.

Wo bleibt das «aggiornamento»?

Die Pastoralkommission der Schweizer Bischofskonferenz hat nach Luzern ins Pfarreizentrum St. Johannes eingeladen. Ein Betonbau, wie er nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil Mode war. Und so wie das Konzil der Kirche ein «aggiornamento», ein Update verpassen wollte, so soll auch der synodale Prozess die Schweizer Kirche in die Zukunft führen.

Bischof Markus Büchel beim Hearing zum synodalen Prozess in Luzern.
Bischof Markus Büchel beim Hearing zum synodalen Prozess in Luzern.

Dazu gehört auch das grosse Zauberwort Synodalität. «Wir müssen von unten anfangen. Hier gibt’s viel Kompetenz», sagt Franz Kreissl, der St. Galler Pastoralamtsleiter. «Wir brauchen eine klare Strategie und eine klare Koordination», sagt Arnd Bünker. Er leitet das Schweizerische Pastoralsoziologische Institut (SPI) in St. Gallen und ist Sekretär der Pastoralkommission.

«Es geht darum, Szenarien zu entwickeln»

Der Pastoraltheologe bringt ein nationales Synodenbüro ins Spiel: SBK und RKZ sollten mit der Pastoralkommission ihre Ressourcen bündeln und im Bereich pastorale Planung, Kirchenentwicklung und Grundlagenarbeit national zusammenspannen. Ein gemeinsames Synodenbüro solle «die operative Verantwortung für die Synodalität auf nationaler Ebene» tragen, sagt Arnd Bünker.

Davide Pesenti beim Hearing in Luzern.
Davide Pesenti beim Hearing in Luzern.

Das würde auch bedeuten, dass SBK und RKZ künftig enger zusammenarbeiten. Doch sind die Bischöfe überhaupt dazu bereit, Macht und Einfluss zu teilen? «Es geht darum, Szenarien zu entwickeln», sagt SBK-Generalsekretär Davide Pesenti.

«Mich erinnert das an die reformierte Kirche»

Bei der Diskussion in Luzern stösst Arnd Bünkers Vorschlag auf ein geteiltes Echo. Die Teilnehmenden sollen Schulnoten verteilen, die mit 2.4 oder im Dreierbereich wenig schmeichelhaft ausfallen.

Hearing zum synodalen Prozess in Luzern.
Hearing zum synodalen Prozess in Luzern.

«Mich erinnert das an die reformierte Kirche», meint ein Teilnehmer. «Wir müssen erst den weltweiten synodalen Prozess abwarten», sagt ein anderer. Die Churer Dogmatikerin Eva-Maria Faber findet: «Der Prozess in der Schweiz ist der schwierigste Teil.» Abt Peter von Sury vom Kloster Mariastein sagt: «Ich bin sehr gerne katholisch. Aber es ist ein Abenteuer.»

Daniel Kosch kritisiert Zusammenarbeit mit den Bischöfen

RKZ-Präsidentin Renata Asal-Steger betont: «Strukturen sind wichtig, damit wir über Inhalte sprechen können.» Der scheidende RKZ-Generalsekretär Daniel Kosch sagt: «Wir sehnen uns nach einem Aufbruch, nach einem wirklichen Pilgern. Gleichzeitig sind wir müde mit unseren ganzen Strukturen.»

Hearing zum synodalen Prozess in Luzern.
Hearing zum synodalen Prozess in Luzern.

Laut Daniel Kosch gibt es auf nationaler Ebene bereits eine «wunderbare synodale Vereinbarung» zwischen RKZ und SBK, die allerdings nicht gelebt werde. Daniel Kosch betont, man komme an einer Strukturdebatte nicht vorbei: «Es gibt Dinge, die können wir nur national lösen. Etwa in der Migrationspastoral oder bei der Aufarbeitung der Missbrauchskrise.»

Den synodalen Prozess weiterführen

Selbstkritisch sagt Daniel Kosch: «Viele Entscheidungen werden in geschlossenen Zirkeln getroffen – ohne spirituelle Dimension, ohne Partizipation. Das betrifft nicht nur die Bischöfe, sondern auch die Kirchenbehörden.»

Diskussion zum synodalen Prozess in Luzern.
Diskussion zum synodalen Prozess in Luzern.

Arnd Bünker nimmt einen neuen Anlauf. Die aus vier Männern bestehende Spurgruppe, die bislang den synodalen Prozess weiterführt, solle möglichst bald von einem anderen Gremium abgelöst werden. Arnd Bünker stellt ein Gremium vor, das den Anfang für ein nationales Synodenbüro machen könnte:

Mögliches nationales synodales Gremium

Co-Präsidium, bestehend aus je einer von SBK und RKZ delegierter Person
Vertretung SBK (Generalsekretär)
Vertretung RKZ (Generalsekretär)
Vertretung Pastoralkommission (SPI)
Vertretung Frauenrat
Vertretung Frauenverbandskontext
Vertretung Jugendverbandskontext
Vertretung Westschweiz
Vertretung Südschweiz
Sekretariat und Budgetverwaltung: SPI

Jetzt meldet sich Richard Lehner zu Wort. Der Generalvikar für den deutschsprachigen Teil des Bistums Sitten hat ein gutes Gespür für regionale Befindlichkeiten und Proporzdenken. «Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich die Westschweiz mit einer Person zufrieden gibt», sagt Richard Lehner. «Mir fehlen in dem Gremium auch die Ordensgemeinschaften.» Kritik gibt es auch, weil das Gremium nicht zu gleichen Teilen aus Frauen und Männern bestehen könnte.

Richard Lehner, Domherr und Generalvikar für den deutschsprachigen Teil des Bistums Sitten – hier vor dem Bischofssitz.
Richard Lehner, Domherr und Generalvikar für den deutschsprachigen Teil des Bistums Sitten – hier vor dem Bischofssitz.

Arnd Bünker sagt, es liege nun an der Pastoralkommission, die nächsten Schritte zu beschliessen. Praktischerweise tagt diese bereits am morgigen Dienstag.

27.09.2022, 8 Uhr: Nicht das SPI hat am Montag nach Luzern eingeladen, sondern die Pastoralkommission der Schweizer Bischofskonferenz, deren Sekretär SPI-Leiter Arnd Bünker ist. Wir haben die Angaben im Artikel korrigiert.


Hearing zum synodalen Prozess in Luzern. | © Christian Merz
26. September 2022 | 18:01
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