Sagt, was ist und diente damit der Kirche mehr als manch ein Bischof oder Kardinal: Karin Iten.
Schweiz

Albin Belmont: «Die gute Frau hat das System Kirche doch nicht ganz verstanden»

Karin Iten tritt von ihrem Amt als Präventionsbeauftragte des Bistums Chur zurück. In der Facebook-Community von kath.ch wird dieser Schritt heiss diskutiert und sehr unterschiedlich bewertet: von «ausserordentlichem Bedauern» und grossem Dank bis hin zu Kritik an Bischof Joseph Bonnemain, dessen Worte «heuchlerisch» empfunden werden.

Charles Martig

Es gibt auf Facebook grosse Anerkennung für die Arbeit von Karin Iten. Thomas Gander meint: «Ich bedaure die Auflösung des Anstellungsverhältnisses ausserordentlich. Die Begründung, die Karin Iten kommuniziert, kann ich aber nachvollziehen. Was bleibt sind ihre zahlreichen, im höchsten Mass fachkundigen Impulse zur Prävention gegen sexuellen und spirituellen Missbrauch im Kontext der kirchlichen Arbeitsfelder im Bistum Chur.»

Karin Iten hat fachliche und charakterliche Kompetenz

Dem hält Lukas S. Brühwiler entgegen: «Ein paar Selbstverständlichkeiten hat sie erreicht – mehr nicht.» Er hält zum Abgang von Iten fest: «Die Fachkompetenz Itens ist am systembedingten Missbrauch des Klerus aufgelaufen. Die Kleriker können ihren spirituellen Missbrauch und ihre manipulativen Tendenzen (beides Vorwürfe von Iten an Bonnemain) weiter praktizieren. Die Opposition freut’s und ist verstummt.»

«Verständlich, dass Iten den Dienst quittiert hat.»

Lukas S. Brühwiler

Ein Recht auf sexuelle Selbstbestimmung gebe es aber weiterhin nicht. «Verständlich, dass Iten den Dienst quittiert hat. Nebst der fachlichen hat sich damit auch ihre charakterliche Kompetenz bestätigt.»

Monika Schmid: «unehrliche Worte des Bedauerns»

Monika Schmid zeigt sich traurig über diesen Schritt: «Danke für deine Arbeit Karin, für dein immer wieder nachhaken. Ich bin einmal mehr traurig, dass Frauen mit solcher Kompetenz einfach gehen gelassen werden mit ein paar unehrlichen Worten des Bedauerns.» Für das Gehen der Präventionsbeauftragte sieht Monika Schmid aber auch den Bischof von Chur in der Verantwortung: «Die Worte von Bischof Bonnemain empfinde ich heuchlerisch. Er hätte es in der Hand gehabt, Karin Iten zu halten.»

Joseph Bonnemain
Joseph Bonnemain

Albin Belmont kritisiert die Präventionsbeauftragten: «Wortreiches Interview mit Karin Iten. Zusammengefasst: sie wollte das System Kirche ändern, ändern nach zeitgemässen Kriterien. Da fallen Wörter wie Diversität, Gleichstellung, Perspektiven, Feminismus usw. Darüber immer das verschwörerische Zauberwort ‹Missbrauch›, wie ein Damoklesschwert. Aber am Ende geht es immer darum ‹die Kirche soll sich meinen Wünschen anpassen›.»

System Kirche nicht verstanden?

Albin Belmont sollte vielmehr der Glaube in den Vordergrund gestellt werden: «Kein Wort vom Glauben, kein Wort von der Verkündigung des Evangeliums und auch kein Wort von der Eucharistie» Nach der katholischen Glaubenslehre ist diese Quelle und Höhepunkt des christlichen Lebens. Er steigert sich dabei in die Aussage: «Die gute Frau hat das System Kirche doch nicht ganz verstanden.»

«Karin Iten hat innerhalb eines relativ kurzen Zeitfensters viel erreicht.»

Thomas Gander

Thomas Gander hält Albin Belmont entgegen: «Karin Iten hat innerhalb eines relativ kurzen Zeitfensters viel erreicht. Das bleibt und wird darüber hinaus womöglich von ihrem Kollegen weiterentwickelt. Jetzt macht sie einen weiteren Schritt in ihrer als erfolgreich zu bewertenden beruflichen Laufbahn. All dies läuft in ordentlichen Bahnen ab. Von ‹Handtuchwerfen› keine Spur.»

Theologische Begründung ist gefragt

Etwas süffisant und provokant formuliert Claire Geyer ihre Antwort an Albin Belmont: «Sie vermissen eine theologische Begründung des Tuns, dazu muss man Theologe sein, ein wichtiger Hinweis! Das ist ja nicht schwer erhältlich, es gibt viele Theologinnen, die nichts zu tun haben in der Kirche und hoch qualifiziert sind!»


Sagt, was ist und diente damit der Kirche mehr als manch ein Bischof oder Kardinal: Karin Iten. | © Christian Merz
5. Juni 2023 | 09:00
Lesezeit: ca. 2 Min.
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