Weihbischof Alain de Raemy
Schweiz

Alain de Raemy: «Ich möchte Missbrauchsbetroffene ermutigen, sich zu melden»

Der Apostolische Administrator des Bistums Lugano, Alain de Raemy, bezeichnet die Publikation der Pilotstudie im letzten Herbst als «Wendepunkt». Dadurch seien die Menschen ermutigt worden, über ihr bisher stilles Leiden zu reden.

Regula Pfeifer

Im Tessin sind seit dem 12. September letzten Jahres zehn neue Missbrauchsfälle gemeldet worden. An jenem Tag wurde die wissenschaftliche Pilotstudie zum sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche der Schweiz publiziert und an der Universität Zürich vorgestellt.

Bei den zehn neuen Tessiner Missbrauchsfällen geht es hauptsächlich um Belästigungen, aber auch um sexuelle Handlungen mit Kindern und Erwachsenen, wie catt.ch schreibt.

Anklage statt stilles Leiden

«Der 12. September stellt einen Wendepunkt dar», sagt Bischof Alain de Raemy gegenüber catt.ch. Auch im Tessin hätten Missbrauchsbetroffene lange Zeit im Stillen gelitten. Nun wählten sie den Weg der Anklage, was allerdings weder einfach noch in jedem Fall befreiend sei.

Schweigen
Schweigen

Er ermutige weitere Betroffene, sich entweder bei ihm oder bei den dafür vorgesehenen Meldestellen zu melden, sagt de Raemy weiter.

«Darüber zu sprechen, hilft den Menschen.»

Bischof Alain de Raemy

Seit der Publikation der Missbrauchsstudie hat sich der interimistische Leiter des Bistums Lugano an einigen Treffen den Fragen der Katholikinnen und Katholiken gestellt. Dabei habe er gemerkt: «Darüber zu sprechen, das Bewusstsein zu schärfen, sich auszutauschen, hilft den Menschen, sich des Problems bewusst zu werden und den Mut zu haben, davon zu erzählen.»

Missbrauch, Übergriff
Missbrauch, Übergriff

Seine Rolle als Kirchenvertreter sieht er folgendermassen: «Die Kirche ist da, um um Vergebung zu bitten, um zuzuhören, um jene aufzunehmen und zu unterstützen, die verletzt worden sind.»

Sensibilisierung über Missbrauch – auch für Priester

Auf die Frage, was aktuell in Sachen Ausbildung und Sensibilisierung zum Thema Missbrauch geht, verweist Alain de Raemy auf die kürzlich bekannt gemachte Initiative der katholischen Organisation «Azione cattolica ticinese» – mit fünf Anlässen dieses Jahr.

Ausserdem arbeite das Bistum seit 2017 mit der Kinderschutz-Stiftung ASPI zusammen – etwa betreffend Präventionsfragen im Religionsunterricht. An solchen Angeboten könnten auch Priester teilnehmen. Ausserdem werden die Tessiner Priesteramtskandidaten laut de Raemy im Zentrum für Berufsbegleitung des Bistums Mailand auch in Prävention geschult. (mit Informationen von catt.ch)

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Weihbischof Alain de Raemy | © catt.ch
11. März 2024 | 09:00
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