Demonstration "Es reicht" gegen den Churer Bischof Vitus Huonder im März 2014 in St. Gallen
Schweiz

Allianz «Es reicht!» fordert nach «Amoris laetitia» synodalen Prozess

Zürich, 9.4.16 (kath.ch) In einem synodalen Prozess soll die Kirche Schweiz das postsynodale Schreiben «Amoris laetitia» von Papst Franziskus aufarbeiten. Das fordert die Allianz «Es reicht!» in einer Würdigung des Papstschreibens am Samstag, 9. April. Der Allianz gehören zahlreiche katholische Organisationen an.

Das Lehrschreiben «Amoris Laetitia» (Freude der Liebe) überrasche durch seinen menschlich-verständnisvollen Ton. Der Papst verstehe sich als Seelsorger, der Menschen begleiten will, schreibt die Allianz. Er möchte nicht richten, sondern unterstützen, und suche den Dialog. Neu sei auch, dass Sexualität nicht als Gefahr gesehen wird, sondern als Chance.

Grenzen des neuen Dokuments

Dieser gute Wille durchziehe das ganze Dokument. Alles werde der Barmherzigkeit Gottes untergeordnet. «Leider» stosse diese dort an Grenzen, wo sich in der Kirche seit Jahren Tausende von Gläubigen Verständnis, Respekt und Gleichbehandlung erhofften: bei der Zulassung von wiederverheirateten Geschiedenen zur Eucharistie und bei der Segnung von homosexuellen Partnerschaften. «Uns befremdet zudem die Verurteilung der Genderideologie auf der Basis eines ideologischen Naturbegriffs», heisst es in der Mitteilung.

Widersprüche bestehen weiter

Hintergrund dieser Widersprüche dürfte die Polarisierung unter den Bischöfen an der Familiensynode von Oktober 2015 sein. Offensichtlich wollte der Papst den Widerspruch zwischen der Barmherzigkeit Gottes und der kirchenrechtlichen Praxis der katholischen Kirche nicht auflösen, was leider auf Kosten der Klarheit gehe.

In diesem Sinne sei die Familiensynode erst ein Anfang gewesen. Der Prozess müsse weitergehen, auch in der Schweiz. «Auch bei uns stellen wir eine grosse Polarisierung innerhalb der katholischen Kirche fest», schreibt die Allianz. «Wir brauchen deshalb synodale Prozesse, in denen vorrangig auf die Hoffnungen und Überzeugungen des Kirchenvolkes gehört wird.»

Synode 72 als Vorbild

Solche Prozesse seien nicht neu. Die Allianz verweist auf die Synode 72, die vor vierzig Jahren mit fruchtbaren Dokumenten der Übereinstimmung abgeschlossen wurde und der Kirche und der Seelsorge neue Impulse verliehen habe.

Die Allianz werde sich weiterhin dafür einsetzen, dass auf allen Ebenen der Kirche synodale Prozesse initiiert werden. Sie ruft die Schweizer Bischöfe auf, sich engagiert einzubringen und den Spielraum für regionale Lösungen zu nutzen, den ihnen Papst Franziskus mit «Amoris Laetitia» einmal mehr einräume. (gs)

 

Demonstration «Es reicht» gegen den Churer Bischof Vitus Huonder im März 2014 in St. Gallen |© Sylvia Stam
9. April 2016 | 17:39
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Allianz «Es reicht!»
Der Allianz gehören an: Appell «Segen statt Brot», Basisgruppen-Bewegung Deutschschweiz, Bündnerinnen und Bündner für eine glaubwürdige Kirche BBGK, FrauenKirche Zentralschweiz, Herbert Haag-Stiftung für Freiheit in der Kirche, Jungwacht Blauring Schweiz, Katholische ArbeitnehmerInnen-Bewegung KAB, Komitee aus dem Urnerland «Nicht mit uns, Herr Bischof Vitus Huonder!», Netzwerk «Kreuz und Queer durch Zürich», Pfarrei-Initiative, SKF Schweizerischer Katholischer Frauenbund, Theologische Bewegung für Solidarität und Befreiung TheBe, Verein Tagsatzung.ch. (gs)