Weihbischof Alain de Raemy
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Alain de Raemy ärgert sich über sich selbst

Weihbischof Alain de Raemy kritisiert seinen Amtsbruder Bischof Felix Gmür für seine Position zum Pflichtzölibat. Die Gefahr bestehe darin, «einen direkten Zusammenhang zwischen Missbrauch und Zölibat herzustellen.» Und Alain de Raemy wird nicht nach Freiburg zurückkehren, obwohl das Bistum LGF im Krisenmodus läuft.

Nach einem Jahr im Amt als Apostolischer Administrator des Bistums Lugano hat catt.ch ein Interview mit Alain de Raemy geführt und ihn zu aktuellen Themen befragt:

«Ich wusste ein wenig über die Position von Bischof Gmür in dieser Frage. Ich ärgerte mich über mich selbst, denn als wir dieses Interview führten, das Interview von drei Bischöfen, einem aus jeder Sprachregion, mit drei nationalen Zeitungen (NZZ, Le Temps, Corriere del Ticino, veröffentlicht am 23. September 2023), gab mir der Journalist des Corriere del Ticino den Auftrag, den Artikel, den er geschrieben hatte, noch einmal zu lesen, um vielleicht etwas hinzuzufügen oder zu korrigieren, falls dies der Fall wäre. Das habe ich getan, aber ich habe meinen Beitrag zu diesem Thema übersehen, denn in dieser Diskussion hatte ich mich daran erinnert, dass der Zölibat nicht nur von Christus gelebt und von Christus für sich selbst gewollt wurde, sondern dass es Jesus selbst war, der ihn der Kirche als eine Gabe seiner selbst anbot, als einen sehr konkreten Ausdruck der totalen Selbsthingabe, ohne Vorzug. Ich habe mich also über mich selbst geärgert, weil ich dies in der Niederschrift des Interviews mit dem Corriere del Ticino nicht erwähnt habe. Die Gefahr der Haltung von Bischof Gmür besteht darin, einen direkten Zusammenhang zwischen Missbrauch und Zölibat herzustellen, was man – auch aus wissenschaftlicher Sicht – nicht machen darf.»

Zur Lage im Bistum Lausanne Genf und Freiburg (LGF) meinte Alain de Raemy, dass er trotz der schwierigen Lage – mit einer Notoperation des Bischofs Charles Morerod, dem vorläufigen Rückzug des Generalvikars Bernard Sonney und der interimistischen Übernahme der Geschäfte durch vier Laien – nicht nach Freiburg zurückkehren werde:

«Nein, sagen wir, das Bistum liegt nicht in den Händen dieser vier Laien. Sie sind für die Arbeit der Kurie zuständig. Denn wir haben bereits Vertreter des Bischofs in den Kantonen der Diözese. In jedem Kanton gibt es einen Laienbeauftragten des Bischofs, der gewissermassen die Rolle des Bischofsvikars spielt. Und das funktioniert auch weiterhin. Ich denke, die Priorität bleibt für mich das Tessin. Das ist klar.» (cm)


Weihbischof Alain de Raemy | © catt.ch
11. Oktober 2023 | 09:00
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